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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

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Frankreich (Heerwesen)

betragen. 37,861 sind in das Heer und die Marine freiwillig eingetreten, von ihnen 5103 in die Fremdenregimenter und die algerischen Truppen Eingeborner. 8126 Unteroffiziere haben sich zum Weiterdienen verpflichtet, darunter 6731 auf 5 Jahre; 1889 haben sich nur 4118 verpflichtet, von ihnen 3734 auf 5, die andern auf weniger Jahre; es ist mithin ein bedeutender Fortschritt zu vermerken. Von den 310,275 im J. 1890 in die Listen Eingetragenen konnten 26,051 weder lesen noch schreiben, 32,689 nicht schreiben. Im J. 1887 konnten von 308,245 Gelosten 30,261 weder lesen noch schreiben, 37,295 nicht schreiben; die Schulbildung hat mithin erheblich zugenommen. Das mittlere Größenmaß betrug 1890: 1,644 m, im J. 1888: 1,645 m und 1887: 1,648 m, in 4 Jahren hat die Durchschnittsgröße mithin 4 mm abgenommen. Da nach dem § 21 des Wehrgesetzes vom 15. Juli 1889 und dessen Abänderung vom 6. Nov. 1890 die ältesten Brüder von sieben Geschwistern die Vergünstigung haben, nach einjähriger Dienstzeit entlassen zu werden, so hat eine bezügliche Zählung stattgefunden, welche ergab: 2,600,000 Ehen haben keine Kinder, 2,500,000 1 Kind, 2,300,000 je 2, 1,500,000 je 3, 1 Mill. je 4, 550,000 je 5, 300,000 je 6 und 200,000 Ehen je 7 und mehr Kinder. Das Budget bewilligte für 1891 im Ordinarium 567,669,040 Fr., für 1892: 585,118,197, mithin mehr 17,449,157 Fr., im Extraordinarium für 1891: 108,060,000, für 1892 dagegen 85,402,500, mithin weniger 22,657,500 Fr., daher im J. 1892 überhaupt weniger 5,208,343 Fr. Die Armee soll 1892 zählen: 561 Bataillone Infanterie, 423 Eskadrons Kavallerie (einschließlich des 30. Dragonerregiments, welches 1. April 1891 errichtet wurde), 480 Batterien (davon 403 fahrende, 57 reitende, 20 Gebirgsbatterien mit 2760 Feld- und 120 Gebirgsgeschützen), 93 Genie- etc., 72 Trainkompanien. Wie durch das Gesetz vom 21. Juni 1890, betreffend die Abänderung der Organisation der Territorialarmee, die zu Brigaden, Divisionen und Armeekorps formierten Truppenteile der Territorialarmee im Kriege der aktiven Armee zugeteilt werden können, dürfen dieselben auf Verfügung des Kriegsministers auch im Frieden mit der aktiven Armee zu Übungszwecken vereinigt werden. Die Territorialarmee zählt: 39 Bataillone, 22 Kompanien, 14 Sektionen Zollbeamte, 49 Bataillone, 38 Sektionen, 15 Detachements, 3 Eskadrons Forstbeamte, 145 Regimenter mit etwa 600 Bataillonen Infanterie, 10 Zuavenbataillone, 150 Eskadrons Kavallerie, 18 Artillerieregimenter, 18 Geniebataillone, 18 Traineskadrons. In der Rangliste für 1891 werden aufgeführt: 349 aktive Generale und 321 im Ruhestand, 400 Oberste, 436 Oberstleutnants, 1895 Majors, 7356 Hauptleute, 6069 Leutnants, 4294 Unterleutnants; in der Reserve außer 1113 Offizieren aller Grade: 5184 Unterleutnants der Infanterie, 595 der Kavallerie und 1938 der Artillerie. Im J. 1892 soll im Bereich des 15. Armeekorps das 163. Infanterieregiment errichtet werden. Nach dem Gesetz vom 25. Juli 1887 sollten 13 Kavallerieregimenter, und zwar 4 Dragoner-, 1 Jäger-,6 Husaren-, 2 afrikanische Jägerregimenter, neu aufgestellt werden. Als man sich später zur Beibehaltung der Kürassiere entschied, wurde dies Gesetz dahin abgeändert, daß 2 Kürassier-, 6 Dragoner-, 2 Husaren- und 2 afrikanische Jägerregimenter und 1 Chasseurregiment errichtet werden sollen; es sind formiert worden im J. 1887 das 27. und 