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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Flying-Fish-Expedition; Fonseca; Fontanellknochen; Fontanili; Forchhammer; Ford; Forinyák; Formosa

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Flying-Fish-Expedition - Formosa

Flying-Fish-Expedition, s. Maritime wissenschaftliche Expeditionen.

Fonseca, Manoel Deodoro da, Präsident der Vereinigten Staaten von Brasilien, geb. 5. Aug. 1827 zu Alagoas, Sohn eines Oberstleutnants, trat 1843 als Kadett in die Armee, ward 1849 Artillerieleutnant, nahm 1865 an der Belagerung von Montevideo teil, zeichnete sich 1868-70 im Kriege gegen Paraguay aus und ward 1874 General. Lange Zeit Anhänger der konservativen Partei und des Kaisers, ward er 1887 wegen einer politischen Demonstration nach Mato Grosso versetzt und im September 1889 von dem liberalen Ministerium d'Ouro Preto auch aus dieser Stellung abberufen. Er schloß sich nun den Unzufriedenen an, welche die Revolution vom 15. Nov. 1889 ins Werk setzten, und ward zum Präsidenten der provisorischen Regierung ernannt. Nach der Verkündigung der neuen Verfassung der Vereinigten Staaten von Brasilien wurde er 25. Febr. 1891, allerdings mit geringer Mehrheit, vom Kongreß zum Präsidenten derselben auf 4 Jahre gewählt. Schon im Sommer 1891 geriet er mit dem Kongreß über seine Befugnisse in Streit. Er löste denselben daher 4. Nov. auf und übernahm bis zu den Neuwahlen die Diktatur, wurde aber schon 23. Nov. durch einen Aufstand, der von der Flotte ausging, zur Abdankung gezwungen. Vgl. Brasilien.

Fontanellknochen, s. Schaltknochen.

Fontanili, künstlich angelegte Quellen, durch welche das Grundwasser zum Zweck der Bewässerung des Landes am Südfuß der Alpen erschlossen wird. S. Grundwasser.

Forchhammer, Emanuel, Orientalist, ein Neffe des Archäologen wie auch des Geologen F. (s. Bd. 6), geb. 12. März 1851 zu St. Antonien im Prättigau (Schweiz), studierte Medizin in New York, wo er auch promovierte und Assistenzarzt an einem Spital wurde, lebte dann jahrelang unter den Indianern des Westens, um deren Sprachen zu studieren, kehrte 1875 nach Europa zurück, wo er in dem armenischen Kloster San Lazzaro bei Venedig Armenisch und bis 1878 in Leipzig orientalische Philologie im allgemeinen studierte. 1879 zum Professor für die Palisprache in Rangun, der Hauptstadt von Birma, ernannt, durchforschte er mit unermüdlichem Eifer die Bibliotheken der buddhistischen Klöster, um Manuskripte zu sammeln, studierte die verschiedenen Sprachen des Landes, unternahm Ausgrabungen und archäologische Untersuchungen, besonders in den alten Tempelstädten Arakan und Pagan, starb aber schon 26. April 1890 an Bord eines englischen Dampfers auf der Reise von Mandalay nach Rangun. Er veröffentlichte ein systematisches Verzeichnis der von ihm in Birma gesammelten alten Handschriften (Rangun 1882), »Notes on the early history and geography of British Burma« (das. 1883-84), den »Jardine Prinze Essay« über »Sources and development of Burmese Law« (das. 1885), Beiträge zu den »Notes on Buddhist Law« von Jardine (1882-83) und Abhandlungen über die birmanischen Sprachen im »Indian Antiquary«. Sein umfangreicher Wissenschaftlicher Nachlaß harrt noch der Veröffentlichung.

