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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Tiergeographie

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Tiergeographie (Reptilien, Amphibien, Meeresfauna).

[Tafel VII, Karte 3, Stoßvogel, Wehrvögel, Kurzflügler.] Von den Stoßvögeln, von denen die Raubvögel auf eigner Karte behandelt sind, sind die Ruderfüßer kosmopolitisch; am weitesten verbreitet von diesen sind die Scharben, während Pelikane und Fregattvögel nur die wärmern Striche aller Erdteile bewohnen. Die zweite Gruppe, die der Schreitvögel, fehlt nur dem hohen Norden. Von ihnen sind Ibisse, Reiher, Störche in der Alten und Neuen Welt verbreitet (Störche fehlen nur Nordamerika). Schattenvögel und Schuhvögel sind durch nur je eine Art einzig in Afrika vertreten. Die Flamingos bewohnen die wärmern Breiten Europas, Asiens, Afrikas und Amerikas. Von den ebenfalls zu den Stoßvögeln gehörigen Steißfüßern bewohnen die Seetaucher die nördlichen Meere, von da an die Küsten kommend, die Lappentaucher stehende Binnengewässer aller Erdteile in allen Breiten. Sehr weit verbreitet sind die Entenvögel und unter ihnen wiederum die echten Enten; vorwiegend altweltlich sind die Tauchenten, ausschließliche Meeresbewohner die Eiderenten, die Baumenten fehlen Europa. Auch die Gänse bewohnen alle Erdteile und alle Zonen. Die Feldgänse bewohnen zum Teil die Meeresküsten (Meeresgänse), zum Teil das Binnenland beider Erdhälften; die Sporengänse nur Afrika, die Höhlengänse die östliche Halbkugel bis Neuseeland, die Hühnergänse Australien. Die Schwäne gehören der Alten und der Neuen Welt an. Die Ordnung der Wehrvögel ist auf Südamerika beschränkt. Von der Ordnung der Kurzflügler gehört die Gattung Emu Australien zu; ebenfalls in Australien, ferner in Neuguinea, Ceram und Neubritannien finden sich die Kasuare; die Nandus (Rhea) bewohnen Südamerika vom 30.° südl. Br. bis zur Magelhaensstraße, und der afrikanische Strauß endlich findet sich in den Wüstendistrikten Afrikas und den sandigen Steppen des südwestlichen Asien.

[Tafel VIII, Karte 1, Reptilien.] Schildkröten, Krokodile, Eidechsen, Kammeidechsen, Schlangen. Die Schildkröten (Chelonia) bewohnen die heißen und gemäßigten Zonen beider Erdhälften, es sind europäisch die Sumpfschildkröte, die griechische Landschildkröte und kaspische Schildkröte; reich vertreten sind Schildkröten in der äthiopischen, der orientalischen Region und in Nord- und Südamerika. In Australien leben nur Lurchschildkröten. Die Seeschildkröten sind über die wärmern Teile aller Ozeane verbreitet. Die Ordnung der Krokodile (Crocodilia) gehört vorwiegend der heißen Zone an. Auf Amerika beschränkt ist die Gattung Kaiman (Alligator Cuv.), auf die orientalische Region die Gattung Gavial (Gavialis Cherr), während die Gattung Crocodilus Cuv. (Krokodil) sowohl der östlichen Halbkugel (Afrika, orientalische Region, Nordküste Australiens) als auch der westlichen (Amerika und Westindien) angehört. Die Ordnung der Eidechsen (Sauria) ist kosmopolitisch, meidet jedoch die kältern Zonen und geht nicht über den Polarkreis; sie ist am meisten verbreitet in der neotropischen Region; zum Teil vikarieren Familien in ihrer Verbreitung (altweltliche Agamen und neuweltliche Iguanen); die kosmopolitischen Geckos gehen selbst auf entlegene Inseln, andre sind in ihrem Vorkommen beschränkt, so die Teju-Eidechsen auf Amerika und viele Scinciden-Gattungen auf die australische Region. Ganz isoliert steht in der heutigen Lebewelt die Ordnung der Rhynchocephalen, welche nur durch die Kammeidechse (Hatteria) repräsentiert wird; sie findet sich einzig auf Neuseeland, Die Ordnung der Schlangen (Ophidia) hat eine ähnliche Verbreitung wie die der Eidechsen, fehlt jedoch Neuseeland und vielen Inseln. Auch hier vikarieren verwandte Formen, so die Riesenschlangen der Alten und Neuen Welt (Python und Boa). Von Giftschlangen sind nur altweltlich die Vipern, in beiden Hemisphären heimisch dagegen die Grubenottern. Sehr verbreitet sind die Nattern, zu denen die Ringelnatter gehört; die Meer- oder Seeschlangen finden sich im Südlichen oder Stillen Ozean.

