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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

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Osazone - Österreich
Ornan:cntik beschnitt und dafür die Typen der reinen Antike einsetzte, verlieh der Kunst einen neuen, eignen Charakter voll wunderbarer Grazie, Zierlichkeit, Anmut, Leichtigkeit nnd lachenden Bebens. Ihr Schwerpunkt liegt besonders in der Ausschmückung der Wandfelder, Medaillons und Friese. In den anmutig komponierten Arabesken der Felder bilden sich im weitern Verlauf der Linien: Masken, Engel, menschliche. Figuren, Amoretten, Delphine, Schwäne, Kraniche, Reiher, Pfauen in allen möglichen Stellungen und Lagen (Taf. IV, Fig. 22). Nicht selten werden diese selber zum Ausgangs', Mittel- oder Schlußmotiv der Kunstschöpfung (Taf. III, Fig. 3, 6). Die dünnen Ständer der Fruchttischchen, die reizenden Kandelaber mit ihren Fruchtschalen und Medaillons enden mit Vogelköpfen, Tigerkatzen oder scheinen aus einem Blätterstrauß hervorzuwachsen (Taf. III, Fig. 6, 8, 25, 26). Die wiegenden Ziergehänge (Taf. IV, Fig. 28), die Füllhörner (Taf. III, Fig. 14), Opferbecken, Opferaltäre, Malereien und Skulpturen haben die Repräsentanten der Ornamentenflora des Mittelalters durch eine Menge von Früchten und Blüten, Äpfeln, Birnen, Feigen, Kirschen (Taf. III, Fig. 2), Melonen, Eicheln, Zitronen, Apfelsinen, Glockenblumen, Flieoerblütcn, Artischocken, Johannisbeeren, Kornraden, Ähren, Kornblumen (Taf. IV, Fig. 12) u. dgl. vermehrt, und auch Akanthus und Lotos kommen wieder in phantasiereicher Weise im edel und antik gehaltenen Stile in schmiegsam und vortrefflich gezeichneten Rankenzügen, die gewöhnlich mit einer Rosette abschließen, oder als Strauß oder Blüte in dominierender Weise zur Geltung (Taf. III, Fig. 11, 23,26). Doch schon im 17. Jahrh, verlieren sich die reinen antik-modernen Formen unter dem üppig aufschießenden und schnell um sich wuchernden Unkraut von Echnörkelschwall und Ornamentenfülle; namentlich werden die ornamentalen Ziergehänge, in die sich alle möglichen und unmöglichen Gegenstände in häßlicher Weise eindrängen, überladen und erscheinen schwer, starr und bewegungslos, und das O. der Roko kozeit offenbart zum großen Teil eine ungeheuerliche Verschrobenheit des Geschmackes (Taf. I V, Fig. 16, 17, 19-21). Zwar ist die Kunst der Neuzeit von den stagnierenden Elementen und das künstlerische Streben von seinen: Zopf befreit, aber einen einheitlichen Stil besitzen wir Zur Stunde noch nicht, und die Architektur und Ornamentik erscheint als ein Gemisch der verschiedensten Elemente vorübergegangener Stilperioden; doch darf man im allgemeinen behaupten, daß unsre Kunst vorherrschend im edlen Stile der Renaissance arbeitet, und wie das gesamte Kunst- und Geistesleben der Neuzeit dem gewaltigen Zuge des Realismus folgt, so steht auch die Ornamentik, die des Gediegenen, Anmutigen und Schönen gar viel bietet, unter seinem bindenden Einfluß. Die in dem O. der Neuzeit verwerteten Pflanzenformen sind von stark naturalistischer Färbung, daß es bei einigem botanischen Wissen leicht ist, die ihm zu Grunde liegenden Blatt-, Blüten- und Fruchtformen, unter denen Akanthus, Zaunrübe, Eiche, Weinrebe, Akazie, Distel und Winde vorherrschen, herauszufinden.
Vgl. Statz und Ungewitter, Gotisches Musterbuch (Leipz. 1856 - 61); Heideloff, Ornamentik des Mittelalters (Nürnb. 1851-52); Noenig, Pflanzenformen im Dienste der bildenden Künste (Leipz.1881); Opderbecks, Bauformen des Mittelalters (2. Aufl., Weimar 1885); Holder, Pslanzenstudien und ihre Anwendmlg im O., Handarbeit
! (Stuttg. 1834, 60 Tafeln); Picard, I/ornoment zv^ötai (deutsch, Verl. 1887); Schubert v. Saldern, Das Stilisieren der Pflanzen (Zür. 1888); Gerlach, Die Pflanze in Kunst und Gewerbe (Wien 1886-89, 200 Tafeln); .hofmann, Blätter u. Blumen für Flächendekoration (Leipz. 1886, 30 Tafeln).
