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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

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Panzerschiffe (Systeme; Armierung)
in jeder Hinsicht unterstützen und erleichtern. Diese Bedingungen sind in ihrer Gesamtheit unerfüllbar, da nicht einmal ihre Grenzen stets feststellbar sind.
Bei Feststellung des Bauplanes muß deshalb erwogen werden, welche Eigenschaften das Panzerschiff zur Erfüllung der ihm zu stellenden Aufgaben vorzugsweise besitzen muß, und in welchen andern ein Nachlassen gestattet ist; daraus erhellt, daß jedes Panzerschiff nur auf dem Wege des Kompromisses zustande kommen kann. Die vorgenannten Waffen des Seekrieges sind auch' diejenigen des Panzerschlachtschiffes. Die gefährlichste Waffe ist das Schiff selbst in der Ausführung eines Rammstoßes, der gut treffend unter allen Umständen das getroffene Schiff zum Sinken bringt, und gegen den es kein technisches Schutzmittel gibt. Gegen die Sprengwirkung des Torpedos schützt die Einteilung des Schiffes durch Längs- und Querwände in eine große
bunden und so eine Art Kasematte hergestellt, innerhalb deren die Türme stehen und die Maschinen und Kessel unterhalb der Wasserlinie liegen; diesem Beispiel entsprechen auch die vier Schiffe der Sachsenklasse in Deutschland. In Frankreich hat man dagegen stets an einem um das ganze Schiff herumlaufenden Panzergürtel festgehalten (Fig.2, S.710, Marceau).
Schießversuche mit Vrisanzges'chossen zeigten die verheerende Wirkung der letztern gegen ungepanzerte Schiffsteile und waren deshalb Ursache, daß man in Frankreich die neuen Panzerkreuzer ganz panzerte und in England aufden456mm starken Gürtelpanzer noch einen 127 mm dicken Panzer, welcher bis zum Batteriedeck reicht, aufsetzte; in Italien aber hat man die neuen P. Re Umberto, Sardegna und Sicilia, entgegen dem Bauplan, mittschiffs auf 78 in Länge mit einem 10 cm dicken Breitseitstahlpanzer bekleidet. Die Munitionskammern liegen stets unter
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Fig. I. Panzerschiff Royai -overeign s Englan'o).
Anzahl wasserdicht verschließbarer Räume; schon durch den doppelten Boden des Schiffes werden eine große Zahl wasserdichter Zellen gebildet. Auch gegen die Durchschlagskraft der Geschosse gibt es keinen vollkommen sichern Panzerschutz, man müßte denn über 70 om Stahl hinaufgehen. Ein solcher Gürtelpanzer würde mit Hinzurechnung der Turmpanzer und Panzerquerwände zu einem unmöglichen Gewicht führen. Rechnet man aber darauf, daß das schräge Auftreffen der Geschosse deren Durchschlagsvermögen entsprechend abschwächt, so wird man mit einer geringern Panzerstärke sich genügen lassen dürfen. Eine nicht unwesentliche Verstärkung findet das Widerstandsvermögen des Panzers durch die längs der Seitenwände des Schiffes, soweit die Maschinen- und Kesselräume reichen, liegenden Kohlenbunker. Man hat längst davon absehen müssen, die ganzen Seitenwände der Schiffe zu panzern, weil die schwere Artillerie und sonstigen großen Gewichte die Tragfähigkeit des Schiffes ohnedies in hohem Maße in Anspruch nehmen; die italienischen P. der Lepantoklasse haben deshalb gar keine Seitenpanzer. In England dagegen hat man grundsätzlich nur beim Royäl Sovereign (Fig. 1) von 14,150 T.
Deplacement den mittlern Teil der Schiffe, soweit die Türme reichen, in der Wasserlinie gepanzert, die Schiffsenden aber frei gelassen. Die Enden der Panzerung hat man dann durch Panzerquerwände ver dem Panzerdeck, aber die aus ihnen nach oben führenden Hebevorrichtungen müssen stets gepanzert sein, für die Turmgeschütze führen sie innerhalb des Turmpanzers in die Höhe. Die im Bau befindlichen deutschen Panzerschlachtschiffe, von denen Kurfürst Friedrich Wilhelm (Fig. 3, S. 710), Brandenburg und Weißenburg bereits vom Stapel liefen, haben einen umlaufenden Gürtelpanzer, der mittschiffs 40 cm dick ist und sich nach den Schiffsenden auf 30 cm abschwächt. Die zwischen dem Vorder- und Mittelturm liegende Batterie ist durch einen 5 cm starken Panzer geschützt; der Gürtelpanzer liegt auf einer20cmdickenTeakholzhinterlage. Diedrei Türme haben nur 30 cm dicken Panzer; man darf ihn schwächer sein lassen als den Seitenpanzer, weil ein senkrechtes Auftreffen der Geschosse dort weniger wahrscheinlich ist. Die Türme stehen in der Längsachse des Schiffes, und zwar die beiden hintern auf dem Panzerdeck, der vordere, sehr hochliegende auf dem Batteriedeck, unter welchem ein Panzerschacht zum Panzerdeck führt, so daß die Türme gegen das gefahrvolle Einschlagen und Explodieren von Geschossen unter den Geschützständen gesichert sind. In jedem Turme stehen zwei W cm Kanonen 1^/35 auf Drehscheiben, welche mit einem Panzerschutzschild überdeckt sind. Sechs 10,"» om und acht 8,7 cm und zwei leichte Schnellfeuersowie eine Allzahl Revolverkanonen bilden die übrige Armierung. Zwei Schnellfeuerkanonen stehen in