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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

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Immunität - Innere Medizin
art (V>aM ßolanäri) bildet ausgedehnte Wälder, die an Berglehnen bis 1500 m hinaufgehen.
Auch die Tropenflora, zumal die der Subtropen, ist außerordentlich reich all immergrünen Holzpflanzen, unter denen immergrüne Schovfbäume, wie die Palmen, besonders durch Zierlichkeit ihres taubes und Stammes hervorragen; letztere treten in der außerhalb der Tropen liegenden Zone der immergrünen Gehölze immer nur ganz vereinzelt auf, wre die Zwergpalme im Mittelmeergebiet, 'Ii^cd^cki'M8 in Ostasien, ^liteii^iäia im pazifischen und 8^dk1 kcrimelto im atlantischen Walde. Gerade in diesem nurvereinzelten Übergreifen typischer Tropenformen liegt ein sehr bezeichnender Charakterzug der immergrünen Zone. In regenarmen Gebieten der Tropen hört die immergrüne Belaubung des Waldes auf, der vielmehr erst nach Aufhören der trocknen Jahreszeit regen grün wird (s. Tropenwald).
Immunität^ f. Gesundheitspflege,S.381, und
Keimung.
Indische 'Handschriften. Eine interessante Entdeckung hat kürzlich unser gelehrter Landsmann Hörnle, der Direktor des Mohammedan College in Kalkutta, gemacht. In dem perniziösen Klima Indiens pflegen sich Handschriften nicht lange zu erdalten, und in den nach Hunderttausenden zählenden alten Sanskrithandschriften, die sich in den zahlreichen öffentlichen und Privatsammlungen Indicns befinden, find schon Manuskripte aus dem 13. oder 14. Jahrh, eine sehr große Seltenheit. Nun hat in den Trümmern der alten Stadt Mingai in der chinesischen Provinz Kaschgarien, also in Zentral-asien, ein englischer Reisender, Leutnant Vower, ein auf Virkenbast geschriebenes Sanskritmanuskript gefunden, das 1890 nach Kalkutta gebracht und dort ^ von Hörnle entziffert wurde. Während der Inhalt des Werkes, das ein anscheinend von einem Buddhisten verfaßtes kurzes Handbuch der Medizin ist, tein besonderes Interesse bietet, ist es sehr bemerkenswert durch die Form der Schriftzeichen, die mit dem von den indischen Guptakönigen auf ihren Inschriften gebrauchten Alphabet genau übereinstimmen. Hörnle glaubt daher, daß die Handschrift gegen Ende des i 5. Jahrh. n. Chr. geschrieben ist. Eine Bestätigung ^ erlangt diese Zeitbestimmung dadurch, daß eine photographische Nachbildung eines Teiles der Hand- ^ schrift, die zur gleichen Zeit in die .Hände des be-! rühmten Sanskritisten Bühl er in Wien gelangte, ! diesen veranlaßte, die Abfassung der Handschrift z in das 4. oder 5. Jahrh. n. Chr. zu fetzen. Es ist! demnach zweifellos die älteste Sanskrithandschrift, die bisher irgendwo entdeckt wurde. Vgl. Hörnle, Liicii I^i'k S18., in den »1^i'0066äiiiF8« der^si^tic: ^ooiet)' ot 1)611^3,1 (April 1891); Bühl er, '1?1i6 nk^v Kluizckrit H18. fiom Zliii F^i, in der »Wiener Zeitschrift für die Kunde des Morgenlandes« (1891). ^
Inoo-China. französisches, s. Französisch-! Inoo-China. !
Indogermanen. Der Streit über die Urheimat der I. hat sich fortgesponnen, wobei in den letzten Jahren wieder eine größere Anzahl von Stimmen ' dafür laut geworden sind, dieselbe in Asien zu suchen. ^ So äußerten sich zu gunsten dieser früher allgemein ^ herrschenden Hypothese: P. von Bradke, Über ^ Methode und Ergebnisse der arischen Altertums-! Wissenschaft (Gießen 1890), gegen die Ansichten Schraders polemisierend und an die Theorien des geistreichen V. Hehn anknüpfend; Joh. Schmidt, »Die Urheimat der I. und das europäische Zahlen- ! system« (Berl. 1890), in der Bildung der Zahlwörter I
I bei den I. Europas babylonische Einflüsse ver! mutend, die auf eine asiatische Urheimat deuten;! ähnlich schon früher Max Müller in Oxford, »Zio<^ia^1ii68 ot' ^voi'äs aiiä tlik Iiom6 ot tli6 ^.1)^8?
