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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

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Feuerung (Leachs mechanischer Heizer; Reinigung der Fabrikschornsteine)

dagegen beiderseits derselben mit einer der Größe eines Schieberfaches entsprechenden Öffnung versehen, unter welcher sich je eine Kammer h befindet (in der Zeichnung ist nur eine im Durchschnitt sichtbar). Steht nun der Schieber e mit seinem einen Fach unter der Trichtermündung, so steht das andre Fach über dem einerseits angebrachten Ausschnitt des Gehäusebodens, bez. über der zugehörigen Kammer h. Hierbei ist das erste Fach vom Trichter aus mit Kohlen gefüllt, während das andre seinen Inhalt in die zugehörige Kammer K fallen gelassen hat. Wird nun der Schieber e in seine andre Stellung gebracht, so wird dadurch das mit Kohlen gefüllte Fach über die andre Kammer h geführt und entleert sich in diese, während das leere Fach sich unter die Trichtermündung schiebt und Füllung erhält. Bei der nächsten Rückbewegung des Schiebers wird letzteres wieder zur Entleerung gebracht und das andre gefüllt. Auf diese Weise werden die Kammern h in kurzen Pausen abwechselnd mit Kohlen versehen. Beide münden in einiger Höhe über dem Rost in den Feuerraum, so daß die hineinfallenden Kohlen von den Flügeln des in der Pfeilrichtung schnell umlaufenden Flügelrades i erfaßt und auf den Rost geschleudert werden. Nun ist das Flügelrad aber so angebracht, daß der Wurf nicht horizontal, sondern etwas schräg nach oben erfolgt, so daß die Kohlen zuerst schräg gegen die Klappe k anschlagen und von da aus schräg abwärts fliegen.

Hierdurch wird eine gleichmäßige Verteilung der Kohlen über die Rostfläche der Länge nach bezweckt.

Stellt man nämlich die Klappe k ganz flach, so fliegen die Kohlen bis zum hintersten Teil des Rostes mit; nähert man aber allmählich die Klappe der punktierten Stellung, so wird dadurch die Flugrichtung entsprechend geneigt, und die Kohlen gelangen zu weiter nach vorn gelegenen Rostteilen. Die Bewegung der Klappe erfolgt nun selbstthätig so, daß das Brennmaterial richtig verteilt wird. Die Welle der Flügelräder i ist zugleich die Antriebswelle für den ganzen Apparat, welche mittels Riementriebes von einer Transmissionswelle aus in Umdrehung versetzt wird (ca. 500 Umdrehungen in der Minute). Die Antriebswelle bewegt mittels Schraube ohne Ende ein Schneckenrad, welches mittels Kurbelzapfens in die die Bewegung des Verteilungsschiebers g bezweckende Kurbelschleife eingreift. Der Kurbelzapfen kann an dem Schneckenrad in radialer Richtung verstellt werden, wodurch eine Regulierung des Hubes des Schiebers g und somit der zugeführten Kohlenmenge ermöglicht ist. Die Verstellung der Klappe k erfolgt vom Schneckenrad aus mittels weiterer Räder, eines Exzentriks sowie Zugstangen und Hebel. Die Feuerthür t dient zum Beschicken des Rostes durch den Heizer bei stillstehender Transmission sowie zum Abschlacken, Schüren 2c. Der Rührer d ist nur dann anzubringen, wenn Kohle in kleinern Stücken verfeuert werden soll. Handelt es sich um die F. mit gewöhnlicher Förderkohle, d. h. mit Kohle, wie sie aus der Grube kommt, oder mit grober Stückkohle, so werden über dem Verteilungsschieber an Stelle des Rührers Zerkleinerungswalzen eingeschaltet. Die ausführende Firma macht über die Verwendung und die Vorteile des Apparats folgende Angaben: Der mechanische Feuerungsapparat, Patent Leach, läßt sich an jedem vorhandenen Kessel nach Entfernung der bisherigen Feuerthüren anbringen. Da die Feuerthüren nur beim Abschlacken geöffnet und die Kohlen fortwährend in kleinern Mengen aufgegeben werden, so wird dadurch bei geringem Luftüberschuß eine höhere Temperatur im Verbrennungsraum und eine

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fast vollständig rauchfreie Verbrennung bedingt. Jeder Apparat wird vor dem Versand auf gutes Funktionieren, besonders auf gleichmäßige Verteilung der Kohle auf dem Rost, untersucht. Die Menge der zur Verbrennung kommenden Kohle läßt sich ganz beliebig regulieren, so daß sowohl eine ganz mäßige Verdampfung als auch stärkste Beanspruchung des Kessels nach Belieben erzielt werden kann. Bei gleichmäßiger Dampfentnahme ist es möglich, die Kohlenzuführung genau dem Betriebsbedürfnis entsprechend einzustellen. Da die Feuerthüren seltener geöffnet werden, so werden auch die Temperaturschwankungen im Feuerraum verringert, was für die Haltbarkeit des Kessels von Belang ist. Die Bedienung des Apparats ist sehr einfach und leicht, so daß bei größern Dampfkesselanlagen das Heizerpersonal vermindert und dadurch eine Lohnersparnis erzielt werden kann. Der Apparat ermöglicht die Verbrennung der billigsten Kohlensorten (Gruskohlen, Förderkohlen) und damit eine Verminderung der Brennmaterialkosten.

^[Textfigur: Leachs mechanischer Feuerungsapparat.]

Bei Anfragen oder Bestellungen sind zur Bestimmung der Größe und Konstruktion des erforderlichen Apparats Angaben über die Kessel- und Rostgröße sowie möglichst eine Skizze der vordern Stirnwand beizufügen.

Die Reinigung der Fabrikschornsteine von Ruß erfolgt während des Betriebes am einfachsten durch das sogen. Abschießen. Hierbei ist jedoch größte Vorsicht anzuraten. Damit die Feuerungszüge keiner Beschädigung ausgesetzt sind und kein dem Mauerwerk der F. schädlicher Rückschlag möglich ist, darf das Abschießen unter allen Umständen nur bei geschlossenem Fuchsschieber erfolgen. Bei sehr hohen und weiten Schornsteinen (etwa von 40 m Höhe und 3 qm unterm Querschnitt an) könnte statt des üblichen Abbrennens einer Ladung Schießpulver im Fuchs das wirkliche Abschießen, wie es beiden Winderhitzern der Hochöfen namentlich in den rheinisch-westsälischen Hüttenwerken üblich ist, zur Anwendung kommen. Dieses Abschießen erfolgt mittels eines kleinen Böllers, welcher möglichst genau in die Achse des Schornsteins eingestellt wird. Der Böller wird dann von außen her abgeschossen, wobei der Schuß mitten durch den Schornstein aufwärts wirkt und eine sehr kräftige Ablösung von Ruß und Flugasche herbeiführt. Wird jedoch dies Abschießen für