28. Dragoner-, das 5. und 6. Chasseur d'Afrique-Regiment, 1888 das 21. Chasseur-, 1890 das 29., 1891 das 30. Dragoner-, 13. Kürassier- und 13. Husarenregiment; es fehlen mithin noch 4 Regimenter und zwar 2 Dragoner-, 1 Kürassier- und 1 Husarenregiment. Dann wird F. 91 Kavallerieregimenter mit 455 Eskadrons besitzen, von denen 81 Regimenter in Europa stehen und zwar 14 Kürassier-, 32 Dragoner-, 21 Jäger- und 14 Husarenregimenter. Nach den 1891 erlassenen Bestimmungen gliedert sich die Kavallerie in 6 selbständige Divisionen und 19 Korps-Kavalleriebrigaden. Nach Aufstellung der noch fehlenden Regimenter soll die 7. Kavalleriedivision errichtet werden. Der deutschen Grenze gegenüber sind 26 Regimenter aufgestellt. Im Kriege treten hinzu 38 gemischte Regimenter (halb Dragoner, halb leichte Kavallerie) und 72 Eskadrons Territorialkavallerie, so daß die Gesamtstärke der Kavallerie rund 720 Eskadrons betragen wird. Die Artillerie ist in 480 Feld- und Gebirgsbatterien und 96 Festungskompanien 3719 Offiziere, 75,815 Mann stark. Am 1. Mai 1891 standen gegenüber der deutschen Grenze von Rocroi bis Montbéliard 73 Infanteriebataillone, 11 Jägerbataillone, 26 Kavallerieregimenter mit 130 Eskadrons, 55 Feldbatterien. Nach dem Gesetzentwurf vom 15. Juli 1891, welcher bis zum Erlaß eines endgültigen Organisationsgesetzes in Kraft tritt, sind die Kolonialtruppen zur Bewachung und Verteidigung der Kolonien und Schutzgebiete bestimmt und bestehen aus den bisherigen gesamten Marinetruppen. Sie führen die Bezeichnung "Corps d'armée de la marine". Dieses Marinearmeekorps gliedert sich in 2 Marinedivisionen, zu 2 Marinebrigaden, deren jede aus 2 Marine-Infanterieregimentern besteht; es ist dem Kriegsminister unterstellt und hat sein besonderes Budget. Nach einer Anfang 1892 (ohne Datum) bekannt gegebenen Verfügung des Kriegsministers soll durch Abgabe von Regimentern aus den nahe der Grenze stehenden Armeekorps, besonders dem 6., das 20. Armeekorps aufgestellt werden. Alle Regimenter und ihre Garnisonen sind bezeichnet, nur der Tag der Ausführung ist noch nicht (Anfang März) festgesetzt. Dem Militärunterrichtswesen wird große Pflege zugewendet und sind für 1891 15,752,582 Fr. dafür bewilligt. Auf den Schulen befinden sich 7563 Schüler, zu letztern gehören auch die Zöglinge des Mannschaftsstandes auf den Infanterie-Vorschulen zu Rambouillet, Montreuil, Andelys und St.-Hippolyte du Fort mit 2000, der Artillerie- und Genievorschule zu Billom mit 1000 Schülern; die Kriegsakademie zu Paris hat 163, die polytechnische Schule zu Paris 520, die Schule zu St.-Cyr 950, die Artillerie- und Ingenieurschule zu Fontainebleau 390, die Kavallerieschule zu Saumur 492 Schüler etc. Beim Kriegsminister ist angeregt, die vollberechtigte Stellung der Luftschiffer im Kriege durch internationale Vereinbarung zu regeln. Die Privatluftschiffer, welche sich auf dem Wege der Luftschiffahrt Nachrichten vom Feinde verschaffen, sollen nicht als Spione, sondern als Militärpersonen behandelt, deshalb uniformiert und die Privatluftschiffahrt bei eintretendem Kriege militärisch organisiert werden. Im Kriege sollen Radfahrer im Heeresdienst Verwendung finden. Es bestehen 271 Radfahrervereine mit etwa 10,000 Mitgliedern, etwa ebensoviel Radfahrer gehören keinem Verein an; der Bedarf an Militärradfahrern im Kriege kann aus ihnen gedeckt werden.

Die Marine zählte Anfang 1891 an Schiffen und Fahrzeugen der kämpfenden Flotte: 23 Panzerschlachtschiffe, 4 im Bau, 10 Panzerkreuzer, 4 im Bau, 17 Panzerschiffe für Küstenverteidigung, 6 im Bau,