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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

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Mission (Hinterindien, Französisch-Indochina)
zur katholischen Kirche 963,058, zur syrischen 304,410, Zur anglikanischen 353,713, ^ur lutherischen 29,577, zur schottischen 20,034, zu andern protestantischen Bekenntnissen 107,886. Die christlichen Indier gehören meist den niedern Kasten an, nur wenige der höhern Kasten haben sich ihm angeschlossen. Die Zer^ der Schulen und Schüler ist aber stetig gewachsen; 1881 wurden die protestantischen Colleges und Elementarschulen von 196,360 Lernenden besucht, unter denen 57,893 Mädchen waren.
In Ceylon befanden sich schon zur Zeit des Kaisers Justinian der syrischen Kirche angehörige Perser, welche die Insel jedoch später verließen. Die Portugiesen, welche 1505 hierher kamen, errichteten sogleich das Bistum Kolombo, Franz lavier und die Jesuiten bekehrten bald den ganzen hinduisierten Norden. Dagegen machten sie unter den Buddhisten des Südens langsamere Fortschritte. Nachdem aber die Holländer 1^36 hierher gekommen waren, vertrieben sie die Portugiesen und unterdrückten die Katholiken; dessenungeachtet wuchs die Zahl der letztern, während die protestantische Kirche trotz allen Druckes nicht gedeihen wollte. Die holländische reformierte Kirche ist fast ganz eingegangen. Seit der mit der Besitzergreifung durch England proklamierten Religionsfreiheit begannen unter englischer Herrschaft die Londoner Missionsgesellschaft, Baptisten, Methodisten, die englische kirchliche Missionsgesellschaft und auch die amerikanischen Kongregationalisten ihre Thätigkeit, ohne indes große Erfolge zu erzielen. Den 182,613 Katholiken stehen nur 30,839 Protestanten gegenüber. Der gegenwärtige Stand der letztern weist 4 englische und 1 amerikanische Gesellschaft auf mit zusammen 112 Stationen. Die von der Regierung in freigebiger Weise unterstützten Missionsschulen befinden sich in besonders gutem Zustand; auch auf die Heranbildung eines eingebornen Lehrer- und Pastorenstandes wird viel Fleiß verwandt. Die Hauptzentren der evangelischen M. befinden sich im 3t. (auf Jaffna), im SW.
(Kolombo, Point de Galle) und im Innern (Kandy).
In tzinderindien nahm die christliche M.
1624 ihren Anfang. Die in diesem Jahre aus Japan vertriebenen portugiesischen Jesuiten gingen nach Kotschinchina, Siam und Tongking und sammelten bald große Gemeinden um sich. Als sie später vertrieben wurden, sandte Ludwig XIV. französische Priester hierher, die Gemeinden mehrten sich nun schnell. In Siam fanden seit 1621 Dominikaner und Franziskaner von Goa aus Eingang, später auch französische Jesuiten. Sie wurden zwar öfters verfolgt und vertrieben, kehrten aber immer wieder zurück. Seit 1721 erhob sich aber in Anam und Tongking eine furchtbare Verfolgung gegen die Christen, denen auch viele Missionäre zum' Opfer fielen. Doch berichtet man 20 Jahre später noch von 250,000 Christen in Tongking, davon 120,000 unter portugiesischen Jesuiten, 80,000 unter französischen Missionaren, 30,000 unter römischen Augustinern, 20,000 unter spanischen Dominikanern.
