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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

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Nordenskjöld - Norwegen
durch Abspinnen und Abwerfen; letzteres, vorzugsweise durch stärkere Luftbewegung veranlaßt, hat in einigen von heftigen Gewittcrstürmen betroffenen Waldbezirken Zur fast vollständigen Vernichtung der Raupen dadurch geführt, daß diesen beim Wiederaufsteigen vom Boden durch die Leimringe der Rückweg zu den Baumkronen abgesperrt war.
Böstandsverfassung, örtliche Lage, Terrainausformung und insbesondere die Witterungsverhältnisse beeinflussen in der zweiten Stufe sehr wesentlich den Grad der Entlastung der Baumkronen. Ein massenhaftes Herabwandern der bisher noch in den Kronen gebliebenen Raupen, welche sich, meist dicht aneinander gereiht, oft zu Hunderten unmittelbar über den Leimringen festsetzen und hier von zahlreichen Arbeitern abgeworfen werden, kennzeichnet die dritte Stufe.
Natürliche Feinde der N. sind in der diesmaligen Kalamität nur in geringem Maße aufgetreten. Tachinen, Schlupfwespen, Schmarotzerhymenovteren waren nicht genügend vorhanden, um der Epidemie Einhalt zu thun. Als die größten Feinde erweisen sich auch bei der N. die Mikroorganismen. Bei einer Reihe von zu Grunde gegangenen Nonnenraupen fand Hofmann als Ursache einen Pilz, eine ^oli')'N8-Art, der die als Muskardine bekannte Raupenkrankheit erzeugt, und gewaltige Verheerungen vermag ein Spaltpilz zu erzeugen, der die bei der Seidenraupenzucht so sehr gefurchtste »Schlafsucht« der Raupen, die »Flacherie<, erzeugt. Unter den Nonnenraupen wurde die Flacherie 1890 im Württemberger Forstamt Buchau beobachtet, und im Sommer 1891 trat sie auch im Ebersberger Forst, allerdings viel zu spät, auf. Die Flacherie wird durch die Erscheinung des »Wipfelns« bezeichnet, indem die Raupen sich in den Wipfeln der Bäume zu gewaltigen Klumpen zusammenziehen, und dies Wipfeln kann als das Vorzeichen des Endes einer Nonnenkalamität bezeichnet werden. Pauly berechnet die ganze Zeit. dauer einer autochthonen Nonnenvermehrung von den ersten Anfängen bis zum Erlöschen auf ungefähr sechs Jahre, wovon die Hälfte auf die Prodromaljahre, die andre Hälfte auf die Massenvermehrung fällt; es ist jedoch wahrscheinlich, daß sich die Vorbereitungszeit zuweilen infolge von Unterbrechungen, welche sie erfährt, um einige Jahre länger ausdehnt.
Die Eiablage erfolgt, wenigstens bei der Fichte, nach den diesmaligen Beobachtungen an völlig kahl gefressenen Stämmen, ebenso, ja noch stärker als an noch unberührten Stämmen. Werden die Eibelegungsverhältnisse eines von Nonnen infizierten Forstes kartographisch dargestellt, so lassen sich hierdurch zugleich die autochthonen Herde und die Bezirke der von außen hereingetragenen Invasionen unterscheiden. Von einem autochthonen Infektionsherd nimmt die Eiablage in zentrifugaler Richtung zonenweise bis zum Verschwinden ab; Invasionen dagegen werden auf den Velegungskarten daran erkenntlich, daß bei ihnen die Eiablage vom Rande des Waldes nach dessen Innern zu abnimmt.