[Tafel VIII, Karte 2, Amphibien.] Froschlurche, Molche, Fischlurche, Schleichenlurche. Von den Amphibien haben die weiteste Verbreitung die Froschlurche (Anura), Frösche, Kröten, Laubfrösche etc., sie sind auf unsrer Karte alle zusammengefaßt mit Ausscheidung der durch den Mangel der Zunge charakterisierten Aglossa; sie sind fast universell, doch haben nur die Familien der eigentlichen Frösche und der Polypedatidae die annähernd gleiche kosmopolitische Verbreitung der ganzen Gruppe; sie finden sich auf Madagaskar und den polynesischen Inseln, fehlen jedoch in Neuseeland. Die Mehrzahl gehört den wärmern Gegenden an. Die Unken sind neotropisch und paläarktisch. Die Laubfrösche gehören sämtlichen Subregionen der neotropischen und nearktischen Region an, außerdem der paläarktischen Region mit Ausnahme Japans, ferner der indochinesischen Subregion, der austromalaiischen Subregion und dem australischen Festland an. Fast universell sind die Kröten. Von der durch den Mangel der Zunge ausgezeichneten Unterordnung der Froschlurche (Aglossa) ist die eine Gattung, Dactylethra, auf Afrika, soweit es der äthiopischen Region angehört, beschränkt, die andre, die bekannte Pipa, findet sich in Guayana und Brasilien. Die zweite Ordnung der Amphibien, die Schwanzlurche (Urodela), teilt sich ebenfalls in zwei Unterordnungen: Molche und Fischmolche. Die Molche (Salamandrina) sind charakteristisch für die nördlichen gemäßigten Regionen, sie fehlen völlig der äthiopischen und australischen Region und finden sich in der orientalischen nur in der indochinesischen Subregion; auf der westlichen Halbkugel sind die Molche charakteristisch für Nordamerika, nur einige wenige Arten gehen längs der Andes in die neotropische Region ein Stück weit hinein. Die Fischlurche, die zweite Unterordnung der Schwanzlurche bildend, haben eine sehr versprengte Verbreitung. Japan und Nordwestchina ist eigen der Riesensalamander, in den Flüssen Pennsylvaniens und Virginias lebt die Gattung Menopoma Hart., in den südlichen Vereinigten Staaten von New Orleans bis Carolina die Gattung Amphiuma, im Schlamme der Sümpfe von Carolina die Gattung Siren L., endlich die Gattung Proteus Hm. in den unterirdischen Höhlengewässern Dalmatiens und Krains. Die letzte Ordnung der Amphibien, die Schleichenlurche umfassend, ist ebenfalls eigentümlich verbreitet; ihre Glieder finden sich vereinzelt in den drei großen tropischen Regionen. Die Gattung Blindwühle im weitern Sinn lebt in der neotropischen, äthiopischen und orientalischen Region, Ceylon gehört die interessante Gattung Fühlerwühle an, während die Lochwühle eigentümlich für Brasilien und Mexiko ist.

[Tafel VIII, Karte 3, tiergeographische Meeresregionen und marine Nutztiere.] Den auf der Karte eingetragenen Meeresregionen ist die Verbreitung der Küstentiere zu Grunde gelegt, die von andern Faktoren abhängig ist als die der frei schwimmenden Scharen (s. Meeresfauna, Bd. 17). 1) Nordpolarregion.