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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

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Mission (Indien)
den Regierungen, eine gesteigerte Thätigkeit auf dem ^ Gebiete der M. bemerkbar gemacht, und'zwar sowohl auf protestantischer als auf katholischer Seite. Der ! römisch-katholischen Kirche verdanken ja der größte ^ Teil Amerikas wie auch einzelne Teile Asiens die i Gewinnung für die christliche Religion. Diese müssen wir bei unsrer Betrachtung ausscheiden, da sie längst selbsterhaltend und selbstbestimmend geworden sind.
Wohl aber gibt es noch heute in allen Teilen der Erde große Gebiete, in denen eine Missionsthätigkeit entfaltet werden kann, und es hat sich gerade in diesem Jahrhundert, besonders in den letzten Jahrzehnten, eine außerordentlich rege Thätigkeit auf dem Gebiete der Heidenmission bei den protestantischen Völkern entwickelt. Nach einer kritischen Zusammenstellung von Wangemann u. a. entfallen Heidenchristen auf
katholische Missionen Protestant. Missionen
Asien.......3076100 1019500
Afrika...... 268700 577600
Amerika...... 330000 688100
Australien und Ozeanien 55 000 280 000
Zusammen: 3729800
2565200
Allen.
In den mohammedanischen Ländern Vorderasiens ! hat die evangelische M. bisher nur den Versuch gemacht, die hier noch vorhandenen Neste altchristlicher Kirchen- ! gemeinschaften geistlich zu beleben. Außer dem amerikanischen Board (14 Stationen mit 41 Mis- z tionen, 26,000 Christen und 14,000 Schülern in 375 ^ Schulen) arbeiten hier die amerikanischen Presbyte-! rianer, die(^lmi'(:1iH1i88ion^i')'80ci6t)'u. a. In Per-! sien hat die evangelische M. in Ispahan, Teheran und Tebriz festen Fuß, wenn auch vorerst durch kleine Gemeinden, gefaßt, am Urmiasee hat aber unter den Nestorianern die amerikanische M. 21 Gemeinden mit 12,000 Seelen für die evangelische Kirche gewinnen können. In Kaukasien bestehen die alte Baseler Station Schuscha und die lutherische Gemeinde Tchamachi; ein kleiner Anfang ist auch in Tiflis gemacht.
Dagegen ist Kleinasien mit Armenien, Kurdistan, Mesopotamien und Syrien ein von 17 evangelischen Missionsgesellschaften bearbeitetes Gebiet mit über 30,000 Protestanten, darunter in Palästina die deutschen Gesellschaften Chrischona, der Ierusalemsverein und der Frauenverein.
l Indien.i In Indien soll nach drei wenig beglaubigten Überlieferungen zuerst der Apostel Thomas das Christentum gepredigt haben und bei Madras den Märtyrertod gestorben sein; ein zweiter Thomas, ein Manichäer, soll gegen Ende des 3. Jahrh., ein dritter, der Armenier Thomas, aber um 780 nach Südindien gekommen sein. In der That gehörten die Christen Indiens bei dessen Eintritt in die Geschichte zur syrischen Kirche. Als die Portugiesen 1498 gerade an dem Teil der indischen Küste landeten, wo die Christen ihren Hauptsitz hatten, fanden sie dieselben in fester Organisation unter Bischofen, Erzdiakonen und Priestern, welche als ihre Stellvertreter den indischen Fürsten gegenüber auftraten.
Lange Zeit hatten sie christliche Könige, später wenigstens eigne .Häuptlinge, und die Christen an der Malabarküste standen im Range des Adels, sie bildeten die gefürchtete Leibwache der südindischen Könige. Freilich war der christliche Glaube stark vom Islam wie vom Hinduismus beeinflußt worden.
