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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

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Australien (Forschungsreisen auf den Inseln)

Rückreise angetreten und in der Nähe des 125. Längengrades Halt gemacht, um durch Nachfragen unter den Eingebornen Auskunft über jene untergegangene Expedition zu suchen. Die letzte Hauptausfüllung der zweiten großen Landstrecke soll auf einer Linie bedeutend südlich von Warburtons Route 1873 geschehen. An der Telegraphenstation Barrows Creek (21° 31' südl. Br.) wird man wieder neue Vorräte vorfinden, dann nordwärts zur Station Daly Waters (16° 15' südl. Br.) gehen, um das östlich davon gelegene Tafelland zu erforschen, und dann auf einer östlich vom Überlandtelegraphen verlaufenden Route den Rückmarsch vollenden. Die Expedition ist gänzlich auf Kosten Sir Thomas Elders (5000 Pfd. Sterl.) mit 42 Kamelen und allem Nötigen ausgerüstet und besteht unter Führung von David Lindsay aus 14 Teilnehmern, darunter ein Schweizer, Helms, als Zoolog und Botaniker, ein Deutscher, Streich, als Geolog, Mineralog und Meteorolog; auch ein Feldmesser und ein Arzt begleiten die Expedition. Sie verließ 22. April 1891 Adelaide, fuhr auf der Großen Nordbahn bis zur Station Warrina in 28° 15' südl. Br. und 135° 49' östl. L. v. Gr., konnte aber wegen Wassermangels den beabsichtigten Kurs nicht innehalten und mußte vom 126.° sich südwestlich zu den von Giles 1875 entdeckten Victoria Springs wenden und von da an die Esperancebai an der Südküste, wo sie 14. Okt. 1891 eintraf. Hier mußte den Kamelen eine längere Ruhe gegönnt werden. Einer der Weißen kehrte von hier nach Adelaide zurück, während von dort ein Kamelführer zum Ersatz für den auf der Reise verstorbenen erwartet werden mußte. Mit frischen Vorräten versehen, versuchte man nach N. und NW. vorzudringen, wurde aber durch entsetzliche Hitze, Dürre und Wassermangel zurückgetrieben und erreichte endlich das Städtchen York, 125 km östlich von Perth. Somit war die erste Aufgabe, die Erforschung des Gebiets zwischen den Routen von Forrest und Giles, ungelöst geblieben. Schon 1890 war die Vermessung einer weitern 530 km langen Strecke der großen transkontinentaleu Bahn Südaustraliens von ihrem Endpunkt Angle Pool in 27° 31' südl. Br. und 27° 31' südl. Br. durch die Mac Donnellkette bis zum Burt Creek (23° 12' südl. Br. und 133° 46' östl. L. v. Gr.) vollendet worden, wobei große, über 20 in tiefe Höhlen, angefüllt mit Guano, die Wohnplätze zahlloser Fledermäuse, entdeckt wurden. Die Mac Donnellkette wurde in demselben Jahr von dem Geologen Brown, von Warburton und einer Expedition unter Terrell und Drane, einer andern unter Taplin und Severn durchforscht und Spuren von Gold gefunden, wodurch sogleich eine Anzahl von Goldgräbern angezogen wurde. Das südlich vom Prince Regent River im Distrikt Kimberley im äußersten Norden von Westaustralien gelegene Land untersuchte Bradshaw und fand dasselbe wohlbewässert und grasreich; auch entdeckte er dort einen 915 m hohen Monolithen, wohl, wie ähnliche, ein Überbleibsel der früher auch das umgebende Land bedeckenden Strata. Die Vermessungen britischer Kriegsschiffe an der gefährlichen Nordostküste und in der Torresstraße wurden fortgesetzt und führten zur Entdeckung eines 3 m unter dem Meeresspiegel befindlichen, 55 m langen Korallenfelsens, der nach einem hier früher gescheiterten Dampfer Quetta Rock benannt wurde. Die Inseln der Torresstraße durchforschte 1888-89 der englische Naturforscher Haddon, wobei er sein Hauptaugenmerk auf die Erforschung der Meeresfauna sowie auf anthropologische und ethnologische Sammlungen richtete. Eine Erforschung der politisch zu Victoria gehörigen Kentinseln ergab, daß die große Masse der Flora und Fauna eine mit Victoria und Tasmania gemeinsame ist, daß aber von Vögeln 6-7 Varietäten Tasmania und 2 Victoria angehören. Daraus schloß man, daß zuerst eine Lostrennung vom Festland, dann von Tasmania erfolgt sei. Der zwischen dem Australkontinent und Neuseeland belegene Meeresteil hat auf Anregung der australischen Naturforscherversammlung von der britischen Admiralität den Namen Tasmansee erhalten.

