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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Blech; Bleichsucht; Bleuler; Blindtaubstumme; Blitz; Blizinski; Blok; Blomberg; Blut; Blutaberglaube

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Blech - Blutaberglaube

Blättern herabwäscht, aber er zieht Pilze an, die den Blättern weiter schaden. Man sollte daher auch den Ameisen, wo sie als Stützen der B. auftreten, den Krieg erklären. Vgl. Büsgen, Der Honigtau (Jenaer »Zeitschrift für Naturwissenschaft«, Bd. 25, 1891); Dreyfus, Die Phylloxerinen (Wiesb. 1889).

Blech. Bereits 1846 versuchte Bessemer, Stanniol und Bleiblech in der Weise darzustellen, daß er über einem horizontal liegenden Walzenpaar eine horizontale Rinne anbrachte, aus welcher beständig das geschmolzene Metall abfloß. Das Metall gelangte in zusammenhängender Schicht zwischen die rotierenden, von innen durch Wasser gekühlten Walzen und verließ dieselben in Form von B., dessen Stärke durch den Abstand der Walzen voneinander bestimmt war. Diese Erfindung wurde später in Amerika verwirklicht, auch auf andre Metalle übertragen, und vor zwei Jahren gelangte das erste auf solche Weise hergestellte Bleiblech nach Europa. Nach der Einführung des Bessemerverfahrens, welches flüssiges Schmiedeeisen liefert, kam Bessemer auf seine Erfindung zurück, und es gelang ihm sehr schnell die Herstellung eines vortrefflichen zähen Eisenblechs ohne Schlacke und Oxydation. Trotzdem geriet das Verfahren, da der Bessemerprozeß anfangs große Mühe hatte, sich einzubürgen ^[korrekt: einzubürgern], in Vergessenheit und wurde erst in neuester Zeit so weit vervollkommt, daß an eine Verwertung in der Praxis gedacht werden kann. Der Erfolg ist wesentlich abhängig von der gleichmäßigen Zuführung des geschmolzenen Metalles, welche namentlich dann in Betracht kommt, wenn Tafeln von stets gleichbleibender Breite u. frei von mitgerissenen Schlacken erhalten werden sollen. Man legt deshalb über den Walzen ein Geleise an und transportiert auf diesem die Wagen, welche das geschmolzene Metall enthalten. Letzteres fließt in die rinnenförmige Gießpfanne und aus Löchern im Boden der letztern zwischen die gekühlten Walzen. Die Drehungsgeschwindigkeit der Walzen kann so reguliert werden, daß das Metall gerade erstarrt ist, wenn es unten heraustritt. Das B.wird dann von einer Führungsebene aufgefangen und durch zwei Walzenpaare von größerer Umdrehungsgeschwindigkeit noch etwas zusammengedrückt. Von hier gleitet das B. als endloses Band heraus, falls es nicht schon vorher durch eine Metallschere in Tafeln von gewünschter Breite zerschnitten wurde. Als besondern Vorteil dieser Methode hebt Bessemer hervor, daß das Metall bei seiner raschen Abkühlung verhindert wird, eine grobe kristallinische Struktur anzunehmen; es wird also auch das größte Maß seiner Kohäsionskraft bewahren. Daß die neue Methode außerdem eine enorme Ersparnis an Zeit, Arbeit und Materialaufwand repräsentiert, liegt auf der Hand. Ein Walzwerk mit einem Paar Walzen von 4 Fuß Durchmesser und 18 Zoll Breite vermag nach Bessemer 1 Tonne B. in 7,5 Min. zu produzieren.

Bleichsucht, Wesen und Behandlung, s. Balneologische Gesellschaft, S. 77.

Bleuler, Hermann, schweizer. Oberst, geb. 1837 zu Zürich, trat als Offizier in die Artillerie ein, wurde 1870 Artillerieinstrukteur, 1871 eidgenössischer Oberst und Oberinstrukteur der Artillerie, 1883 Kommandant der 6. Division und 1891 des neugebildeten 3. Armeekorps.

Blindtaubstumme, s. Dreisinnige.

Blitz (Kugelblitz), s. Gewitter.