Die Portugiesen begannen mit Hilfe der Jesuiten sofort ihre Missionsarbeit, die Inquisition wurde 1560 in Goa errichtet und die syrische Kirche unter
der rastlosen Thätigkeit der Jesuiten und des rücksichtslosen Druckes der Regierung in zwei Lager gespalten. Während die syrischen Katholiken den Papst als ihr oberstes Haupt anerkennen, verdammen die Jakobiten sowohl die Lehren des Arius und Nestorius als die der Bischöfe von Rom. Die Inquisition wurde erst 1812 gänzlich abgeschafft, die Jesuiten aber zwar 1759-73 unterdrückt, 1773 durch päpstlichen Erlaß gänzlich entfernt, aber 1814 wieder zugelassen. Trotz aller Kämpfe mit den Holländern und der Eroberung Indiens durch England hat sich die katholische Religion stetig ausgebreitet. Die indischen katholischen Missionen stehen unter der unmittelbaren Leitung des Papstes, welcher die 16 Bischöfe ernennt. Unter diesen haben sich in frühern Jahren wiederholt geborne Indier befunden. Von den 1118 Geistlichen sind sieben Achtel Eingeborne.
Der Erzbischof von Goa dagegen wird vom König von Portugal ernannt. Die Zahl der römischen Katholiken belief sich 1885 auf 1,356,037, davon in Britisch-Indien 1,070,334, in den portugiesischen Besitzungen 252,477, in den französischen 83,226.
'Apostolische Vikariate bestehen in Madras, Hcnderabad, Vizagapatam, Maissur, Koimbalor, Madura, Ouilon (Süd-Travankor), Werapoli l Nord-Travankor und Kochin), Mangalor, Ponditscherri, Bombay, Agra, Patna, Pandschab, Südbirma, Ostbirma, Nestbengalen und Ostbengalen, eine apostolische Präfektur für Zentralbengalen. Die bedeutendsten katholischen Lehranstalten sind die der Jesuiten in Kalkutta, Bombay, Negapatam und Mangalor. Die Zahl der Schulen überhaupt war 1881: 1514 mit 51,610 Lernenden. Ihre verhältnismäßig wenig bedeutende Unterstützung empfangen die Katholiken von der Oon Fi'k^'i Uio ä6 pi'o M^knä^ ii<^6 in Rom und der Gesellschaft der heiligen Kindheit. Die jährlichen Beträge belaufen sich auf nahe an 37,000 Pfd. Sterl.
Die Protestanten begannen ihre M. in Indien 1705, indem damals deutsche Missionare vom König von Dänemark nach Trankebar entsandt wurden, welche ihre Stationen später auch in Madras, Kuddalor, Tandschor und Tinnevelli gründeten und die Bibel in das Tamil und Hindustani übersetzten.
Die Baptisten folgten 1793 und ließen sich, da die Englisch-Ostindiiche Kompanie die Missionare in ihrem Gebiet nicht dulden wollte, in den: damals gleichfalls dünischen Serampur nieder. Die I^ondon ^lissionni')' ßociot^ erschien 1798 im Felde. Nachdem 1813 die Kompanie ihren Widerstand aufgegeben hatte, sandte 1814 die l^ureli HIi88iouki'v 8ociet^ und 1826 die 8oci6t^ ior tli6 i'ro MFktion ot tli6 (^081)61 ihre Sendboten aus; zwei Missions- bischöfe wurden 1877 als Beistand für den Bischof von Madras, ein dritter 1879 für Travankor und Kochin ernannt. Danach erschienen die Sendboten vieler andrer religiöser Gesellschaften in Indien, heute sind dort thätig: 7 deutsche (Baseler, Brüdergemeinde, Goßnersche, Leipziger, Hermannsburger, Brecklumer und Frauenverein), 12 englische, 10 amerikanische, 1 dünische und 1 schwedische Missionsgesellschaft. Die englischen Missionen wenden jährlich weit über 7 Mill. Mk. auf, die Amerikaner 2^2 Mill., die Deutschen 668,450, die Schweden 28,400, die Dänen 33,600 Mk. Die gegenwärtig von 736 europäischen Missionaren geleiteten 571 Stationen erfordern insgesamt eine Jahresausgabe von mehr als 10Mill. Mk. Die gesamte christliche Bevölkerung Indiens war 1872: 1,782,977, aber 1881: 2,148,228, also eine Zunahme von 20,4 Proz. Davon gehörten