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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Brincadores; Brink; Britische Nordborneo-Gesellschaft; Britisch-Neuguinea; Britisch-Sambesia

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Brincadores - Britisch-Sambesia

tischen Zwecken findet sich auch im Mittelalter. Meist ist die Form eine poetische. Daneben bemächtigte sich auch die Minnepoesie früh der Briefform, um die wechselnden Liebesthemata darin zu behandeln. Die extremste Art dieser künstlichen Verwendung Zeigen die sogen. Büchlein. In neuerer Zeit nimmt die Briefform in der Litteratur eine große Stelle ein. Im 16. und 17. Jahrh. handelte man gern politische Themata in fingierten Briefen ab, die als Flugschriften verbreitet wurden (am berühmtesten die »Epistolae obscurorum virorum«). Zu didaktischen Zwecken wird die Briefform zuerst wieder von dem Spanier Antonio Perez, der 1611 starb, verwandt. Von Franzosen ist Cyrano de Bergerac zu nennen. In Deutschland zeigt die Mode schon Harsdörfer, der in seinem »Teutschen Secretarius« »nachsinnige juristische, historische und philosophische Briefe« bringt. Im 18. Jahrh. wurde diese Form für die abhandelnde Prosa überaus häufig. Einen regen Anstoß dazu mögen auch Montesquieus »Lettres persanes« gegeben haben. Von deutschen Schriften seien nur angeführt Bodmers Briefwechsel von der Natur des poetischen Geschmacks, Breitingers kritischer B., die Litteraturbriefe, Schillers B. über die ästhetische Erziehung des Menschen, Herders Briefe, das Studium der Theologie betreffend, und Briefe über Horaz, Sulzers Briefe von der Freundschaft, Goethes Briefe aus der Schweiz 2c. Alle möglichen Themata werden in Briefen abgehandelt (Briefe eines Arztes an seinen Freund, forstwirtschaftliche Briefe, Briefe über das Blatterbelzen), und noch heute ist die Form sehr beliebt. Briefe in Versen sind in neuerer Zeit namentlich in Frankreich beliebt gewesen. In Deutschland erregten zuerst Hoffmann von Hoffmannswald aus Heldenbriefe Aufsehen; nach seinem Vorgang wurde die Form der Heldenbriefe eifrig gepflegt. Nach französischem Vorgang bevorzugte dann die galante Lyrik die Briefform (z. B.

Benjamin Neukirchs galante Briefe und Gedichte). Besonders gebräuchlich war sie für Gratulations- und Trauergedichte. Das Versmaß war in der Regel der Alexandriner. Von spätern poetischen Briefen seien zunächst die moralischen Briefe genannt (Wielands »Moralische Briefe«, angeregt durch die »Épîtres diverses« von v. Bar). Weiter mögen dann die poetischen Episteln der Halberstädter, namentlich von Michaelis, der sich Horaz und Pope zum Muster nahm, genannt sein. Auch Goethe schrieb poetische Episteln. Die Briefform wurde ferner in der satirischen Dichtung gebraucht (Rabeners satirische Briefe) und diente auch nicht selten als Angriffswaffe in der Politik (»Juniusbriefe«). Endlich ist der Roman in Briefen anzuführen. In England schrieb solche zuerst Richardson (»Pamela«, »Clarissa Harlowe«, »Sir Charles Grandison«), in Frankreich später Rousseau »Nouvelle Héloise«. Richardson rief in Deutschland »Grandison den Zweiten«, von Musäus, und »Sophiens Reise von Memel nach Sachsen«, von Hermes, hervor. Er ist auch Muster für Sophie La Roches »Geschichte des Fräulein von Sternheim«, für Knigges »Geschichte des armen Herrn von Mildenburg« u. a. Rousseauscher Einfluß macht sich dagegen mehr in dem bedeutendsten deutschen Roman in Briefen, in Goethes »Leiden des jungen Werther« geltend. Der Werther hatte viele andre Romane in Briefen zur Folge. Auch später blieb die Form beliebt (Tiecks »William Lowell«).

Brincadores, s. Bohnen, springende.

