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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Desinfektion; Desjardins; Desnoiresterres; Detektivs; Deutsche Erziehungs- und Schulgeschichte

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Desinfektion - Deutsche Erziehungs- und Schulgeschichte

verwittern all der untern Fläche, so daß sie oft die Form eines Hutpilzes annehmen. Eine überragende Felskante veranlaßt im Gebiete ihres Schattenstreifens chemische Verwitterung, wodurch sich unterhalb der Felsbank eine Hohlkehle bildet. In regenreichen Ländern ist das fließende und gefrorne Wasser das wichtigste Transportmittel. In der Wüste tritt an die Stelle des Wassers der Wind nicht bloß als transportierendes, sondern auch als denudierendes Agens. Die Wirkung des Windes äußert sich in der Wüste in doppelter Weise. Erstens entführt der Wind überall alles, was durch Verwitterung und Insolation gelockert ist, und verhindert dadurch, daß sich die Denudationsprodukte kumulativ anhäufen. Ferner scheuert der mit Sand beladene Wind die Felsen und denudiert dadurch deren Oberfläche. So häufig man auch in der Wüste Spuren des Sandschliffes trifft, so tritt diese Thätigkeit des sandbeladenen Windes doch gegenüber der rein abtragenden Wirkung des Windes in den Hintergrund. Diese letztere, die man wohl als Deflation bezeichnet, ist der wichtigste Denudationsprozeß in der Wüste; man versteht darunter nicht sowohl die Zerstörung der Felsoberfläche, als vielmehr die Abhebung und Fortführung der durch die vier zerstörenden Kräfte, die Insolation, die Erosion, das Sandgebläse und die chemische Verwitterung, gelockerten Gesteinsfragmente. Die denudierende Wirkung des Windes ist im Vergleich mit derjenigen des Wassers deswegen bedeutend mächtiger, weil letzteres in seiner Thätigkeit an Niveauunterschiede gebunden ist, während der Wind selbst auf einer vollkommen ebenen Fläche denudiert, sobald er nur zersetztes Material vorfindet. Ordnet man die in der Wüste thätigen meteorologischen Kräfte der Intensität ihrer Wirkung und ihrer Bedeutung nach, so steht in erster Linie der Wind, der die wesentlichen Charaktere der Deflationslandschaften bestimmt. Ohne die Deflation würde die D. in der Wüste bald stillstehen, da alle Zerstörung der Gesteine nur oberflächlich ist. Aber der durch keine Pflanzendecke gehinderte Wind trägt alles gelockerte Gesteinsmaterial sofort weg und liefert somit den zerstörenden Kräften neue Angriffspunkte. Minder wirksam ist das Sandgebläse, das stets mit der Deflation zugleich auftritt. Insolation und Verwitterung haben eine vorbereitende Thätigkeit und liefern das Material für die Deflation. Die erodierende und transportierende Thätigkeit des Wassers tritt zwar nur selten ein, dafür aber im gegebenen Falle um so intensiver. Das Endziel aller D. auf Erden geht dahin, die durch Dislokationen oder vulkanische Vorgänge hervorgerufenen Höhenunterschiede einzuebnen und eine Denudationsfläche zu bilden, auf welcher die Denudationsprodukte sich ablagern. Die Denudationsvorgänge sind je nach den klimatischen Bedingungen verschieden, anders in den Tropenländern als in polaren Gebieten und wieder anders in Erosionslandschaften oder am Meeresstrand. Für die Deflation ist Ebenflächigkeit der Denudationsebene ein wesentlicher Charakterzug, und jene ebenen Wüsten, die man als Sserir, Hamada oder Sebcha bezeichnet, sind Denudationsflächen, hervorgegangen aus Deflation (s. Wüste).

Desinfektion, s. Naturforschergesellschaft.

Desjardins, 1) Abel, franz. Geschichtschreiber, starb 2. Juli 1886 in Douai.

Desnoiresterres, Gustave, franz. Kultur- und Litterarhistoriker, starb 10. Jan. 1892 in Paris. Er schrieb noch: "Le Chevalier Dorat et les Poètes légers an 18^{me} siècle" (1887).

Detektivs, s. Photographie.

