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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Astypalaia; Atavismus; Äthyläther; Äthylenimin; Atmosphärische Elektrizität

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Astypalaia - Atmosphärische Elektrizität

mittlere Bewegung der Mondknoten in 365¼ Tagen – 19° 21'

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Luni-Solar-Präzession 50,35710" ± 0,00349";

Nutations-Konstante 9,22054" ± 0,00859";

Aberrations-Konstante 20,45451" ± 0,01258";

Lichtgleichung (Zeit, welche das Licht zum Durchlaufen des mittlern Erdbahnhalbmessers gebraucht) 498,00595 Sek. ± 0,30834 Sek.;

Geschwindigkeit des Lichtes im leeren Raum 186337,00 ± 49,722

engt. Meilen = 299874.93 ± 80,018 km.

Astypalaia kommt im Altertum als aus dem Griechischen nicht zu erklärender Name an sechs Stellen in der Südhälfte des Ägäischen Meeres vor: außer der jetzt Astropalia genannten Insel für Orte auf Samos, Kos und Rhodos und für Vorgebirge in Attika und Karien. Heinrich Kiepert hat nachgewiesen, daß diese sämtlichen Lokalitäten in ihrer äußern Gestaltung insofern übereinstimmen, als sich stets zwischen zwei Bergen eine tiefe Einsattelung findet, und erklärt den Namen aus der semitischen Verbalwurzel spl als »Erniedrigung«. Offenbar sind es Phöniker gewesen, denen diese wie so manche andre Namen an den griechischen Küsten ihren Ursprung verdanken.

Atavismus des Seelenlebens. Als geistigen A. bezeichnet Mantegazza die Wiederkehr von psychischen Charakteren der anthropomorphen (menschenähnlichen) Vorfahren bei Menschen höherer Rasse. Dieses regressive Phänomen des Denkens und Empfindens kann sich äußern: 1) durch Stehenbleiben der psychischen Entwickelung in ihrem kindlichen Stadium; 2) durch Auftreten von geistigen Eigenschaften, die eine Anzahl von Generationen übersprungen haben und unter begünstigenden Umständen nun auf einmal wieder zum Vorschein kommen. Letzteres ist insbesondere dann der Fall, wenn die Hemmungszentren (d. h. die im menschlichen Gehirn enthaltenen Apparate, welche die Beherrschung der niedern sinnlichen Regungen durch die höhern Instinkte ermöglichen) durch außergewöhnliche Verhältnisse außer Kraft gesetzt werden und nunmehr jene bestialischen Triebe, wie sie zweifelsohne dem Urmenschen eigentümlich waren, wieder die Oberhand gewinnen. Als ein solcher A., der unter außergewöhnlichen, das Gleichgewicht der Zentren im Gehirn störenden Umständen zu stande kommt, ist es z. B. zu betrachten, wenn beim Schiffbruch vom Hunger gepeinigte Angehörige von Kulturvölkern zu Menschenfressern werden. Je nach der Erscheinungsform unterscheidet Mantegazza verschiedene Arten von psychischem A., nämlich: 1) Atavismen der Ernährung, die am deutlichsten im Kindesalter zu Tage treten und sich z. B. darin äußern, daß der Mensch, wenn er sich selbst überlassen wird, in den ersten Jahren seines Lebens vegetabilische Nahrung (Obst, saure oder süße Speisen u. dgl.) bevorzugt. 2) Atavismen der Muskelbewegung und Mimik (Vorliebe der Kinder für Herumwälzen auf der Erde, Klettern und Schaukeln auf Bäumen, unbewußtes Beißen von Gras, Knabbern an Strohhalmen u. dgl.). 3) Geschlechtliche Atavismen (Bisse und sonstige automatische Thätlichkeiten, wie sie die gegenseitigen Liebkosungen beider Geschlechter nicht selten begleiten). 4) Atavismen der Grausamkeit (blutdürstige Neigungen, die dem Menschen noch von der Urzeit her anhaften und auf der Jagd, im Kriege, im Duell, bei den spanischen Stiergefechten, den in England beliebten Hahnenkämpfen u. dgl. sich gegenwärtig noch bethätigen). Psychische Atavismen äußern sich ferner noch in der Vorliebe für bestimmte Beschäftigungen; dieselben können unter Umständen sogar ein Charakteristikum bestimmter Völker oder der Anhänger von gewissen religiösen Bekenntnissen abgeben. So sind z. B. die furchtsamen und angstvollen Bewegungen vieler Juden als eine auf die langjährigen Verfolgungen von seiten der Christen zurückzuführende besondere Form des psychischen A. aufzufassen; der würdevolle Gesichtsausdruck des heutigen Römers erinnert an ein Volk, das während vieler Jahrhunderte den Erdkreis beherrschte etc.

