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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Phenokoll; Philoppović von Philippsberg; Phoenix; Phonophotographie; Phosphoreszenz; Photochromie

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Phenokoll - Photochromie

Anmerkung: Fortsetzung des Artikels 'Pflanzenzelle'

Die Bildung und der Bau der in manchen Zellen (z. B. der Blattepidermis von Ficus Elastica) vorkommenden, mit kohlensaurem Kalk erfüllten Wandverdickungen, der sogen. Cystolithen, wurde von Giesenhagen näher verfolgt, um an diesem günstigen Objekt neue Aufschlüsse über die Wachstumsweise der pflanzlichen Zellhaut zu gewinnen. Die genannten Bildungen bestehen aus einem dünnern cylindrischen Stiel, mittels dessen sie der Innenseite der Zellhaut ansitzen, und einem dickern Körper von eiförmigem Umriß, der konzentrische Schichtung und radial verlaufende Streifen erkennen läßt. Die Schichtung entsteht nach Giesenhagen durch Auflagerung (Apposition) gleichartiger, vom Zellplasma aus gebildeter Zellstofflamellen, in und zwischen die kohlensaurer Kalk abgelagert wird; die Radialstreifen sollen dagegen kalkerfüllte Hohlröhren darstellen, was von andrer Seite jedoch bestritten wird.

Die Abhängigkeit der Zellhautbildung vom Vorhandensein eines Zellkernes ist mehrfach, z. B. von Schmitz, Klebs, Haberlandt u. a., festgestellt worden; Palla fand jedoch bei Versuchen mit kernlosen Plasmamassen aus Pollenschläuchen mit plasmolysierten Zellen, daß auch kernlose Teilstücke des Plasmas sich mit einer Zellhaut umkleiden können, und ist geneigt, in dieser Erscheinung, die er nur an lebhaft wachsenden Organen auffand, eine Nachwirkung vorangegangener Zellkernthätigkeit zu erblicken. - Vgl. Went, Die Vermehrung der normalen Vakuolen durch Teilung (Pringsheims Jahrbücher, Bd.19); Watter, Studien über die Inhaltskörper der P. (ebenda); Kienitz-Gerloff, Die Protoplasmaverbindungen zwischen benachbarten Gewebselementen in der Pflanze (»Botanische Zeitung«, 1891); Eberdt, Beiträge zur Entstehungsgeschichte der Stärke (Pringsheims Jahrbücher, Bd.22, 1890); Bredow, Beiträge zur Kenntnis der Chromatophoren (ebenda); Giesenhagen, Das Wachstum der Cystolithen von Ficus Elastica ("Flora", 1890); Palla, Beobachtungen über Zellhautbildung an des Zellkernes beraubten Protoplasten (ebenda).

Phenokoll (Amidoacetparaphenetidin) C10H14N2O2, eine Base, die aus Glykokoll (Amidoessigsäure) und Phenetidin durch Wasseraustritt entstanden ist, bildet weiße, verfilzte Nadeln, die bei 95° schmelzen. Ihr salzsaures Salz kristallisiert aus Wasser in Würfeln, aus Alkohol in Nadeln, es löst sich bei 17° in 16 Teile Wasser, in kaltem Alkohol schwer, leichter in heißem, reagiert neutral und schmeckt salzig-bitterlich. Die reine Base ist in kaltem Wasser sehr schwer, in heißem sehr leicht löslich, sie löst sich auch ziemlich leicht in Alkohol und wird durch Kochen mit Ätzalkalien in Glykokoll und Phenetidin gespalten. Ebenso verhält sie sich gegen verdünnte Säuren. Man benutzt salzsaures P. als Fiebermittel, welches in Dosen von 1 g die Temperatur um fast 2° herabsetzt, niemals Kollaps und Cyanose erzeugt und nicht stärkeres Schwitzen hervorruft als größere Dosen von Antipyrin. Auch als vorzügliches Mittel gegen Neuralgien und Gelenkrheumatismus hat es sich bewährt, gegen letztern auch in Fällen, wo die bisherigen Mittel versagten.

