Schnellsuche:

Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Erdgerüche; Erdmannsdörffer; Erdumsegelung

272

Erdgerüche - Erdumsegelung.

Friedrichsaue bei Aschersleben 1080,22 Meter tief

Inowrazlaw 1104,65 " "

Lennewitz bei Halle a. S. 1111,45 " "

Lübtheen in Mecklenburg 1203,70 " "

Sperenberg, südlich von Berlin 1273,01 " "

Eu zu Üseburg bei Staßfurt 1293,40 " "

Lieth, unweit Altona 1338,00 " "

Schladebach, zw. Merseburg u. Leipzig 1748,40 " "

In diesem letzten Bohrloch ist in einer Tiefe von 1716 m die größte Temperatur gefunden worden, welche überhaupt bis jetzt im Innern der E. beobachtet wurde, nämlich 56,5° C. Die angestellten Beobachtungen haben eine zwar stetige, aber bisweilen ungleiche Zunahme der Wärme nach dem Erdinnern zu ergeben. Nach den in den Bohrlöchern zu Sperenberg vorgenommenen Temperaturmessungen hatte Dunker eine mathematische Formel für die Wärmezunahme aufgestellt und nach derselben die Wärmegrade für größere Tiefen berechnet. Bekanntlich war Dunker zu dem Resultat gekommen, daß die allmähliche Steigerung der Wärme nach unten hin abnehme, endlich ganz aufhöre und in eine Verminderung übergehe, so daß man sich das Erdinnere als kalt vorstellen sollte. Indessen ist Dunker von seiner Ansicht zurückgekommen. Einen störenden Einfluß auf die Wärmezunahme übt vor allem das Wärmeleitungsvermögen der verschiedenen Gesteinsarten und zwar nicht nur derjenigen, in welchen gebohrt worden ist, sondern auch aller darunter liegenden Gebirgsarten. Nähert man sich einer Schicht von starkem Leitungsvermögen, so wird die Temperatur rasch zunehmen, ist sie aber erreicht, so kann die Zunahme nur eine langsame sein, weil schon die obere Zone dieser Schicht eine höhere als die ihrer Tiefenlage zukommende Wärme angenommen hat. In einer Schicht von geringem Wärmeleitungsvermögen wird umgekehrt die Temperaturzunahme nur gering sein, innerhalb derselben aber nach unten hin schneller wachsen, weil in einer solchen die Wärme nur in geringem Maße sich von unten herauf gleichmäßig verbreiten kann. Von großem Einfluß auf den Wärmegrad ist ferner das Wasser, das entweder von oben her in das Bohrloch eindringt oder erbohrt wird; je nachdem es in letzterm Falle warme oder kalte Quellen sind, wird eine Steigerung oder Erniedrigung der Temperatur dadurch bedingt. Neben diesen natürlichen Einflüssen treten noch künstliche störend ein, welche durch die Bohrarbeit selber veranlaßt werden. Als solche sind zuerst das Rohrspülwasser zu erwähnen, welches in das Bohrloch hineingepumpt wird, um den Bohrschlamm aus demselben zu entfernen. Ferner ist die eiserne Verrohrung wichtig, welche überall, wo die Bohrwände zu schwach sind, angebracht werden muß. Unbedeutend ist dagegen der Einfluß der Bohrarbeit selber. Ein allgemeines Gesetz über die Temperaturzunahme im Erdinnern läßt sich nicht aufstellen, nur so viel kann man sagen, daß die geothermische Tiefenstufe größer ist, als bisher allgemein angenommen wurde.