(Lond. 1888) und »^ii'66 i6cwl'68 0Q t!i6 80161106
0k Iluitz-nag'6« (das. 1889); ferner van den Gheyn,' »I^'oi'i^iiio 6ii!'0si86iiii6 ä68^.r^8< (Par. ^889) u. a.
Für den europäischen Ursprung aller I. und eine nach Osten gerichtete Wanderung der Iranier und Indier! indogermanischen Stammes trat in Deutschland namentlich O. Schrader ein in der zweiten Auflage seines großen Werkes über »Sprachvergleichung und Urgeschichte« (Jena 1890). Über »Die indogermai Nischen Verwandtschaftsnamen« schrieb Del brück! (Leipz. 1889), aus der Betrachtung derselben das^ kulturhistorisch interessante Ergebnis gewinnend, daß die I. bei allein sonstigen Reichtum an Verwandt! schaftsausdrücken doch das Verhältnis zwischen zwei! sich verschwägerten, nicht durch die Bande des Blutes! verbundenen Familien noch nicht zum Ausdruck ge^ bracht hatten. Die »Totenuerehrung bei einigen indogermanischen Völkern« untersuchte Calano (Amsterd.
! 1868), hieran anknüpfend die altindischen Schräddhas (Totenopfer), Winternitz in der »Wiener Zeitschrift für die Kunde des Morgenlandes«, 4. Bd. (1890). Infektionskrankheiten, s. Institut für Infek tionskrankheiten.
Inkaknochcn, f. Schaltknochen.
Inlandeis, s. Eis. ^S. 242.
Innenjwlmaschine, s. Elektrische Maschinen, Innere Kolonisation, s. Kolonisation, innere.
Innere Medizin. Der 10. Kongreß für innere Medizintagte vom 6.-9. April 1891 in Wiesbaden.
Die erste Sitzung eröffnete Leyden mit einer Besprechung der Aufgaben und Ziele der wissenschaftlichen Medizin und des ärztlichen Handelns. Die Medizin ist teine abstrakte Wissenschaft von den Krankheiten, sondern eine angewandte Wissenschaft im Dienste der Menschheit und macht als solche einen wesentlichen Teil oer Kultur j edes Zeitalters aus. Wer die Aufgabe der Medizin allein dahin definiert, Krankheiten zu heilen, entkleidet sie ihres schönsten humanen Schmuckes, und ein Arzt, der nichts weiter will und kann als Krankheiten heilen, wird kaum viel Erfolg und Befriedigung in seinem Berufe finden. Am Arzt schätzt man außer'seiner Wissenschaft, daß er sorgsam, vorsichtig, umsichtig und energisch ist, alles Eigenschaften, welche nicht sowohl für die Heilung der Krankheit als für die Behandlung der Patienten von Bedeutung sind.
Man hat wiederholt gesagt, die Charakteristik für die jüngste Epoche der Medizin liege in der Lokalisation, d. h. der Lotaldiagnose und Lokaltherapie. Während die Ärzte des vorigen Jahrhunderts trotz feinster Beobachtung verhältnismäßig nur oberflächliche Kenntnisse von den speziellen Vorgängen der Krankheit besaßen, war die wissenschaftliche Arbeit in unserm Jahrhundert wesentlich darauf gerichtet, die Krankheitsprozesse in ihrem anatomischen und physiologisch-chemischen Verhalten, ihrer Lokalisation, ihrem Verlauf Zu studieren. Auch die neueste wissenschaftliche Spezialität, die Bakteriologie, nimmt sich die Lokalisation der Krankheit zum Vorwurf.
Die wissenschaftliche Pathologie förderte nun auch eine wissenschaftliche Therapie, welche, womöglich auf die Prinzipien der mechanischen und chemischen Wissenschaft zurückgeführt, unabhängig von Zufälligkeit und Subjektivität sich berechnen läßt und mit um fehlbarer Sicherheit die Krankheit an ihrem Lokalisationsherd trifft. Die Allgemeintherapie, welche den Kranken als solchen pflegt und deforgt, seine