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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

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Asien (Forschungsreisen in Ostindien, auf den östlichen Inseln, in Iran)

ging von Kratieh in östlicher Richtung über die Wasserscheide, ein ausgedehntes Plateau von ca. 500m Höhe, nach der anamitischen Küste, welche er im April 1891 bei Na-Trang erreichte. Die Längen verschiedener Orte in Siam hat in jüngster Zeit James M'Carthy, Leiter der Aufnahme von Siam, auf telegraphischem Weg bestimmt und auf Grund derselben, hauptsächlich durch Zeitübertragung, mehr als 400 Punkte in den verschiedenen Teilen des Landes miteinander verbunden. Die britische Besitzergreifung von Birma hat viele kleine Expeditionen und lokale Grenzbestimmungen zur Folge gehabt, und jedesmal sind dabei Aufnahme-Beamte beteiligt, so daß die Kenntnis des Landes (Upper Burma der Engländer) rasche Fortschritte macht und die Thätigkeit privater Forschungsreisender dort bald kein Arbeitsfeld mehr finden wird, abgesehen vielleicht von den Grenzgebieten gegen Tibet und China. Diese Arbeiten stehen unter der Leitung des Majors J. R. Hobday, welcher selbst im Winter 1890/91 einen Versuch machte, die Quellen des Irawadi zu bestimmen und dabei etwa einen halben Breitengrad über den Vereinigungspunkt der beiden Quellströme nach N. vordrang. Aus der Wassermenge des Mekha oder östlichen Quellflusses schließt er, daß dieser nicht viel weiter nördlich entspringen kann als der westliche, der Malikha, und daß demnach der große tibetische Strom Lukiang nicht der Oberlauf des Irawadi sein kann, sondern sich als derjenige des Salwen herausstellen wird. An der Festsetzung der Grenze zwischen Birma und Siam waren in den Jahren 1889 und 1890 Kapitän Jackson, Ogle und Elias beteiligt, wodurch unsre Kenntnis vom Mittellauf des Salwen und einiger seiner Zuflüsse erweitert wurde. Auch konnte Jackson einige Vorstöße in das indochinesische Grenzgebiet machen. In dem Distrikt Kjaukse, südöstlich von Mandale, war G. B. Scott thätig, ebenso in den Schanstaaten Baw und Jatsauk östlich von Mandale. In politischem und Handelsinteresse bereiste Lord Lamington die Schanstaaten zwischen dem Salwen und Tongking. Die Regierung der Straits Settlements läßt sich ebenso die Erforschung der bis zum 6.° nördl. Br. unter britischem Schutz stehenden malaiischen Halbinsel angelegen sein; sie hat unter dem Forstdirektor Ridley eine Expedition ausgesendet, um den gebirgigen Westen des Schutzstaates Pahang auf der Ostküste der Halbinsel zu erforschen und über dessen Hilfsquellen und Aussichten zu berichten. An dem Unternehmen beteiligen sich Dawison, Kurator des Museums in Singapur, und Leutnant Kelsall, drei Jäger und Sammler und drei Malaien vom Forstdepartement.

Ostindien.

Zu ethnologischen und kulturhistorischen Studien und Sammlungen bereiste Bastian (s. oben unter Westturkistan) die ostindische Halbinsel und Ceylon, wobei er sein Hauptaugenmerk auf die noch wenig bekannte Sekte der Dschainas richtete. Augenblicklich reist zu ähnlichen Zwecken Jagor aus Berlin dort, und 1890 verweilte Kurt Böck acht Monate im Himalaja, wo er mehrere hundert photographischer Aufnahmen machte. Im Winter 1890/91 reiste der französische Schiffsfähnrich Roux in Sikkim, Birma und Kaschmir.

Die ostasiatischen Inseln.

