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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Börsenverkehr 1890; Bosnien

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Börsenverkehr - Bosnien

son; nach deren Zurückziehung versehen 15 eingeborne Polizisten den Sicherheitsdienst. In einer kleinen Schule erhalten eingeborne Kinder Unterricht im Malaiischen, Englischen und im Rechnen. Vor der Vereinigung Labuans mit Britisch-Nordborneo war dasselbe bereits fähig geworden, seine Ausgaben selbständig zu bestreiten; 1889 betrug die Einnahme 20,510, die Ausgabe 18,728 Doll. Dabei war aber der Handel bedeutend zurückgegangen; die Einfuhr betrug 1889: 357,282, die Ausfuhr (Sago, Stuhlrohr u. a.) 244,414 (1887: 417,551) Doll., der Tonnengehalt der ein- und ausgelaufenen Schiffe 60,266 Ton. Sitz der Verwaltung ist Victoria Harbour an der Südküste, früher Sitz des Gouverneurs und eines katholischen apostolischen Präfekten. Die Kolonie Labuan zählte 1889: 6015 Einw. (Kadyan, Malaien, Chinesen, Kling, Bengalesen u. a.). Die Bevölkerung der ungleich größern Besitzungen auf B. selber (220,000 qkm) wird auf 600,000 geschätzt. Durch Heranziehung chinesischer und malaiischer Kulis vermehrt sich dieselbe schnell. In den ersten sechs Monaten von 1890 wanderten 5015 ein. Die Verwaltung der Kolonie steht unter einem Direktorium in London und wird ausgeübt durch einen Gouverneur, einen Kolonialsekretär und Residenten. Der Gouverneur wird von der Gesellschaft ernannt, muß jedoch vom Minister für die Kolonien bestätigt werden. Es besteht eine englische protestantische und eine katholische Mission, beide mit Kirche und Schule in Sandákan und Zweigniederlassungen. Das Land hat in Sandákan, Marudu, Darwel Gaya und Amlong gute Hafen, von denen schiffbare Flüsse weit in das Innere reichen. Hauptprodukte des umgebenden Meeres sind Trepang, Agar-Agar, Perlmutter, Perlen, Schildpatt, Schildkröteneier, Haifischflossen, Schwämme, Austern u. a. Die Wälder enthalten vortreffliche Bau- und Möbelhölzer, Färberrinde u. a.; auch Stuhlrohr, eßbare Vogelnester, Guano, Guttapercha, Gummi und Wachs bilden wichtige Handelsartikel, während Pfeffer, Gambir, Manilahanf, Kakao, Kokos- und Betelnüsse, liberianischer Kaffee, Sago, Baumwolle und Indigo solche zu werden versprechen. Man zählte Ende 1890: 17 Tabaks- und 384 Kaffeepflanzungen; zwei große Sägewerke führen bedeutende Mengen Holz nach England, China und Manila aus. Kohle ist an mehreren Orten gefunden worden. 1889 betrugen: die Einfuhr 1,799,620 Doll., die Ausfuhr 701,433, die ordentlichen Einnahmen 251,602, die Ausgaben 290,189 Doll. Dazu kommen einerseits die aus Landverkäufen erzielten Einkünfte, anderseits die Ausgaben für öffentliche Arbeiten. Der Tonnengehalt der in den Häfen verkehrenden Schiffe war 1889 im Eingang 67,623, im Ausgang 70,343 Ton. Die Gesellschaft prägt Kupfermünzen (Cent- und halbe Centstücke) und gibt Papiergeld in der Höhe von 100,000 Doll. aus. Hauptstadt der Kolonie ist Sandákan, mit 5000 Einw., dem Sitz des Gouverneurs, einer Bank und mehreren Versicherungsgesellschaften, den Verwaltungsgebäuden, einem Gefängnis, Hospital, vielen europäischen und chinesischen Läden, Sägemühlen, zahlreichen hübschen Landhäusern der Europäer u. a. Auch erscheint hier am Ersten eines jeden Monats das Amtsblatt »The British North Borneo Herald«. Seit 1. Febr. 1891 gehört Britisch-Nordborneo zum Weltpostverein.

Börsenverkehr 1890, s. Geldmarkt und Börse.

