Schnellsuche:

Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Bohrlöcher; Boisgobey; Boldini; Bölsche; Bölte; Bonaparte; Bonvalot; Boote

116

Bohrlöcher - Boote

Bohrlöcher, s. Erdbohrer.

Boisgobey, Fortune du, franz. Schriftsteller, starb 26. Febr. 1891.

Boldini, Giovanni, ital. Maler, geb. 1845 Zu Ferrara als Sohn eines Malers von Heiligenbildern und Porträten, wurde durch das Beispiel des Vaters und besonders durch die Lektüre der Romane Walter Scotts zur Kunst geführt und machte seine ersten künstlerischen Versuche mit Darstellungen aus Ivanhoe. Zu seiner weitern Ausbildung ging er nach Florenz, wo er sechs Jahre blieb, aber nur wenig die Akademie besuchte, sondern sich mehr durch Studien auf eigne Hand vorwärts brachte. Im Besitz eines gewandten technischen Könnens begab er sich nach London, und hier machte er bald, namentlich durch die Bildnisse der Herzogin von Westminster und der Lady Holland, sein Glück als Porträtmaler der vornehmen Welt. 1872 siedelte er nach Paris über, wo er seinen Wohnsitz behalten hat. Auch hier ist er vorzugsweise als Porträtmaler thätig, malt aber auch Genrebilder aus dem modernen Leben, Ansichten von Straßen und Plätzen, Landschaften, Tierstücke und architektonische Interieurs in Öl, Aquarell und Pastell. In der Technik wie in der Auffassung folgt er mit großer Aneignungsfähigkeit allen Launen der modernen Pariser Kunst, wobei es ihm weniger auf eine gründliche Durchführung des Motivs ankommt, als auf geistreiche, durch Originalität blendende Mache. Häufig begnügt er sich mit skizzenhaften Andeutungen, und bisweilen treibt er im Bildnis und in den Genrefiguren die Schärfe der Charakteristik bis zur Karikatur. Auf der Pariser Weltausstellung von 1889 erhielt er ein Ehrendiplom und auf der Münchener Jahresausstellung von 1891 eine erste Medaille.

Bölsche, Wilhelm, Schriftsteller, geb. 2. Jan. 1861 zu Köln, studierte in Bonn klassische Philologie und Kunstgeschichte, dann in Paris, wo er sich mehr den Naturwissenschaften zuwandte, die ihn schon früher anzogen. Vorübergehend führte ihn dieser Pariser Aufenthalt zu litterarhistorischen Studien, die in dem noch unvollendeten Werk über Heinrich Heine (Leipz. 1887) ihren Ausdruck fanden. Seit 1886 lebt B. in Berlin. Schon von Bonn aus veröffentlichte er den kulturhistorischen Roman aus der Zeit Mark Aurels: »Paulus« (Leipz. 1885, 2 Bde.); dann folgte: »Der Zauber des Königs Arpus«, humoristischer Roman aus der römischen Kaiserzeit (das. 1887); in demselben Jahre: »Die naturwissenschaftlichen Grundlagen der Poesie«, Prolegomena einer realistischen Ästhetik (das. 1887), ein Versuch, die naturalistischen Irrtümer zu systematisieren. Als Frucht längerer Studien über die Hypothesen des Spiritismus erschien schließlich: »Die Mittagsgöttin, ein Roman aus dem Geisteskampfe der Gegenwart« (Stuttg. 1891, 3 Bde.). B. führt jetzt die Redaktion der 1892 in eine Monatschrift umgestalteten »Freien Bühne«.

Bölte, Amely, Romanschriftstellerin, starb 16. Nov. 1891 in Wiesbaden.

Bonaparte, 2 g) Prinz Louis Lucien, starb 3. Nov. 1891 in Fano. Die Königin von Großbritannien hatte ihm eine Pension von 250 Pfd. Sterl. ausgesetzt.

