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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

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Gangbildung - Garbenbindemaschinen

die Vorderbeine dagegen nur zur Unterstützung der Last dienen. Letztere müssen so weit vorgreifen, daß die Hinterbeine Raum gewinnen. Beim Trab beträgt der Vortritt der Vorderbeine, welche dabei nicht über die Nase des Tieres hinauskommen, 1,10, jener der Hinterbeine 1,20 m. Beim Schritt hört man 4 Hufschläge, bei welchen zwischen 2 und 3 und zwischen 4 und 1 eine längere Pause ist, während beim Trab nur 2, beim Galopp 3 Hufschläge hörbar sind. Die Länge des mittlern Galoppsprunges beträgt 3-5,5 m in 0,6 Sekunden oder etwa 300-550 m pro Minute. In der Karriere verlängert sich der Sprung auf 6 -7 m in 0,5 Sekunden oder 720-840 m Weglänge pro Minute.

Gangbildung, s. Geologische Gesellschaft.

Garbenbindemaschinen. Unter diesem abgekürzten Namen werden Mähmaschinen mit Garbenbindern verstanden, d. h. Mähmaschinen, welche die geschnittene Frucht unmittelbar in der Maschine zu Garben abteilen und diese mit Bindfaden binden. In den Vereinigten Staaten Nordamerikas und in den Getreide bauenden Gebieten Kanadas sind diese Maschinen jetzt ganz allgemein eingebürgert, und es wäre dort eine Bewältigung der Ernte ohne dieselben nicht mehr möglich. Man nahm dort in der ersten Zeit der Einführung der Garbenbinder ihre ziemlich erheblichen Unvollkommenheiten, häufigen Stockungen, namentlich bei Lagerfrucht, Brüche des komplizierten Apparats, hohe Zugkraft gern in Kauf gegen den Vorzug der beträchtlichen Ersparung an Arbeitskräften, welche vielfach überhaupt nicht zur Verfügung standen. Allmählich haben sich die Unvollkommenheiten der Maschine verringert, so daß dieselbe derzeit nicht zu hoch geschraubten Ansprüchen genügt.

Ihre Verbreitung nimmt aus diesem Grund auch in Europa, insbesondere in Deutschland und Österreich-Ungarn, immer mehr zu, und die Besitzer sind von der Arbeit und dem ökonomischen Werte derselben fast durchweg befriedigt. Namentlich die amerikanischen Maschinen von Wood, Mac Cormick, Adriance, Massey (aus Kanada), die englischen von Hornsby und Howard haben in den letzten Jahren viel Verbreitung gefunden, vor allem die beiden erstgenannten. Auch einige deutsche Fabrikanten, wie Zimmermann in Halle a. S. und Reuther in Hennef (Rheinpreußen), befassen sich bereits mit gutem Erfolg mit dem Bau dieser Maschinen.

