Schnellsuche:

Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Diese Seite ist noch nicht korrigiert worden und enthält Fehler.

526
Klima (säkulare Schwankungen)
Zeit bis 1878 bei gleichzeitig stärkern Niederschlägen um ca. 0,8 N über denselben gestiegen, während die Amplitude der säkularen Schwankungen in diesem Jahrhundert 3 m betragen und mit Berücksichtigung früherer Jahrhunderte sogar 15m erreicht hat. Durch eine Schwankung der Temperatur, welche bei der Schwankung des Meeresspiegels eine untergeordnete Rolle spielt, tritt die letztere mehr oder weniger verstärft auf. Nimmt man nun an, daß auch die frühern Schwankungen des Kaspischen Meeres, ebenso wie seine letzte, parallel mit einer Klimaschwankung eingetreten sind, und daß die Zeiten hohen Wasserstandes naß und kalt und die niedrigen Wasserstandes trocken und warm waren, so ergibt sich, daß seit dem Anfang des vorigen Jahrhunderts in dem Gebiete des Kaspischen Meeres folgende Witterungsperioden stattgefunden haben:
Trocken und warm Naß und kalt
1715-1730
1730-1750
1750-1770
1770-1815
1815-1845
1845-1855
1855-1865
1805-1880
Soweit diese Angaben nicht durch direkte Beobachtungen ihre Bestätigung finden, können sie für die frühern Jahre durch die Berichte von Reisenden, welche vielfach wertvolle Mitteilungen über säkulare Änderungen der Witterung aufgezeichnet haben, kontrolliert werden..und zeigen auch für diese Zeiten eine genügende Übereinstimmung.
Aus den übrigen Angaben Vrückners sollen noch die Wasserstände des großen Salzsees von Utah erwähnt werden, die seit der zweiten Hälfte der 40er Jahre bekannt und deshalb von besonderm Interesse find, weil sie eine Zeitlang als Anzeichen einer kontinuierlichen Besserung des Klimas gedeutet und als Beweis dafür angesehen wurden, daß diese eine Folge der Ausbreitung der Kultur wäre. Die Schwankungen des Sees haben diese Ansicht nicht bestätigt, denn auf das Steigen des Wasserstandes von 1861-74 folgte von 1877-89 ein Sinken, welches nur im I. 1886 durch ein geringes Steigen unterbrochen war. Die fünfjährigen Mittel im Wasserstand betrugen:
1846-50 1851-55 1856-60 1861-65 1866-70
IN über Null 0,64 1,26 1,29 1,36 3,29
1871-75 1876-80 1881-85 1886-89N über Null 3,31 3,16 2,25 2,33
und erhielten daher Werte, aus denen ersichtlich ist, daß die Schwankung über 3 iu betragen hat. Daß gleichzeitig ein Wechsel in der Größe der Wasseroberfläche eintrat, ist selbstverständlich. Derselbe betrug von 1850 bis zum Maximum nach 1870:17 Proz. der ursprünglichen Fläche.
In ähnlicher Weise behandelt Brückner eine Reihe von andern abflußlosen Seen in den verschiedensten Gegenden aller Weltteile und kommt dabei zu dem Schlüsse, daß diese Seen auf der ganzen Erdoberfläche gleichzeitig eine Hochwafserperiode und gleichzeitig eine Tiefwafserperiode besitzen. Einzelne Seen bilden allerdings temporäre Ausnahmen, doch ist ihre Zahl nur gering und die Ausdehnung des durch sie vertretenen Gebietes nur klein. Für'dieses Jahrhundert lassen sich die mittlern Epochen für die höchsten und niedrigsten Wasserstände mit hinreichender Genauigkeit feststellen, sie fallen im Mittel der Epochen, für die einzelnen Seen auf fünf Jahre abgerundet, für die Minima auf die Jahre 1800,18.'^5,'i 805 und für die Maxima auf die Jahre 18W, 1850,1880. Berücksichtigt man noch die Resultate für die höchsten und niedrigsten Wasserstände, soweit sie für das vorher gehende Jahrhundert bestimmt werden können, so folgt, daß der Zeitunterschied zwischen zwei aufeinander folgenden höchsten oder zwei aufeinander folgenden niedrigsten Wasserständen zwischen 30 und 40 Jahren schwankt und im Durchschnitt 35,6 Jahre
beträgt.