Ford, 1) Gordon L., amerikan. Geschäftsmanns und Zeitungsverleger, geb. 16. Dez. 1823 zu Lebanon in Connecticut, ging als zwölfjähriger Knabe nach New York, wurde zunächst Handlungslehrling, dann Buchhalter, trieb in seinen Mußestunden juristische Studien, ward 1850 zur Rechtsanwaltschaft zugelassen, ging aber bald zum Eisenbahnwesen über und führte einige Jahre (bis 1856) die Direktion einer

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Bahn. Er ließ sich dann in Brooklyn nieder, gründete dort 1863 die Tageszeitung »Union«, ferner den Brooklyner Kunstverein, wurde Direktor der Academy of Music daselbst und war von 1873 bis 1881 Herausgeber der »New York Tribune«. Seine Büchersammlung (50,000 Bände) ist eine der größten Privatbibliotheken in den Vereinigten Staaten, besonders wertvoll ist die Autographensammlung. Von seinen Handschriften sind diejenigen, die sich auf die Geschichte Amerikas bezogen, unter seiner Leitung veröffentlicht worden. F. starb 14. Nov. 1891 in Brooklyn.

2) Sir Francis Clare, brit. Diplomat, trat 1846 in ein Dragonerregiment, schied aber 1851 als Leutnant aus der Armee aus, um in den diplomatischen Dienst überzugehen, und wurde zuerst Attache in Neapel, 1862 Gesandtschaftssekretär in Karlsruhe, 1863 in Wien. 1865-66 war er in einer diplomatischen Mission in Buenos Ayres. 1871 ging er als Botschaftssekretär nach Petersburg, 1875 als königlicher Kommissar nach Halifax, 1878 als Gesandter nach Buenos Ayres. Nachdem er die diplomatischen Beziehungen mit Uruguay wieder angeknüpft hatte, wurde er Gesandter bei dieser Republik, 1879 in Rio de Janeiro und 1881 in Athen. Nachdem er 1884 als Gesandter nach Madrid geschickt worden war und 1886 einen Handelsvertrag mit Spanien abgeschlossen hatte, wurde er 1887 zum Botschafter am spanischen Hof und 1892 Zu Konstantinopel ernannt.

Forinyák, Gyula (Julius), General der königl. ungar. Landwehr, geb. 23. Mai 1837 zu Budapest, trat nach Absolvierung der Gemeakademie 1855 in die Armee und machte den Feldzug 1866 gegen Preußen als Generalstabsoffizier der Kavalleriebrigade Westphalen mit. 1869 in die ungar. Landwehr versetzt, wurde F. 1870 Major, 1874 Oberstleutnant und Adjutant beim 5. ungar. Landwehrdistriktskommando zu Stuhlweißenburg, 1877 Oberst, 1882 Kommandant der 79. ungar. Landwehrinfanteriebrigade, 1883 Generalmajor und Vorstand der ersten Geschäftsgruppe im ungar. Landesuerteidigunsmimsterium, 1885 Kommandant des 4. ungar. Landwehrdistrikts zu Preßburg, 1887 Feldmarschallleutnant. Ende 1889 wurde er zum Adlatus des Oberkommandanten der königl. ungar. Landwehr ernannt.

Formosa. Die ursprünglichen Bewohner scheiden sich in vier Gruppen: 1) die Paiwan, wahrscheinlich die ältesten Bewohner, welche hauptsächlich in den unzugänglichen Gebirgen des Innern leben. Sie sind groß und stark, von heller, kupferbrauner Hautfarbe und haben breite Gesichter mit stark hervortretenden Backenknochen und schwarzes, straffes Haar, stehen auf sehr niedriger Kulturstufe und sind Kopfjäger. 2) Die etwas kleinern, ackerbauenden Tipun, die wahrscheinlich nächst den Paiwan eingewandert sind, durch Vermischung mit jenen aber ihre eigentümlichen anthropologischen und ethnologischen Merkmale (außer der Tättowierung u. a.) eingebüßt haben. 3) Die zu den vorigen in einem gewissen Unterthanenverhältnis stehenden Amia, welche auch die südöstliche Insel Botel-Tabago bewohnen. 4) Die wahrscheinlich von den Lutschuinseln eingewanderten Pepohoan, welche durch Vermischung fast ganz zu Chinesen geworden sind.

Produkte. Die Theekultur hat in neuester Zeit einen großartigen Aufschwung genommen; ander gebirgigen Nordspitze sind weite Strecken mit Theepflanzungen bedeckt, doch gedeiht die auf der Insel einheimische Pflanze auf der ganzen Insel. Der erzeugte Thee findet fast ausschließlich seinen Markt in Nord-