Um ein zuverlässiges Urteil über den Wert dieser für die Landwirtschaft überaus wichtigen Maschinen zu gewinnen, schlug man bisher den Weg ein, Konkurrenzen derselben zu veranstalten, entweder mit Preiserteilung an die am besten entsprechenden Maschinen, oder einfach mit Veröffentlichung der gewonnenen Ergebnisse. Dieses in allen Ländern übliche Verfahren zeigt jedoch einige nicht unerhebliche Mängel, wie z.B. die kurze Arbeitsdauer der konkurrierenden Maschinen, ferner den Umstand, daß die Beurteilung stets nur unter einseitigen Verhältnissen erfolgte, z.B. bei besonders günstigem Stande der Frucht, endlich, daß über die Abnutzung der Maschinen kein Urteil gefällt werden konnte. Deshalb ist es nicht selten vorgekommen, daß eine auf derartiger Konkurrenz höchstprämiierte Maschine späterhin den Erwartungen nicht oder nicht in geeignetem Maße entsprach. Auch die an einzelnen Orten bestehenden Prüfungsstationen für landwirtschaftliche Maschinen waren nicht im stande, die Frage über den Gebrauchswert der G. zum Austrag zu bringen. Es kann deshalb als ein Verdienst des Professors Wüst in Halle a. S. angesehen werden, die Lösung dieser Frage auf einem andern Wege versucht zu haben. Auf seine Veranlassung wurden seitens des landwirtschaftlichen Zentralvereins der Provinz Sachsen Fragebogen an möglichst viele in der Provinz Sachsen angesessene Besitzer von Bindemaschinen ausgesandt und das Ergebnis der 79 bereitwillig erteilten Antworten in einer übersichtlichen, auch tabellarischen Arbeit veröffentlicht (»Zeitschrift des landw. Zentralvereins der Provinz Sachsen«, Jahrg. 1891, Nr. 3). Dasselbe stützte sich auf die Urteile über 40 Maschinen von Wood, 11 von Massey, 11 von Mac Cormick, 8 von Hornsby, 5 von Howard, während 4 weitere Maschinen nicht in Rücksicht gezogen wurden, da die Antworten nur immer die Meinung eines einzelnen Besitzers zum Ausdruck brachten. Aus dieser Umfrage ergaben sich nun die nachfolgenden beachtenswerten Thatsachen, welche der angeführten Arbeit in gedrängtem Auszug entnommen sind: Im Mittel befriedigten 95 Proz. aller Maschinen bei gewöhnlicher Arbeit, 79 Proz. im ganzen. Als Vorteile der Garbenbinder werden angegeben: 1) Festgebundene gleichmäßige Garben, welche bei Regen weniger leicht vollständig durchnäßt werden, beim Aufsetzen in Scheuern und Feimen weniger Raum einnehmen und beim Dreschen rascheres Einlegen und deswegen größere Leistung der Dreschmaschine gestatten. 2) Möglichst wenig Verlust an Körnern, Ähren und Halmen, so daß das Nachrechen gewöhnlich überflüssig wird. 3) Geringerer Bedarf an Arbeitern. 4) Nach einzelnen Angaben sehr billige Arbeit. Übelstände der Maschinen sind dem entgegen, daß die Konstruktion noch manches zu wünschen läßt. Zunächst zeigen sich die endlosen Fördertücher, welche die Halme auf den Bindetisch heben, als nachteilig, weil sie leicht durch die Nässe des beregneten oder betauten Getreides ungünstig beeinflußt werden. Die meisten Wirtschaften beginnen deshalb die Arbeit erst nach dein Abtrocknen des Taues, so daß sich die tägliche Arbeitszeit trotz Wechselgespannen im Mittel nur auf 10,5 Stunden belief. Ferner zeigt sich als Übelstand, daß langes Getreide, wie Roggen und namentlich Rauhweizen, sich unter den Ähren umbiegen muß, um zwischen den beiden geneigten Fördertüchern durchgehen zu können. Hierdurch entstehen Verwirrungen der Halme, so daß sich die einzelnen gebundenen Garben nicht voneinander trennen lassen, überdies aber auch, namentlich bei reichen Ernten, zuweilen Verstopfungen am hintern Ende der Tücher. Eine in neuester Zeit eingeführte Verbesserung an der Woodschen Maschine beseitigt diesen Übelstand, indem anstatt der bisherigen drei Fördertücher nur ein einziges in Anwendung kommt, was den Vorteil bietet, daß die Halme von beliebiger Länge sein können, weil sie hinten über dem Tuch hervorstehen können. Auch treten bei schweren Ernten weniger leicht Verstopfungen ein. Das Reißen der Bindeschnur gehört bei allen Maschinen zu den häufigsten Betriebsstörungen, welche stets mit Zeitverlusten verbunden sind, da mit alleiniger Ausnahme des Massey-Binders stets ein neues Einfädeln notwendig ist.

Die Verwendbarkeit der Bindemaschine umfaßt außer Getreide auch Bohnen, Raps, Wickfutter und Lupinen. Weitaus die meisten Maschinen (95 Proz.) wurden zum Mähen des Weizens verwendet, welcher sich bei nicht zu langen Halmen, aufrechtem und nicht zu dichtem Stande vorzüglich mäht. Auch Hafer mäht und bindet sich gut, desgleichen Gerste, jedoch benutzte man da, wo die Maschinen sonst voll beschäftigt werden konnten, dieselben gewöhnlich nicht für Gerste,