Die Schwankungen in den Wasserständen aller Seen sind ebenso wie für das Kaspische Meer als eine Folge von Klimaschwankungen anzusehen, und da die er'stern gleichzeitig auf der Erdoberfläche auftreten, so müssen auch die letztern gleichzeitig eingetreten sein. Die meteorologischen Elemente, welche in Bezug auf diese Schwankungen von Einfluß sind, können nur die Niederschlage und die Temperatur sein, und zwar die letztere insofern, als sie die Verdunstung der Wasserfläche der Seen und der in ihrem Gebiet gefallenen Niederschläge beeinflußt. Die hohen Wasserstände sind durch kühle oder feuchte, oderdurch kühle und feuchte, die niedrigen durch warme oder trockne, oder durch warme und trockne Perioden veranlaßt nnd zwar so, daß die Klimaschwankungen den Schwankungen des Wasserspiegels vorangegangen sind. Auf diese Weise kann aus den Schwankungen der abflußlosen Seen abgeleitet werden, daß die Witterung im allgemeinen gewesen ist:
Trocken oder warm Feucht oder kühl
oder beides zusammen oder beides zusammen
vor und um 1720 vor und um 1740
. .. - 1760 - .. - 1780
» - .. 1800 .. > .. 1820
« - - 1835 - - - 18'0
- 1d05 - «« - 1880
Die Gebiete, in denen es abflußlose Seen gibt, sind verhältnismäßig nur klein, und deshalb untersucht Brückner, um die Perioden der Klimaschwankungen auch für größere Gebiete nachweisen zu können, außerdem noch die Wasserstände der Flußseen (Seen, welche Zu- und Abfluß haben) und der Flüsse.
Dabei ergibt sich, daß die Schwankungen der Flußseen und der Flüsse, mit Ausnahme einiger weniger Flüsse, mit denen der abflußlosen Seen gut übereinstimmen.
Aus allen diesen Resultaten, welche aus den Schwankungen von 38 abflußlosen Seen, von 13 Flußseen und 13 Flüssen, welche sich freilich nicht gleichmäßig über die Erdoberfläche verteilen, abgeleitet sind, ergebensich die beiden Thatsachen: 1) daß auf allen Kontinenten Klimaschwankungen existieren, und 2) daß gleichartige Epochen auf der ganzen Landoberfläche der Erde, für welche Beobachtungen vorliegen, gleichzeitig vorhanden sind, mit Ausnahme einiger wenigen Gebiete, die zum Teil auck nur temporäre Abweichungen zeigen, wie die der subtropischen Seen und des Erie- und Ontariosees.
Ob die Klimaschwankungen, welche aus den Schwankungen der Wasserspiegel als unzweifelhaft nachgewiesen sind, in Schwankungen des Negenfalles oder der Temperatur oder beider zusammen bestanden haben, kann nur aus meteorologischen Aufzeichnungen entschieden werden. Die Regenbeobachtungen von 321 Stationen zeigen, daß seit 1830 in sämtlichen Ländern der Erde gewisse Schwankungen des Regenfalles aufgetreten sind, daß in keinem Gebiete der Regenfall von Lustrum Zu Lustrmn gleich geblieben ist, daß er aber auch in keinem eine kontinuierliche Änderung nach derselben Seite besessen, sondern daß er durch mehrere Lustra Zugenommen hat, um dann wieder durch die folgenden abzunehmen. Aus der größten Anzahl der Beobachtungsstationen, welche mehr als drei Viertel des Gesamt'gedietes repräsentieren, aus dem Regenbeobachtungen vorliegen, er-