Bosnien. Die 1. Aug. 1891 eröffnete Bahnstrecke Sarajevo-Konjica-Mostar ist für B. und die österreichisch-ungarische Monarchie von besonderer Wichtigkeit. Seit fünf Jahren verbindet zwar ein Schienenstrang Mostar mit dem Hafen von Metkovic, allein derselbe war nur für die Herzegowina von Vorteil, weil das ganze Land durch das Ivangebirge von B. abgeschnitten war. Nun ist der Übergang über diesen Höhenzug hergestellt, und zwar mit Ersparung eines Kostenbetrags von vielen Millionen Gulden, denn mit Benutzung des Abtschen Systems (unmittelbare Verbindung des Rad- und Zahnradsystems) und mittels eines ganz neuen Verfahrens gelang es, den Ivan auf fast geradem Anstieg, mit nur wenigen Tunnels zu übersetzen. Abgesehen davon, daß nunmehr für das übrige Land auch das industrie- und holzreiche Narentathal erschlossen erscheint, hat jetzt nicht nur B., sondern auch Österreich-Ungarn und hiermit auch das bisher ganz abgeschlossene Dalmatien einen Schienenweg nach einem Hafen der untern Adria gewonnen. Infolge der alljährlichen Erweiterung des Bahn- und Straßennetzes hat sich auch die wirtschaftliche und geschäftliche Lage Bosniens verbessert. Die Einfuhr von Manufakturen, Industrieartikeln etc., welche sich schon 1888 auf 10,650,000 Gulden belief, ist 1889 auf 12,135,000 und 1890 auf 13 1/4 Mill. Guld. gestiegen (hiervon kommen 4/5 auf Österreich-Ungarn). Die Ausfuhr hingegen, die 1888 7,644,000 Guld. betrug, hat sich 1889 auf 8,125,000 und 1890 auf 10,8 Mill. Guld. gehoben. Gegenstand der letztern waren hauptsächlich leb ende Tiere, tierische Produkte, Getreide, Sämereien, Pflaumen, Tabak, Holz, Erze, Kohlen und Mineralwasser. Den größten Aufschwung nimmt jedoch der Export von Holz und Pflaumen. Straßen und Eisenbahnen kommen insbesondere auch den Staatswäldern im nördlichen B. zu gute, die früher ganz brach liegen mußten und jetzt auf Grund des neuen Forstgesetzes rationell verwaltet werden. Infolgedessen ist hauptsächlich die Ausfuhr von eichenen Faßdauben, die gleich den slawonischen namentlich in Frankreich sehr geschätzt werden, seit 1886 von 2 1/2 Mill. auf 26 Mill. Stück gestiegen (hiervon kommen auf Frankreich allein 20 Mill.). Der Export gedörrter Zwetschen betrug beiläufig 300,000 Meterzentner. Hauptgebiet der bosnischen Zwetschenkultur ist die sogen. Posavina (die Nordostecke südlich von der Saue) von Dervent bis an die Drina, und Zentralpunkt des Pflaumenhandels ist die Stadt Brcka. Im J. 1890 betrug die Produktion 1 Mill. Meterztr. An Weizen wurden 770,000, an Gerste ebensoviel, an Roggen 150,000, an Hafer 380,000 und an Heu 5 Mill. Meterztr. gewonnen. Der auch strategisch sehr wichtige Schienenweg durch B. und die Herzegowina, welcher Wien und Budapest über Sarajevo und Mostar mit dem Meere verbindet, wird bald den Frachtenverkehr der ganzen Monarchie, der die Exportlinie gegen die Türkei mit vielen andern Staaten teilen muß, in eine neue, Österreich - Ungarn fast ausschließlich verbleibende Bahn einlenken und noch mehr an Bedeutung gewinnen, sobald die geplanten weitern Eisenbahnlinien nach Traunik-Spalato (gegen Dalmatien), Kostajnica-Banjaluka und Zajnica-Tuzla (gegen Serbien) zum Ausbau gelangen. Diese Linien haben um so sicherere Aussicht auf Realisierung, weil die bisherigen Straßen- und Bahnbauten aus den Einkünften des Landes durchgeführt wurden und B. sich unter der gegenwärtigen Verwaltung als ein vollkommen aktives Land erweist, das jährliche Überschüsse zu erzielen vermag. Mit den neuen Kommunikationen und infolge derselben hat im Laufe der letzten Jahre auch die Sicherheit des Verkehrs zugenommen. Dies ist zum großen Teil dem unermüdlichen und erfolg- ^[folgende Seite]