Von den Philippinen sind die noch in die Jahre 1888 und 1889 fallenden Rekognoszierungen und Reisen der spanischen Jesuitenmissionare Pastells, Llord, Heras, Terricabras und Barrado auf Mindanao nachzutragen, welche den Oberlauf und die Quellen des Rio Pulangui oder Rio Grande de Mindanao entschleierten. Im Sommer 1890 machte Dunlop eine Reise durch Britisch-Nordborneo, und zwar vom Kinabatangan-Fluß im O. zum Padas-Fluß im W., wobei er fand, daß beide Stromgebiete leicht durch einen Weg verbunden werden könnten. Sumatra zu durchkreuzen gelang im Februar und März 1891 dem Ingenieur Izermann, und zwar von Padang im W. nach Siak im O.; es ist dies das dritte Mal, daß eine solche Durchkreuzung gelang. Nach Celebes begab sich im August 1890 eine Expedition unter W. Jack von Queensland aus, um auf dieser Insel nach Mineralien zu suchen. Wohl schon in etwas frühere Zeit fallen die Reisen und Untersuchungen, namentlich ethnographischer und linguistischer Art, welche de Clercq als Resident von Ternate über wenig bekannte Teile seines Bezirks angestellt hat; es sind namentlich die Sula-und Banggoai-Inseln, der Osten von Celebes rings um die Tomoribucht, Ternate, Tidore und die südlich davon gelegenen Inseln und Teile von Dschilolo. Die Key-Inseln bereiste und erforschte 1890 H. O. W. Planten. Im südlichen Sumatra untersuchte Claine das Volk der Orang-Ulu und bestieg den Dempo und Merapi; im nördlichen Teil der Insel besuchte Modigliani die Südwestecke des Toba-Sees und den 90 m hohen Wasserfall, welchen der Ausfluß desselben bildet. Die Schweizer Naturforscher Bedot und Pictet studierten 1890/91 die Landfauna Sarawaks (Borneo), besuchten Java und die kleinern Inseln östlich davon und studierten dann die Meeresfauna auf Amboina; auch machten sie ethnologische Sammlungen und photographische Aufnahmen. Das westliche Flores durchkreuzte Meerburg von N. nach S. Im November 1890 begab sich Ten Kate zur weitern Erforschung der kleinen Sundainseln und zu anthropologischen Studien nach Niederländisch-Ostindien. Flores zu besuchen hinderte ihn vorläufig Feindseligkeit der Eingebornen; dafür unternahm er drei Exkursionen auf Timor, wo er zahlreiche Messungen an Eingebornen ausführte. Später gedenkt er wiederum nach Flores und nach Sumba zu gehen.

Iran.

Bedeutend ist die Thätigkeit der Engländer in Belutschistan, das jetzt völlig unter ihrem Protektorat steht, und wo Sir Robert Sandeman unermüdlich an der Arbeit ist: so unternahm er im Dezember 1889 eine Expedition nach dem Zhobthal, welche durch die Teilnahme von Oberst Holdich und Leutnant Mackenzie für die Geographie sich sehr fruchtbar erwies, und im Frühjahr 1891 eine zweite durch den Süden des Landes bis fast an die persische Grenze, wobei es ihm gelang, die durch Stammesfeindschaften versperrten Handelswege wieder zu eröffnen. Ferner wurden von europäischen Beamten Aufnahmen im westlichen Mekran und an der persisch-belutschischen Grenze gemacht, und ein Eingeborner, Jusuf Scherif, rekognoszierte ca. 25,000 engl. Quadratmeilen an der persischen Grenze. Aus Persien ist nur über eine Reise des Generalmajore T. E. Gordon von Teheran nach Mohammera im J. 1890 zu berichten, welche mit den englischen Bestrebungen zur kommerziellen Erschließung des südlichen Persien durch Straßenbau zusammenhängt. Auf einer östlich ausbiegenden Straße reisten Biddulph und Vaughan von Teheran nach Kaschan, wobei sie den großen Salzsumpf Darja-i-Namak entdeckten und überschritten.