Als ein neuer Parasit wurde aus der Nonnenpuppe die Schlupfwespe (Mki'^ni^ Üiivicau8 /<'tt/.) gezogen; von den Vögeln entwickelten eine besonders ersprießliche Thätigkeit in der Vertilgung des Schad lings die Stare. Im Dürrnbucher Fraßgcbiet hatten sie sich von weither aus der Umgegend dorthin zusammengezogen; an manchem Morgen mochten 10,000 Stare daselbst angeflogen sein, sie fraßen Raupen, Puppen und Falter. Für den Entomologen von Interesse war bci der Nonnenkalamität die
Thatsache, daß die bei Massenvermehrungen der N. sonst häufig auftretende schwarze Varietät, 6l6initk, in Bayern nicht gefunden wurde. Bemerkenswert ist das Prozentverhältnis der beiden Geschlechter und die Reihenfolge ihres Auftretens im Beginn der Schwärmzeit. Bei dem ersten Fluge erschienen in der Regel zumeist männliche Falter, erst nach einigen Tagen mehrten sich die Weibchen, so daß bei den letzten Flügen Männchen und Weibchen fast in gleicher Weise vertreten waren oder die lehrern überwogen. Im ganzen waren nach den Beobachtungen von 1890 bei starker Erscheinung des Nonnenfalters durchschnittlich 70 Proz. Männchen und 30 Proz. Weibchen vertreten, ein Verhältnis, welches genau in der gleichen Weise bei massenhaftem Auftreten des Kiefernsvinnerfalters wiederkehrt.
Während auf der einen Seite die entschiedene Notwendigkeit eines raschen Schlages der völlig kahl gefressenen Fichten betont wurde, damit nicht noch andre feindliche Insekten über den abgestorbenen Baum kämen und das Holz durch ihren Fraß minderwertig machten, gaben gegenteilige Stimmen der Hoffnung einer Wiederbegrünung der kahlen Stämme Raum. Die Zeit bewies, daß völlig kahl gefressene Fichten unrettbar verloren sind und nicht wieder ergrünen; auch kahl gefressene Föhren ergrünen nicht wieder, allein aus unerklärten Gründen wird die Föhre selten so stark entnadelt wie die Fichte, weshalb sie leichter den Nonnenfraß übersteht. Bei Stehenlassen der kahl gefressenen Stämme liegt besonders die Gefahr des Auftretens des Borkenkäfers sehr nahe, der dann das Holz vernichtet. Als Nachfolger der N. wurde im Ebersberger Park besonders der Harzer Rüsselkäfer (?i880(i68 Ii6i'eMia,6) nachgewiesen, der innerhalb des durch die N. kahl gefressenen Gebietes eine starke Massenvermehrung zeigte, so daß es für den Wald eine schwere Gefahr gewesen wäre, vom Einschlag der kahlen Nonnenfichten abzusehen.
Nordcnitjöld, Nils Adolf Erik, Polarforscher, veröffentlichte »l^esiinile lUl^8 ol tlie 6Äi'1^ 1ii8t0i^ ol oln'to^'i'lrpliv (Stockh. 1889) mit Reproduktionen der wichtigsten Karten aus dein 15. und 16. Jahrh.
Über die 1890 von seinem Sohne G. N. unternommene Expedition nach Spitzbergen und die geplante antarktische Expedition vgl. Polarexpeditionen.
Nordpolarezpeditionen,s. Polarexpeditionen.
Norris, William Edward, engl. Romanschriftsteller, geb. 18. Nov. 1847 zu London als Sohn des Sir William N., erhielt eine gute Erziehung in Eton, hielt sich vielfach in Frankreich, Deutschland, Italien und Algerien auf und lebt gegenwärtig in London. Er veröffentlichte: »H6HP8 ol 1110116^«
(1877), »^1^(161110186116 ti6 H161N0«, »Hlatlimoil)^,
Xo I16^V tll MA«, »'Iliii'Id^ 11^11«, »^ärianViätl.1«, 21^ ti'i6iid )iiii ,, »Hi^'oi' iiiiti Ninor«, »1?1i6 Ii^«-N6<, >>^. I)a.oli6ioi''8 Kinudei'«, »Ni^dventui'e, Oliii8- u. a., zuletzt »^lai'^ia«. Seine ausgebreitete Weltkenntnis, klare Charakterzeichnung, geschickte Verschürzung des Knotens und lebhafte Darstellung haben ihn seit einigen Jahren zu einem Lieblingsschriftsteller erhoben.
Northbroot, 2j Thomas George Baring, Graf von, engl. Staatsmann, starb 2. April 1891 in Rom.
Norwegen. Die ortsanwesende Bevölkerung belief sich nach der Volkszählung vom 1. Jan. 1891 (vorläufiges Ergebnis) auf 1,988,997 Seelen (gegen 1,806,90)Ende 1875). Die Zvmahme beträgt für den