Brink, 2) Bernhard ten, Germanist und

^[Spaltenwechsel]

Literarhistoriker (Bd. 17), starb 29. Jan. 1892 in Straßburg.

Britische Nordborneo-Gesellschaft, s. Borneo.

Britisch-Neuguinea, s. Neuguinea.

Britisch-Sambesia, Name für das große, in den letzten Jahren von England unter seine Schutzherrschaft gestellte Gebiet, begrenzt im S. von der Südafrikanischen Republik und Britisch-Betschuanenland, im W. von Deutsch-Südwestafrika, im N. vom englischen Nyassaland, gegen das der Sambesi die Grenze bildet, und von Portugiesisch-Ostafrika, das auch den O. begrenzt, 1,604,480 qkm (29,139 QM.) groß, welches die Länder der Matabele, Maschona, Makalaka, Maniku und Nordbetschuanen umfaßt. Der wichtigste Teil des Protektorats ist Matabeleland, dessen Häuptling Lo Vengula 25. April 1888 mit dem britischen Kommissar Moffat für die Britisch-Südafrikanische Gesellschaft in seiner Residenz Gubuluwajo (s.d.) einen Schutzvertrag abschloß. Das Land wird von einer von SW. nach NO. streichenden Hügelkette durchzogen, im südwestlichen Teile Moteppoberge, im breitern nordöstlichen Teile Isimunteberge genannt, von welcher nach S. der Schascha mit dem Schoschoni, der Bubi und Nuanetsi zum Limpopo sowie die Quellflüsse des Sabi abfließen, während vom Nordabhang Guay mit Tschengani, der aus zahlreichen Quellflüssen entstehende Sanjati und der Ganjana zum Sambesi ziehen. Ganz Matabeleland zerfällt in drei klimatisch u. pflanzengeographisch scharf geschiedene Regionen. Die Hochflächen und Abhänge der genannten Scheidekette sind wohl bewässert, fruchtbar, reich an Mineralien und eignen sich trefflich sowohl für Weizenbau als für Rindviehzucht, sind dabei gesund und durchaus europäischen Konstitutionen zusagend. Das all das Bergland sich im S., SO., SW. u. NO. anschließende Gebiet mit Maschonalano und dem von den Makalaka bewohnten Hügelland enthält lauter gut bewässerte Gegenden, in deren fruchtbaren Thälern Raum für die Kultur von Reis, Zucker und Baumwolle ist, während die Hügel reich an Mineralien sind. Die dritte Region endlich bilden die niedrigen, mit dichtem Buschwerk bedeckten und schlecht bewässerten Striche zum Limpopo nach S. und zum Sambesi nach N. hin. Während die erste Region vorzügliche Viehweiden abgibt, ist die dritte durch die Tsetsefliege für Viehzucht unmöglich, dafür aber reich an Wild. Das Klima ist außer in den höchstgelegenen Gegenden für Europäer unzuträglich; das Fieber befällt sogar die Eingebornen. Während von November bis Ende Januar der Regen in Strömen herabstürzt, ist der übrige Teil des Jahres regenlos und die Bevölkerung dann auf die Flüsse angewiesen, die aber zahlreich sind und stets Wasser führen. September und Oktober sind die heißesten Monate. Die Wälder sind von bedeutendem Umfang und enthalten wertvolle Holzarten. Die Eingebornen bauen Kafferkorn, Mais, Erdnüsse, Bohnen, süße und gewöhnliche Kartoffeln, Gurken u. a. und halten große, bis 4000 Stück zählende Rinderherden sowie Ziegen u. Schafe. Obschon die einheimische Tierwelt noch ziemlich reich ist, sind doch die großen Säugetiere verschwunden, doch hält König Lo Bengula in einer besonders reservierten Gegend noch 200 Elefanten.

Das Land erscheint außerordentlich reich an Gold. Nachdem König Lo Bengula der Britisch-Südafrikanischen Gesellschaft das bisher beharrlich verweigerte Recht zugestanden hatte, nach Gold zu graben, wurde von dieser durch 180 ausgesuchte Leute eine Straße vom Macloutsefluß nahe der Südwestgrenze durch das Makalakaland, 250 km süd-