^[Spaltenwechsel]

Deutsche Erziehungs- und Schulgeschichte. Die Gesellschaft für d. E. u. S., Ende 1890 in Berlin zusammengetreten, ist aus dem bereits früher erwähnten Unternehmen der "Monumenta Germaniae paedagogica" von Karl Kehrbach hervorgegangen. Der Grundgedanke dieses Sammelwerkes ist, die gesamte Entwickelung des deutschen Erziehungs- und Unterrichtswesens in ihren wesentlichen Manifestationen ohne Vorzug einer besondern Schulart, eines besondern Zeitraumes oder Bekenntnisses, überhaupt ohne jeden Parteistandpunkt vorzuführen. Gegenstände der Veröffentlichung sollen daher sein: 1) Schulordnungen, kirchliche, staatliche, gemeindliche 2c.; 2) Schulbücher, soweit sie eine Zeit und ihren Geist besonders deutlich ausprägen; 3) theoretische pädagogische Aufsätze der Schulmänner eines bestimmten Zeitalters; 4) sonstige Urkunden pädagogischer Art sowie Selbstbiographien, Schulkomödien, Schulreden, Tagebücher, allerlei Akten. Daneben auch allerhand gelegentliche Notizen, bildliche Darstellungen sowie Gesetze, Urkunden, Inschriften, die mittelbar mit dem Schulwesen in Beziehung stehen. In der kurzen Zeit von 1885 bis 1890 sind zehn Bände veröffentlicht worden, über die bereits im vorigen Jahres-Supplement (Bd. 18, S. 687) berichtet worden ist. Bei der großartigen Anlage des Sammelwerkes mußte man sich bald sagen, daß auf die Dauer dessen Ansprüche Kraft und Vermögen einzelner Privatpersonen übersteigen würden. Die 38. Versammlung deutscher Philologen und Schulmänner in Gießen (1885) beschäftigte sich daher mit der Angelegenheit und erbat durch ihren Ausschuß vom Reichskanzler eine fortlaufende Beihilfe aus Reichsmitteln. Diese ward leider aus dem formellen Bedenken abgelehnt, daß Schul- und Erziehungswesen nicht Angelegenheit des Reiches, fondern der einzelnen Staaten wären. Die 39. Versammlung der Philologen und Schulmänner zu Zürich (1887) beschloß daher die Gründung einer eignen Gesellschaft für d. E. u. S., die als eine der ersten und wesentlichsten Aufgaben die Förderung des Kehrbachschen Sammelwerkes übernehmen sollte. Ein besonderer Ausschuß wurde gewählt, um die Angelegenheit weiter zu bearbeiten, bestehend aus den Mitgliedern: K. Kehrbach-Berlin, Prof. Kluge-Jena, Prof.

Langlotz-Hameln (inzwischen verstorben), Professor Reifferscheid-Greiftwald, Gymnasialdirektor Uhlig-Heidelberg, Gymnasialdirektor Wirz-Zürich. Neben diesem entstand 1889 ein Ortsausschuß in Berlin, als dem künftigen Sitz der Gesellschaft, dem aus allen Kreisen des Unterrichtswesens, dem Kirchenwesen und der Theologie beider Hauptbekenntnisse, der Universität 2c. bewährte Kräfte beitraten. Am 14. Dez. 1890 endlich fand in Berlin die begründende Versammlung statt, in der die Satzungen der Gesellschaft für d. E. u. S. endgültig festgesetzt wurden. Nach diesen ist (§ 1) Zweck der Gesellschaft die systematische und allseitige Erforschung der deutschen Erziehungs- und Schulgeschichte durch möglichst vollständige Sammlung, kritische Sichtung und wissenschaftliche Veröffentlichung des in Archiven zerstreuten Materials, soweit es Bezug hat auf Erziehung und Unterricht in den Ländern deutscher Zruige. Die Erreichung dieses Zweckes (§ 2) wird angestrebt durch Sammlung von: a) Schulordnungen (von Staaten, Kirchen, Gemeinden, Genossenschaften, einzelnen Personen) nebst internen Schulgesetzen, Bestallungsbriefen, Breven, Bullen, Kapitularien, Eidesformeln, bischöflichen Niederlassungsbestätigungen, Ordenskonstitutionen, Stun-