Blizinski, Josef, poln. Dichter, geb. 1847 zu Warschau, wo er studierte, beschäftigte sich längere Zeit mit Landwirtschaft und lebt gegenwärtig

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in Galizien. Seine zahlreichen Lustspiele, insbesondere »Pan Damazy« (1877), »Mąẑ od biedy« (1879), »Moskowe swaty« (1881), »Rozbitki« (1882), »Ciotka na wydaniu« (1884), »Szach i matt« (1886), »Opiekun w zalotach« (1887), »Mąẑ w drodze« (1888), »Dzika roẑyczka« (1889) etc., zeichnen sich durch Witz, belebte Handlung und Originalität aus. B. schrieb auch Erzählungen.

Blok, Petrus Johannes, niederländ. Historiker, geb. 1855 zu Helder, studierte in Leiden und wurde 1884 Professor der Geschichte in Groningen. Er schrieb sozial-politische Studien über niederländische Geschichte, vornehmlich des Mittelalters, wie: »Eene Hollandsche stad en de middeleeuwen« (Haag 1883) und »Eene Hollandsche stad onder de Bourgondisch-Oostenrijksche heerschappij« (das. 1884); »Geschiedeneis von het Nederlandsche Volk« (Groningen 1892 ff.).

Blomberg, Hermann von, preuß. General, geb. 5. Juni 1836 zu Bromberg, wurde im Kadettenhaus erzogen, trat 1853 als Sekondleutnant in das Kaiser Franz-Regiment ein, machte den Krieg gegen Österreich in Böhmen 1866 als Hauptmann in diesem Regiment, den von 1870/71 gegen Frankreich als Major und Adjutant beim Generalkommando des 2. Armeekorps mit, ward 1872 Bataillonskommandeur im 115. Regiment, 1879 Oberst und Kommandeur des 26. Regiments, 1885 Generalmajor und Kommandeur der 39. Infanteriebrigade, 1888 Generalleutnant und Kommandeur der 5. Infanteriedivision und im Oktober 1891 kommandierender General des 2. Armeekorps.

Blut (Beschaffenheit bei verschiedenen Menschenrassen). Maurel hat gefunden, daß das B. der schwarzen Rasse in einem bestimmten Quantum die größte Anzahl von roten Blutkörperchen, dagegen die weiße Rasse nur eine mittlere Anzahl derselben und die gelbe Rasse die geringste Zahl von roten Blutkörperchen aufweist, und daß anderseits der Gehalt des Blutes an weißen Blutkörperchen (Leukocythen) bei den besagten Rassen sich umgekehrt verhält. Über die Anreicherung des Blutes an Hämoglobin bei Tieren, die aufs Gebirge gebracht werden, s. Anpassung.

Blutaberglaube. Allgemeine Erfahrungen und der ganzen Menschheit gemeinsame Opfergebräuche mußten nicht allein zu der wahren Erkenntnis führen, daß Blut »ein besonderer Saft« sei, sondern ein Saft von großer Wirksamkeit nach den verschiedensten Richtungen. Die dem Jäger und dem Krieger sich aufdrängende Beobachtung, daß mit dem Blute das Leben dahinströmt, mußte die nicht bloß den Juden eigentümliche Lehre erzeugen, daß in dem Blute die Seele, Gesinnung, Individualität, Rasse, Gesundheit und Krankheit wohne, und daher vermischen fast bei allen Völkern zwei Menschen, die einen Bund fürs Leben schließen, ihr Blut, entweder, wie es in Afrika geschieht, indem sie es sich gegenseitig einimpfen, oder sie lassen es gemeinsam in eine Grube rinnen, wie die alten Germanen thaten, saugen es aus kleinen, sich gegenseitig beigebrachten Wunden, wie die alten Meder, Lydier, Armenier, Iberer und Iren, oder trinken das vermischte mit Wein, wie die alten Skythen, Mongolen, Romanen und Ungarn. Herodot, Plutarch u. Sallust schildern den letztern Brauch auch noch bei Griechen und Römern zur Verkettung von Verschwörern, z. B. unter den Bundesgenossen des Tarquinius Superbus und Catilina. Wenn bei diesen Blutsbruderschaften der Gedanke eines untrennbaren Seelen- und Herzensbündnisses im