Äthyläther dient in einem bedeutenden Teil Irlands, vorwiegend in dem von Protestanten bewohnten nördlichen Teil der Insel, als Berauschungsmittel. Erst etwa 30 Jahre besteht die Unsitte des Äthertrinkens; sie soll die Folge der von dem Priester Matthews eingeführten Temperanzreform sein. Die Leute entsagten dem Branntwein und griffen zum schneller berauschenden billigern Äther, der von Apothekern, Kaufleuten, Hausierern massenhaft verkauft wird. Die jedesmalige Dosis schwankt zwischen einem Theelöffel und einem Weinglas. Man wäscht sich mit Wasser den Mund aus, gießt den Äther in ein Weinglas, klemmt die Nase fest zu und schlingt das Getränk schnell hinunter. Die Berauschung macht verschiedene Stadien durch. Das Gesicht rötet sich, es tritt eine unterdrückte Aufregung ein, die Muskeln erschlaffen, seltsame Träume stellen sich ein, und schließlich kommt die Bewußtlosigkeit. Diese ist jedoch nicht von langer Dauer, jedenfalls nicht so anhaltend wie bei der alkoholischen Berauschung. Auch die Nachwirkungen sind von denen des Alkoholrausches verschieden. Kopfweh und Übelkeit bleiben aus, dagegen stellen sich Verdauungsstörung, Dahinbrüten, Trübsinn und bei Mädchen hysterische Anfälle ein. Bei Gewohnheitstrinkern bemerkt man lange anhaltende Bewußtlosigkeit, Zerstörung der Willenskraft, Halluzinationen und Unfähigkeit, zwischen Vision und Thatsachen zu unterscheiden. Das schlimmste ist, daß Kinder bereits dem Laster frönen; körperlicher und geistiger Ruin ist die Folge. Ein Ausschuß unter Playfairs Vorsitz hat viele dieser Übelstände ans Licht gebracht, wie ihnen aber abzuhelfen ist, darüber gehen die Ansichten auseinander.

Äthylenimin, s. Piperazin.

Atmosphärische Elektrizität. Die Erwägung, daß der Blitz nur durch Größe, aber nicht im Wesen der Erscheinung verschieden sei von dem künstlich erzeugten elektrischen Funken, führte dazu, daß man die in der Luft vermutete Elektrizität durch geeignete Vorrichtungen zum Erdboden herabzuleiten und hier wahrnehmbar zu machen suchte. Abbé Mazeas (1751), Benjamin Franklin (1751), De Romas (1752) stellten zuerst solche Experimente an, indem sie Drachen an leitenden Schnüren aufsteigen ließen und bei Gewittern das Vorhandensein erheblicher elektrischer Spannungen in den höhern Luftschichten nachwiesen. Diese Versuche erregten vielfaches Interesse und fanden zahlreiche Ergänzungen durch andre Forscher. Le Monnier (1752) und bald darauf Musschenbroek (1756) entdeckten, daß beständig und nicht bloß zur Zeit von Gewittern Elektrizität in der Luft vorhanden sei, und der erstere vermochte bereits eine regelmäßig mit der Tageszeit stattfindende Änderung in der Stärke der elektrischen Erscheinungen zu erkennen. Weil aber der an leitender Schnur aufgestiegene Drache zwar ganz deutliche elektrische Funken hergab, Messungen hingegen bei der Veränderlichkeit seiner Stellung nicht wohl zuließ, so wurde zum Aufsammeln der Elektrizität von Beccaria (1758) ein fest und isoliert in der Luft ausgespannter Draht