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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Binger; Biosen; Birlinger; Bismarck; Blake-Expedition; Blasrohr

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Binger - Blasrohr

deren Untergang aufgefunden. Es ist aber bekannt, daß dies Schiff bei Wrangelland einfror, vom Eis nach den Neusibirischen Inseln getrieben wurde und dort sank. Diese und viele andre Thatsachen machen es wahrscheinlich, daß als Ursprungsland für einige an die Küsten Nordeuropas angeschwemmte, in ihrer Beschaffenheit und Zusammensetzung mit den Produkten der westamerikanischen Vulkane durchaus identische Bimssteine jenes gewaltige, vom höchsten Norden bis zum äußersten Süden sich erstreckende Vulkangebiet der Neuen Welt zu betrachten sei. Auch Nansen ist zu einem ähnlichen Ergebnis gelangt, indem er annimmt, daß es eine von den Neusibirischen Inseln ausgehende, quer über die unbekannte Polargegend nach Grönland führende Strömung gebe, welche er bei seiner nächsten Polarreise seinem Zweck dienstbar machen will.

Binger, Louis Gustav, franz. Afrikareisender, geb. 14. Okt. 1856 zu Straßburg, trat mit 18 Jahren in die Armee ein, machte schon als junger Offizier wiederholte Reisen nach Senegambien und dem Sudan, auf denen er sich neben topographischen Arbeiten besonders Sprachstudien widmete. Durch eine Arbeit über die Sprache der Bambara lenkte er die Aufmerksamkeit Faidherbes auf sich, der ihn zu seinem Ordonnanzoffizier ernannte. Im Frühjahr 1887 trat er, aufs beste vorbereitet, eine große Reise vom Senegal bis zum Niger an, durch welche er eine bedeutende Lücke auf der Karte Afrikas ausfüllte. Von Bakel am Senegal aus ging er über Bamako nach Sikaso, der Residenz des Häuptlings Tieba, von hier nach Überschreitung der Wasserscheide zwischen Niger und Akba nach der bisher noch von keinem Europäer betretenen Stadt Kong, von wo aus er einen Abstecher nach Mossi und Salaga machte. Von Kong aus kehrte er mit dem zu seiner Unterstützung ausgesandten Treich-Laplène (gest. 1890) auf dem kürzesten Wege zur Küste zurück, welche er 20. März 1889 in Gran Bassam erreichte. Die Pariser geographische Gesellschaft ehrte seine Verdienste durch Verleihung der goldenen Medaille. Sein Reisebericht erschien unter dem Titel: »Du Niger au golfe de Guinée par le pays de Kong et le Mossi« (Par. 1892, 2 Bde.). Gegenwärtig (Februar 1892) leitet B. eine neue Expedition nach der Guineaküste zum Zweck der genauern Abgrenzung des französischen und englischen Gebietes.

Biosen, s. Kohlehydrate.

Birlinger, Anton, Germanist, starb 15. Juni 1891 in Bonn. In den »Forschungen zur deutschen Landes- und Völkerkunde« hatte erveröffentlicht: »Rechtsrheinisches Alamannien, Grenzen, Sprache, Eigenart« (Stuttg. 1890).

Bismarck, Otto, Fürst von, wurde im Frühjahr 1891 bei einer Nachwahl in einem hannöverschen Wahlkreis zum Reichstagsabgeordneten gewählt, erschien aber im Reichstag nicht. Vgl. Horst Kohl, Fürst B., Regesten zu einer wissenschaftlichen Biographie (Leipz. 1891, Bd. 1); »Bismarck-Anthologie« (Stuttg. 1891); Wippermann, Fürst B. im Ruhestand. Sammlung von Kundgebungen 2c. (Berl. 1891).

Blake-Expedition, s. Maritime wissenschaftliche Expeditionen.

Blasrohr. Obwohl bereits Stephenson das B. bei seiner Lokomotive anwandte und ihm wenigstens zum Teil zu verdanken hatte, daß seine Lokomotive 6. Okt. 1829 den Sieg errang, so ist noch jetzt die Frage, wie die Blasrohre am zweckmäßigsten zu bemessen sind, offen geblieben. Man macht immer wieder die Beobachtung, welche hohe Wichtigkeit

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die Verhältnisse des Blasrohres für die Anfachung des Kesselfeuers, also für die gute Verbrennung und Ausnutzung des Brennmaterials haben. Viele Eisenbahnverwaltungen haben in den letzten Jahren den Auspuffverhältnissen ihre Aufmerksamkeit zugewendet und eingehende Versuche darüber anstellen lassen, welchen Einfluß dieselben auf den Brennmaterialverbrauch ausüben. Um nun die Wirkungen verschiedenartig bemessener Blasrohre direkt messen zu können, versuchte man mit verschiedenartigen Meßapparaten die durch das B. in der Rauchkammer der Lokomotiven erzielte Luftverdünnung (das Vakuum) zu ermitteln. Doch waren die Apparate meist zu ungenau und ihre Handhabung zu umständlich und zeitraubend. Ein neuer Apparat der Compagnie des chemins de fer de l'Est, ein Registrierapparat zum Messen des Vakuums in der Rauchkammer der Lokomotiven, soll mit der größten Genauigkeit das Vakuum aufzeichnen. Der Apparat (Fig. 1 u. 2) besteht im wesentlichen aus einem Metallmanometer, dessen Druckäußerungen auf einen Papierstreifen übertragen werden. Die durch eine Feder bewirkten Aufzeichnungen stellen einen zusammenhängenden Linienzug dar, dessen Abscissen den Zeiten und dessen Ordinaten den in der Luftkammer erzeugten Luftverdünnungen emsprechen. Das Manometer wird aus einer Kapsel von gewelltem Messingblech gebildet, deren Inneres durch ein Rohr C mit der Rauchkammer R in Verbindung gesetzt werden kann.

^[Fig. 1. Registrierapparat zum Messen des Vakuums.]

^[Fig. 2. Registrierapparat zum Messen des Vakuums. (Grundriß.)]

Je stärker die Luftverdünnung in der Rauchkammer, bez. in A ist, desto mehr werden die Wände der Kapsel von dem Druck der umgebenden Luft eingedrückt. Die Bewegung des Mittelpunktes der einen Wand wird mittels einer kleinen Schubstange G auf einen ungleicharmigen Winkelhebel H übertragen und durch diesen, entsprechend vergrößert, mittels einer Feder auf dem Papierstreifen J verzeichnet, dessen Abwickelung durch ein Uhrwerk mit einer Geschwindigkeit von 25 mm in der Sekunde bewirkt wird. Das Papier läuft von einer Rolle D (Fig. 2) über zwei Führungsrollen E und F über eine kleine, unterhalb des Schreibstiftes K angebrachte Tischplatte N und schließlich durch zwei