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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Beust; Beutlermaulwurf; Bevölkerung; Bewässerung; Bewegungswahrnehmung; Biene

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Beust - Biene

herausgegebenen biographischen Sammelwerk »Führende Geister« die Biographie: »Ludwig Anzengruber. Der Mann, sein Werk, seine Weltanschauung« (Dresd. 1881). B. war ein langjähriger vertrauter Freund Anzengrubers, nach dessen Tode ihm im Verein mit zwei andern die Aufgabe zufiel, die Gesamtausgabe seiner Werke zu besorgen. Gegenwärtig arbeitet er an einer Biographie Berthold Auerbachs auf Grundlage des gesamten litterarischen Nachlasses. B. ist als Kritiker ein Anhänger der Sainte-Beuveschen Richtung und mit der französischen Litteratur unsers Jahrhunderts nicht minder als mit der deutschen vertraut.

Beust, 3) Friedrich Konstantin, Freiherr von, Berg- und Hüttenmann, starb 29. März 1891 in Torbole am Gardasee.

Beutlermaulwurf, s. Säugetiere.

Bevölkerung, s. Illegitimität und Konfessionsänderungen.

Bewässerung, s. Grundwasser.

Bewegungswahrnehmung, s. Muskelsinn.

Biene. Der Futtersaft der Bienenlarven zeigt, je nachdem es sich um die Larven einer Königin, von Arbeitern oder von Drohnen handelt, einen sehr wesentlichen Unterschied in der Zusammensetzung, wie analytische Untersuchungen von A. v. Planta-Reichenau ergeben. Die Königinlarve erhält während der ganzen Dauer ihres Larvenzustandes (sieben Tage) nur fertig vorverdautes, aus den besten Nährstoffen bereitetes Material, bestehend durchschnittlich aus 45 Proz. stickstoffhaltigen Stoffen, aus 13 Proz. Fett und aus 20 Proz. Zucker; es ist frei von jeder Pollenhülse und wird der Larve in verschwenderischer Menge in die Wiege gelegt. Honig wird dem Futterbrei nicht zugesetzt; an Trockensubstanz insgesamt enthält das Futter der Königinlarve im Mittel 30,60 Proz. Auch bei der Fütterung der Larven, die zu Arbeiterbienen werden, wird wie bei der Königinlarve das Futter während der ganzen Larvenzeit von den fütternden Bienen vollständig vorverdaut, allein in der Zusammensetzung des Futters herrscht eine wesentliche Verschiedenheit, je nachdem die zu fütternde Larve unter oder über vier Tage alt ist. In der ersten Periode enthält der Futterbrei der Arbeiterlarven 53 Proz. stickstoffhaltige Stoffe, 8 Proz. Fett und 18 Proz. Zucker; in der zweiten Periode dagegen sinkt der Gehalt an stickstoffhaltigen Stoffen auf ca. 27 Proz., das Fett auf 3 Proz., während der Zucker auf 44 Proz. steigt; das Steigen des Zuckers hat seinen Grund darin, daß im zweiten Larvenstadium der Futterbrei starke Honigzusätze erhält; der Gehalt an Trockensubstanz beläuft sich beim Arbeiterbrei auf 28,3 Proz. Die Ernährung der Larven, aus welchen Drohnen entstehen, ähnelt der Ernährung der Arbeiterlarven, indem auch hier mit dem Alter von vier Tagen die Ernährung eine andre wird; der Unterschied in der Ernährungsweise zeigt sich aber nicht nur in der andern Zusammensetzung des Futters, sondern ganz besonders darin, daß die Drohnenlarven vom vierten Tage an nur noch einen Teil des Futters vorverdaut erhalten, während ihnen im übrigen unverdauter Vollen geliefert wird. Im ersten Stadium enthält der Futterbrei der Drohnenlarven an stickstoffhaltigen Stoffen 56 Proz., an Fett 12 Proz., an Zucker 9 Proz., im zweiten 31 Proz. stickstoffhaltige Stoffe, 4 Proz. Fett und 38 Proz. Zucker; auch hier ist die Steigerung des Zuckergehalts eine Folge von Honigzusätzen zum Futterbrei; an Trockensubstanz enthält der Drohnenfutterbrei 27,2 Proz. Die Ursache der