Erdgerüche. Die Alten haben viel von dem köstlichen Duft der frisch geackerten Erde, wenn die Frühlingsregen sie benetzen, phantasiert und die Sage verbreitet, daß der Boden besonders da, wo die Schenkel eines Regenbogens auf ihm geruht haben, wohlriechend werde. Man hat allerlei Theorien aufgestellt, um diese Gerüche zu erklären, und unter anderm gemeint, die poröse Ackererde binde die Blumendüfte und werde veranlaßt, dieselben freizugeben, wenn das Regenwasser eindringt und die Duftstoffe aus den Poren verdrängt. Verschiedene Agrikulturchemiker haben versucht, die Frage auf experimentellem Wege zu lösen. Man fand, daß sich in der Ackerkrume Spuren von Alkohol und andern ätherischen Körpern finden. Durch Auslaugen riechender Erde mit einer wässerigen Bromlösung gewann schon früher Phipson einen gelblichen, in Alkohol löslichen Körper, der einen kräftigen Geruch nach Zedernholz entwickelte und in seinen physikalischen und chemischen Eigenschaften dem aus Zedernholzöl dargestellten Bromcetrin ähnlich war. Im vorigen Jahre haben Berthelot und André Versuche nach dieser Richtung angestellt und durch Destillation der angefeuchteten, schwach kalk- und thonhaltigen Erde der Versuchsstation Meudon bei Paris im Wasserbad einen kräftig aromatisch, fast kampferartig riechenden Stoff erhalten, der sich durch Kaliumcarbonat aus dem Destillat abscheiden ließ, aber freilich nur in sehr geringen Mengen erhalten wurde. Es gelang aber nicht, diesen anscheinend der aromatischen Gruppe angehörigen Körper mit irgend einem bekannten zu identifizieren; er reagierte weder sauer noch alkalisch und erwies sich als nicht zu den Aldehyden gehörig. Über den Ursprung des Geruchs der Stinkkalke und speziell des schwarzen Marmors von Golzine hat kürzlich Spring Untersuchungen angestellt und sich überzeugt, daß weder, wie man sonst annahm, Bitumen, noch organische Schwefelverbindungen daran beteiligt seien, vielmehr allem Anschein nach Phosphamine mit Spuren von Schwefelwasserstoff; wenigstens konnte er genau denselben Übeln Geruch erhalten, wenn er Kalksteine mit Phosphamine tränkte.

Erdmannsdörffer, 2) Max, Komponist und Orchesterdirigent, ging 1889 als Dirigent der Philharmoniekonzerte nach Bremen.

Erdumsegelung. Daß eine Reise um die Erde unter Beibehaltung derselben Richtung möglich sei, hielt man, bis Anfang des 16. Jahrh. der Beweis wirklich erbracht wurde, fast allgemein für gänzlich unmöglich. Man stellte sich die Erde als eine Scheibe vor, andre wollten sie auch viereckig gestaltet wissen, vom Meer umflossen und durch breite Meereskanäle wie ein O durch ein T in drei Teile: Europa, Afrika und Asien, zerteilt (vgl. Bd. 5, S. 756). Als Columbus seinen Plan zur Erreichung Zipangus (Japans) auf dem westlichen Wege Ferdinand und Isabella von Spanien vorlegte, meinte eine von diesen eingesetzte Kommission, wenn die Erde wirklich rund und dort unten noch Land wäre, so könne man von da nicht wieder zurückkommen, weil man dann einen Wasserberg hinauffahren müsse. Die Universität von Salamanca bezeichnete im übrigen solche Ansichten als ketzerisch, weil den Lehren der Kirchenväter widerstreitend. Columbus brachte es bekanntlich weder zu einer E., noch auch zu einer Anknüpfung an die auf dem östlichen Wege schon früher gemachten Entdeckungen. Der erste, welcher eine E. wirklich vollbrachte, war Ferdinand Magelhaens, der zwar nicht selbst Europa wieder erreichte, dessen letztes übriggebliebenes Schiff indes nach einer dreijährigen Fahrt (1519-22) nach Spanien zurückgelangte. War eine E. in jenen Zeiten und auch später ein gefahrvolles Wagnis, das allerdings auch hohen Ruhm eintrug, dafür, daß es unser geographisches Wissen bereicherte, so ist heute eine Reise um die Erde ein ziemlich gefahrloses Unternehmen geworden, das, statt wie früher nur in einem Zeitraum von Jahren, unter Benutzung der Landrouten in 80-100 Tagen bewältigt werden kann. An Erdumsegelungen baben sich seit Magelhaens fast alle seefahrenden Nationen