4 d) Napoléon Joseph Charles Paul, gewöhnlich Prinz Jérôme Napoléon genannt, starb 17. März 1891 in Rom. In seinem nach dem Tode eröffneten Testament vom 26. Dez. 1889 enterbte er seinen ältesten Sohn Victor, weil derselbe seine Pflichten verletzt und sich gegen den väterlichen Willen aufgelehnt habe; er verbot demselben sogar, seinem

^[Spaltenwechsel]

Leichenbegängnis beizuwohnen. Zum alleinigen Erben seines Vermögens und seiner politischen Ansprüche und Ideen ernannte er seinen zweiten Sohn Louis. Prinz Louis erklärte indes, daß er diese Bestimmungen nicht einhalten, seinen Bruder Victor als rechtmäßigen Erben ansehen und in russischen Diensten bleiben werde, bis er nach Frankreich zurückkehren könne. Ebensowenig wurde der Wunsch des Verstorbenen, im Invalidendom in Paris oder in Ajaccio beigesetzt zu werden, von der französischen Regierung beachtet. Er wurde im Mausoleum des savoyischen Hauses auf der Superga bei Turin beigesetzt.

Bonvalot (spr. bonqwaloh), Pierre Gabriel, franz. Reisender, geb. im Juli 1853 zu Epagne (Aube), besuchte das Lyceum in Troyes, machte dann zu Studienzwecken größere Reisen in Europa, besonders nach England und Deutschland. 1880 begleitete er Ujfalvy auf einer seiner Forschungsreisen nach Innerasien. Er schrieb darüber: »An Asie Centrale, de Moscou en Bactriane« (Par. 1884), und als Fortsetzung: »En Aise Centrale, du Cohistan à la Caspienne« (das. 1885). Im Auftrag der französischen Regierung führte er 1886-87 eine neue Forschungsreise nach Zentralasien aus, bei welcher er, begleitet von Capus und dem Maler Pepin, von Batum aus durch Persien und Turkistan über den Alai-tag und den Pamir zum Indus gelangte. Seinen Reisebericht enthält das von der Akademie preisgekrönte Werk: »Du Caucase aux Indes à traverse le Pamir« (1888). Zu seiner dritten bedeutendsten Reise veranlaßte ihn der Auftrag des Herzogs von Chartres, seinen Sohn, den Prinzen Heinrich von Orleans (geb. 1867), auf einer Reise durch Asien zu begleiten. Im Juli 1889 verließen die Reisenden Paris und begaben sich über Moskau und Omsk an die chinesische Grenze, wo die Karawane organisiert wurde. Nach Überschreitung des Tienschan erreichten sie in Tscharkalyk, im W. des Lob-Nor, den letzten bewohnten Ort; von hier aus wurde im November der Vormarsch in das tibetische Hochland angetreten, der sie durch größtenteils noch völlig unerforschte menschenleere und weglose Einöden führte. Unter außerordentlichen Beschwerden gelangten sie bis in die Nähe von Lhassa, das sie aber trotz siebenwöchiger Verhandlungen nicht betreten durften. In östlicher Richtung weiterziehend, kamen sie durch das südliche China über Batang und Jünnan nach Tongking, von wo aus sie zu Schiff die Heinireise antraten. Am 23. Nov. 1890 langten sie in Paris an. In Anerkennung seiner Verdienste erhielt B. von der Pariser geographischen Gesellschaft die große goldene Medaille. Einen vorläufigen Reisebericht veröffentlichte der Prinz Heinrich von Orleans in der »Revue des Deux Mondes« und Bonvalot im »Tour du Monde«.

Boote. Die Technik war in den letzten Jahren mit Erfolg bemüht, den Freunden des Wassersports wie den Fluß- und Hafenbehörden Fahrzeuge zur Verfügung zu stellen, welche vom Winde unabhängig und annähernd gefahrlos sind, auch zu ihrer Bedienung keine Fachkenntnisse erfordern. Außer den elektrischen Booten (s. d.) kommen in dieser Richtung namentlich die Naphthaboote, bei welchen statt Wasser Naphtha verdampft wird, und Petroleumboote, die ihre Triebkraft durch einen der Gasmaschine ähnlichen Motor erhalten, in Betracht. Der Motor der Naphthaboote von Escher, Wyß u. Komp. in Zürich, die neuerdings größere Verbreitung fanden, beruht auf dem von Darrow in London zuerst erneuerten Vorschlag, Dampfmaschinen nicht mehr durch