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Verschiedenheit in der Ernährung der Arbeitersowie Drohnenlarven je nach dem Lebensalter liegt jedenfalls darin, daß es zweckmäßig ist, in der ersten Periode das Wachstum der Larven durch gut vorverdautes Futter rasch zu fördern, während in der zweiten Periode der Selbsthilfe bei erstarktem Magen die Arbeit für die fütternden Bienen dadurch ganz bedeutend abgekürzt und erleichtert wird, daß sie nur einen sehr geringen Teil Pollen zu verarbeiten und zu enthülsen brauchen und dafür massenhaft mit Honig nachhelfen. Daß die Bienen nicht auch bei den Arbeiterlarven, wie bei den Drohnenlarven, den Pollen in natura in die Zelle stecken, hat seinen Grund wohl darin, daß die Zellen der Arveiterlarven eng und klein sind, sie gestatten nur sehr wenig Futter um die Larve herum einzulegen, auch werden diese Larven am spärlichsten gefüttert, und so ist es um so notwendiger, daß das bißchen Futterbrei ganz frei von Raum einnehmenden Pollenkörnern sei. Daß eine Abkürzung der Arbeit des Fütterns durch die erwähnte Methode für die Bienen von hohem Vorteil sein muß, ist sicher, wenn man erwägt, daß in einem volkreichen Stock, der bis an 100,000 Einzelbienen enthalten kann, während der Monate Mai und Juni täglich 15-20,000 Maden zu füttern und noch ca. 3000 Zellen zuzudeckeln sind. Für die Praxis sind die Futlerbreiuntersuchungen v. Plantas wichtig zur Entscheidung der Frage, ob man Königinnen ebenso kräftig und gut zu erziehen vermöge, wenn sie aus sogen. Nachschaffungszellen herstammen, oder ob eine Königin nur dann zu empfehlen fei, wenn sie aus einer sogen. Schwarmzelle, d.h. einer von vornherein als Königinzelle erbauten Zelle, herstamme.

Da die Ernährung der Arbeiterlarven bis zum Alter von vier Tagen eine ebenso gute ist wie die der Königinlarve, so ist anzunehmen, daß die aus Arbeiterlarven unter vier Tagen künstlich erzogenen Königinnen den in Schwarmzellen erbrüteten vollständig ebenbürtig sein werden, eine Theorie, die mit den in der Praxis gemachten Erfahrungen übereinstimmt, nach welchen die aus ältern Arbeiterlarven erzogenen Königinnen sehr häufig gegenüber solchen zurückblieben, die aus jüngern Arbeiterlarven erzogen wurden. Letztere erwiesen sich den in ursprünglichen Königinnenzellen aufgewachsenen ebenbürtig. Ferner ist durch die erwähnten Untersuchungen unwiderlegbar bestätigt worden, daß die Werkstätte für Bildung des Futtersaftes der Chylusmagen ist und nicht die Speicheldrüsen. Für die große Energie, mit welcher der Chylusmagen der B. die Stoffe verändert und umsetzt, geben Versuche, die v. Planta mit den Pollenkörnern der Haselnuß angestellt, Beweise. Pollenkörner, die mit verdünnter Salzsäure oder Schwefelsäure in starke Glasröhren eingeschmolzen und mehrere Tage einer Temperatur von 100° ausgesetzt wurden, blieben völlig intakt; das gleiche Resultat ergab sich bei Pollen, der zwei Monate hindurch täglich am Rückflußkühler sowohl mit starkem Alkohol als auch mit Äther gekocht wurde, und ebensowenig war ein Zerreißen der Hülle durch Verreiben zwischen zwei rotierenden gerippten Stahlplatten zu erzielen. Erst sechstägiges Kochen mit einprozentiger Kalilauge ergab eine Zertrümmerung der Pollenkörner, die der Chylusmagen der B. in kurzer Zeit verdaut und umwandelt. Eine ähnlich starke chemische Energie zeigt auch der Speichel der B.; durch ihn bringt die B. beim Deckeln der Honigzellen den starken sechseckigen Rand der Zelle in Lösung und macht ihn flüssig, und v. Planta war im stände, mit Bienenspeichel, den er durch Verreiben von 150 Bie-