Dann trat wieder eine Zeit der Ruhe ein. Auch nachdem 1809 Anam, Tongking und Kambodscha unter dem Zepter eines in Frankreich erzogenen Prinzen mit französischer Hilfe vereinigt worden waren, ließ man die Missionare gewähren, bis 1833 eine neue schrecklichere Verfolgung anhob, welche zwar später nachließ, aber 1857 von neuem großes Elend über die zwar dezimierten, aber immer noch starken Christengemeinden brachte. Da diese M. sowohl von Frankreich als von Spanien (von den Philippinen aus) betrieben wurde, so erklärten beide
^ Mächte 1858 an Anam den Krieg, und das Land^ wurde französisch. Damit war allen Verfolgungen- der Katholiken für immer ein Ende gemacht. In Siam arbeiten auch amerikanische Baptisten und Presbytermner. Die letztern haben im eigentlichen Siam 4 Missionare, 393 Kommunikanten'und 361 Schüler, und in den Siam tributpflichtigen Schanstaaten auf 4 Stationen 5 Missionare, 2 Arzte, 432 Kommunikanten und in 3 Schulen 74 Schüler. In Bangkok residiert jetzt ein katholischer französischer Bischof, zu dessen Sprengel auch die Katholiken in Ligor, Queda und Singapur gehören. In Birma haben namentlich die amerikanischen Baptisten eine sehr erfolgreiche Thätigkeit entwickelt; von den dortigen 528 Karengemeinden sind jetzt schon 316 finanziell vollkommen unabhängig, so daß sie ihre sämtlichen kirchlichen Kosten selber tragen. Außerdem sind hier seit nahezu drei Jahrzehnten die englische socist^ idr t1i6 I>i'0MiMi0ii ot tlis Ooßpsi und seit 1878 die Leipziger Missionsgesellschaft thätig. Eine 1884 begonnene dänische M. ging nach dem Tode der beiden ausgesandten Missionare ein. Auf der Halbinsel Malakka wurden die schon früh hierher gekommenen Jesuiten in der Folge durch die Holländer und Engländer mehr und mehr verdrängt. Die englische Ausbreitungsgesellschaft entfaltet jetzt unter Leitung des Bischofs von Singapur eine ziemlich rege Thätigkeit, Gemeinden sind in Singapur, auf Pu'lo Pinang und in Perak entstanden. Außerdem arbeiten hier die Freimissionareund die englischen Presbyterianer.
Die christlichen Missionen in Französisch-Indochina stehen unter der Direktion von 8 Bischöfen für ebenso viele Distrikte. In Kotschinchina, und Zwar in Saigon, hat ein Bischof seinen Sitz, dem 52 französische Missionare, 42 eingeborne Priester, 189 Kirchen und Kapellen, 1 Seminar mit 150Zöglingen und 110 Schulen und Waisenanstalten mit 7000 Kindern unterstellt sind. In dem Institut Tabers werden die künftigen Beamten herangezogen. Die M. besikt eine große Buchdruckerei und eine schöne Kathedrale und zählt 60,000 kath. Christen. In Anam ist ein Bischof stationiert mit 25 Missionaren, 14 einheimischen Priestern, 85 Kirchen und Kapellen,2 Seminaren mit 50-60 Zöglingen und 34 Schulen und Waisenanstalten mit 920Kindern. Die M. zählt 20,000 kath. Christen. In der Hauptstadt Hue residiert ein Bischof, dem 20 Missionare und 26 eingeborne Priester, 58 Kirchen und Kapellen, 2 Seminare mit 50-60 Zöglingen und 34 Schulen und Waisenhäuser mit 920 Kindern unterstellt sind. Die M. zählt 20,000 Christen. Im südlichen Tongking hat ebenfalls ein französischer Bischof seinen Sitz mit 22 Missionaren, 59 einheimischen Priestern, 263 Kirchen und Kapellen, 2 Seminaren mit 160 Zöglingen und 58 Schulen und Waisenanstalten mit 2400 Kindern. Die M. zählt 72,000 Christen. Während die vorgenannten drei Missionen unter französischer Direktion stehen, werden die nachfolgenden drei von spanischen Dominikanern unterhalten. Im mittlern Tongking ist ein Bischof stationiert, dem 11 spanische Missionare, 48 einheimische Priester, 2 Seminare mit 124 Zöglingen, 33 Alumnate mit 480 Alumnen, 50 Schulen und 2 Waisenanstalten mit 110Kindern, 3 Spitäler für Aussätzige und 3 Klöster für 64 einheimische Nonnen unterstellt sind. Die M. zählt 159,000 Christen. Osttongking ist ebenfalls mit einem Bischof besetzt, dem 8spanische Missionare und eingeborne Priester zur Seite stehen zur Leitung von2 Seminaren mit 56 Zöglingen, 1 Schule für chinesische Litteratur mit 39 Schülern, mehreren Alum-