Forschungsreisen auf den Australischen Inseln.

In Britisch-Neuguinea ist die Forschungsthätigkeit eine sehr rege gewesen. Die Vermutung, daß der Maikassa einen Mündungsarm des Fly bilde, wurde durch die Untersuchung von Hall 1889 widerlegt, wie denn auch der Administrator von Britisch-Neuguinea, Mac Gregor, welcher 1890 das Delta des Maikassa und Wasikassa untersuchte, zu dem Schluß gelangte, daß man hier nicht Flüsse, sondern Meereseinschnitte vor sich habe. Um die Arbeiten seiner Landsleute Beccari und d'Albertis fortzusetzen, begab sich der italienische Naturforscher Lorle nach Britisch-Neuguinea. Die von so vielen Reisenden erstrebte Ersteigung des mutmaßlichen Gipfelpunktes von Neuguinea, des Owen Stanley-Gebirges, gelang 11. Juni 1889 dem genannten Mac Gregor, welcher den höchsten Punkt (3621 m) Mount Victoria taufte. Ein Zusammenhang des Owen Stanley-Gebirges, welches im Mount Victoria schroff abfällt, mit den weiter nach SO. ziehenden Bergmassen scheint nicht zu bestehen. Darauf untersuchte er Ende 1889 das Delta des Flyflusses, das nun auf den Karten eine wesentlich andre Gestalt erhalten muß, befuhr dann den Fluß selber bis zu d'Albertis' fernstem Punkt und verfolgte den nördlichsten Zufluß, den Palmer, bis in die Nähe der deutschen Grenze. Nahe der holländischen Grenze, unter 141° 25' östl. L. v. Gr., entdeckte er einen bedeutenden Fluß, den er fast bis 8½° südl. Br. verfolgte. Er nannte ihn Moreland. Darauf entsandte er eine Expedition unter Belford, dem die Ersteigung des 3062 m hohen Mount Yule zum erstenmal gelang. Er selbst erforschte Januar 1891 die an der Südostküste von Neuguinea unter 10° 34' südl. Br. und 149° 47' östl. L. belegene Insel Mugula oder Dufaure in der Orangeriebai. Die sehr gebirgige, waldlose und gut angebaute Insel ist 13 qkm groß und wird von 500 Eingebornen in 10 Dörfern bewohnt. Von Cooktown in Queensland ging eine Expedition unter Kerry nach Kap Vogel (9° 40' südl. Br. und 150° 60' östl. L.), um das dortige Küstenland auf seinen etwaigen Mineralreichtum zu durchforschen. Infolge der Entdeckung von Gold auf mehreren Inseln der Louisiadengruppe, namentlich auf der Tagula- oder Südostinsel, hat die Kenntnis der im SO. von Neuguinea liegenden kleinen Inseln schnell zugenommen. Doch konnte der Ursprung des bisher ausschließlich im Sande der Flüsse gefundenen Goldes noch nicht entdeckt werden. Die an der Küste von Britisch-Neuguinea und auf den Inseln wirkenden vier Missionsgesellschaften haben eine Abgrenzung ihrer Arbeitssphären vereinbart. Der Londoner Missionsgesellschaft ist die ganze Südküste von der holländischen Grenze bis zum Ostkap (10° 13' südl. Br. und 150° 55' östl. L.), mit Ausnahme des St.Josephdistrikts, wo katholische Missionare wirken, zugewiesen, der anglikanischen Mission das Gebiet vom Ostkap bis Mitre Nock (8° südl. Br. und 148° 12' östl. L.) und den wesleyanischen Methodisten der ganze Louisiadenarchipel.