Osazone und Osone, s. Kohlehydrate.
<)5 di't'ssmlriium, s. Schaltknochen.
Oscr, Friedrich, Dichter (Bd. 17), starö Mitte^ December 1891 in Venten in Baselland.
! Osterfeuer, s. Sonnenfestfeuer.
^ Österley, 1) Karl, Maler, starb 28. März 1891 inl Hannover.
^ Österreich, Kaisertum. Nach den endgültigen
^ Ergebnissen der Volkszählung vom 31. Dez. 1890
> betrug die ortsanwesende Bevölkerung Österreichs
23,895,413 Bewohner und hat sich seit 1880 um 7,3
Proz. vermehrt. Städte mit eignem Statut:
Wien. . Prag .. . Lcmberg.
Trieft. . Graz .. . Brünn . Krakau . Czernowih
Lin; .. . Rcichmbcrg
Laibach .
Salzburg
Wiener
Iqlau . Innsbruck
Gör; .. .
Tropftau.
nstadt
Einw.
1364548
183035
127 638
121976
112 771
94 753
75 514
54040
47 276
30890
30 5(,5
27 609
25146
23 716
23325
21888
21676
Trient.....
Stcyr......
Olmü'tz.....
Klagenfurt ....
Marburg ....
Znaim.....
Vielitz.....
Kremsier.....
Bozen.....
Rovigno.....
Novercdo .. .. .. .
Friedek.....
Cilli......
Ungarisch-Hradisch.
Pettau.....
Waidhofen an dcr
Ybbs.....
Yinw.
21571
21504
19840
19 799
19 798
14515
14499
12516
11655
9526
9030
7 370
62W
3939
3924
3665
Von den Städten ohne eignes Statut zählten über 30,000 Einw.: Pilsen 50,221, Przemysl35,209, Pola 31,623, Kolomea 30,235 Einw.
Nicht in gleichem Mafte wie die Bevölkerung hat die Zahl der Wohngebäude u. Haushaltungen zugenommen ;; erstere ist von 3,147,902 imI.1880 auf 3,339,750 imI.1890,also um 6,i Proz., letztere von4,760,538im 1.1880 auf 5,029,919 im 1.1890, also um 5,«,-, Proz. angewachsen. Nach dem Geschlecht waren 11,689,129 männliche und 12,206,284 weibliche Personen, so daß auf 1000 erstere 1044 letztere Personen kamen. Nach der Staatsangehörigkeit waren von der ortsanwesenden Bevölkerung 23,477,069 im Inlande, 227,789 in Ungarn, 1470 in Bosnien-Herzegowina und 189,085 in: "übrigen Ausland heimatsberechtigt. Nach der Umgangssprache waren unter der anwesenden einheimischen Bevölkerung 8,461,997Deutsche, 5,473,578 Tschechen, 3,726,827 Polen, 3,101,497 Ruthenen.
Italiener, 209,026 Rumänen, 8139 Magyaren. Von je 1000 Personen gaben bei den beiden letzten Zäh: lungen als Umgangssprache an:
1880 1890 1880 18W
Teutsch .. . 367.5 360,4 Serbisch-Kro, ^.

Tschechisch . 237.7 233,2 tisch. .. . 25.9 27.5
Polnisch .. . 148.« 158,7 Italienisch . .. 30,7 28.?
Ruthenisch . 128.0 132.1 Rumänisch . .. 8.8 8,9
Slowenisch . 52.3 50.1 Magyarisch.
.. 0,5 0,4
Hiernach haben die polnische, ruthenische, serbisch-kroatische und rumänische Sprache ihr Herrschaftsgebiet den andern Sprachen gegenüber erweitert. In Bezug auf den Familienstand gliederte sich die Bevölkerung in 14,516,969 ledige, 8,021,366 verheiratete,
i 1,337)560 verwitwete u.19M8 geschiedene Personen;
l hinsichtlich der Konfessionin 18,934,166 römisch-katho 44*