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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

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Milch (Entrahmung, Magermilch, Laktoserin etc., Butterbereitung)

cher durch Einsetzen von Tellern in die Entrahmungstrommel die Leistungsfähigkeit der Maschine ganz außerordentlich gehoben hat. Mit einer Pferdekraft können stündlich 1500 Lit. M. entrahmt werden, und auf einer kleinen Maschine mit Handbetrieb kann ein Knabe stündlich 125 L. entrahmen. Die neue Einrichtung, der Alphaseparator (Fig. 2), schließt sich dem Lavalschen Separator so eng an, daß die Trommel des letztern gegen die Tellertrommel ausgetauscht werden kann. Die Leistungsfähigkeit der Maschine aber ist so sehr gesteigert, daß sie bei gleicher Größe und leichterm Gang 125 L. M. statt 50 L. stündlich verarbeitet. Bei dem Tellersystem verläuft die Entrahmung vollkommen ungestört, ungehindert durch Gegenströmungen, und vollzieht sich auch in den dünnen Schichten leichter und schneller. Bei der kleinen Maschine mit Handbetrieb (Baby-Alphaseparator) genügen 20,3 Sekunden bei einer Stundenleistung von 141,8 kg, um eine Entrahmung der Magermilch auf 0,13 Proz. Fett zu bewerkstelligen. Der Bau von Separatoren, die mit der Hand betrieben werden, ist für kleine Wirtschaften von außerordentlichem Belang, und es ist vorauszusehen, daß gerade diese das alte Entrahmungsverfahren sehr bald vollständig verdrängen werden. Da der Erfolg bei Anwendung von Zentrifugalapparaten wesentlich mit von der Temperatur der M. abhängt, so liefert das Eisenwerk Bergedorf auch einen Vorwärmapparat (Fig. 3). Dieser hat doppelte Wandung, ein leicht zu reinigendes Rührwerk, welches beständig neue Teile der M. der erwärmten Wandung zuführt, und ist so eingerichtet, daß die kalte M. unten ein- und die erwärmte oben abfließt.

^[Fig. 1, Dampfseparator.]

Die Magermilch wird zur Verhinderung der Säurebildung pasteurisiert. Hierzu dient ein Apparat, welcher dem Vorwärmapparat gleicht, nur größer ist, um die M. stärker erhitzen zu können. Durch Kapselpumpen mit zwei rundlich geformten Schaufeln, die ohne Stoß und mit sehr geringer Geschwindigkeit der zu hebenden M. arbeiten, gelangt die Magermilch auf die Kühlapparate (Fig.4), welche sie auf eine möglichst niedrige Temperatur bringen. Auf einer cylindrischen Fläche wird das Kühlwasser in einem Schraubengang von unten nach oben geführt, während die M. über die geeignet geformten Flächen des Schraubenganges von oben nach unten fließt. Magermilch wird meist zur Käsefabrikation benutzt; Rehmström hat aber auch unter dem Namen Laktoserin ein Präparat in den Handel gebracht, welches in den schwedischen Krankenhäusern Kindern und Rekonvaleszenten bei Verdauungsschwäche gereicht wird. Dasselbe wird aus Magermilch und Molken hergestellt, indem man deren Wassergehalt verdunsten läßt. Ein ähnliches Fabrikat liefert Drenckhan in Stendorf in Form eines Milchpulvers. Einen Milchchampagner, ein recht erfrischendes und zugleich nahrhaftes Getränk, hat man dargestellt, indem man die Magermilch sterilisiert, mit einigen, sie schmackhaft machenden Salzen versetzt und dann in Flaschen mit Kohlensäure imprägniert.

^[Fig. 2. Alphaseparator.]

In Dänemark, welches in erster Reihe als Lieferant feinster Butter steht, stellt der Staat bedeutende Mittel zur Ausbildung von Molkereibeamten und zur Anstellung von milchwissenschaftlichen Versuchen zur Verfügung. Man schenkt dort namentlich auch der bakteriologischen Forschung große Aufmerksamkeit und glaubt den Bacillus entdeckt zu haben, unter dessen Einfluß das feine Aroma der Butter sich entwickelt. Zum