Philoppović von Philippsberg (spr. -witsch), Franz, Freiherr, österreich. General, Bruder des Feldzeugmeisters Joseph, Freiherr von P. (Bd. 12), geb. 1820 zu Gospić (Kroatien), trat 1836 als Kadett in die Armee, machte 1848 den Feldzug in Italien und Südtirol, 1849 in Ungarn im Generalquartiermeisterstab mit. 1856 der Generaladjutantur des Kaisers zugeteilt, hierauf Oberst, nahm P. 1859 an ↔ dem Feldzug in Italien im kaiserlichen Hauptquartier teil, ward 1869 in den Freiherrenstand erhoben, 1861 Brigadier, 1862 Generalmajor und Festungskommandant von Ragusa, 1865 Feldmarschallleutnant, Statthalter und kommandierender General in Dalmatien, 1869 Militärkommandant in Kaschau, 1874 Feldzeugmeister und kommandierender General in Brunn, 1877 in gleicher Eigenschaft nach Agram versetzt. Er ist seit 1874 Inhaber des Infanterieregiments Nr. 70 und trat 1. Sept. 1891 in den Ruhestand.

Phoenix, s. Palmen.

Phonophotographie, s. Vokalklänge.

Phosphoreszenz (bei Tieren). Giard und Billet haben ihre schon (Bd. 18, S. 712) erwähnten Versuche mit Leuchtmikroben, die sich Springkrebsen einimpfen lassen und dann das ganze Tier leuchtend machen, den Winter über fortgesetzt und aus Mangel an Talitrus- und Orchestia-Arten die Mikroben auf Nähragar und Gelatine sowie auf Kartoffeln unter Zusatz von etwas Seesalz gezogen. Alle diese Kulturen wurden aber nichtleuchtend, und bei der spätern Impfung auf Krebse trat nur in einzelnen Fällen das Leuchten wieder auf. Im Frühjahr blieben die Impfungen ganz erfolglos, die Krebse leuchteten nicht mehr, und man versuchte nun die der Gelatine entnommenen Mikroben zunächst auf Butterfischen und Heringen zu ziehen. Hier fingen sie in der That bald wieder zu leuchten an und konnten nun auch wieder zum Leuchtendmachen der Springkrebse verwendet werden. Daraus ergab sich nunmehr die Ätiologie der zuerst am Strande von Wimereux beobachteten Leuchtkrankheit bei lebenden Krebsen. Die verwundeten Tiere impfen sich die Bakterie ein, wenn sie unter den Auswürfen des Meeres die Überreste der ans Ufer geworfenen leuchtenden Fische fressen. Ganz ähnlich verhielten sich noch zwei andre Leuchtbacillen, nämlich der die Gelatine nicht verflüssigende Fischersche Bacillus (Bd. 18, S. 711) und derjenige von Forster und Tilanus. Giard erhielt beide in nichtleuchtendem Zustand aus dem Pasteurschen Institut und konnte sie durch Überführung auf verschiedene Fische leuchtend machen, worauf sie geeignet waren, die Leuchtkrankheit bei Flohkrebsen zu erzeugen. Bei höhern Krebsen (Dekapoden, z. B. Carcinus maenans) gelang dies nicht; es wurde zwar die Impfstelle leuchtend, aber die Tiere nicht weiter infiziert. Bei allen diesen Bakterien ist das Licht silberweiß mit grünlichem Schimmer und zeigt ein eigentümliches Funkeln, wie von einer Bewegung oder von stoßweisem Aufleuchten. Der Prozeß wird von der Bildung zahlreicher Kristalle von phosphorsaurer Ammoniakmagnesia begleitet, die oft mit unbewaffnetem Auge wahrgenommen werden können. Hinsichtlich der von Langley und Vera ausgesprochenen Meinung, daß das Licht des Cucujo die wohlfeilste Lichtquelle darstelle (Bd. 18, S.713), hat Niedemann dargelegt, daß der dabei von der niedern Temperatur des Leuchtens hergeleitete Schluß trügerisch sei, sofern die Chemilumineszenz nur die Begleiterscheinung vielleicht sehr komplizierter chemischer Umsetzungen sei, deren Energieverbrauch sich vorläufig jeder sichern Schätzung entziehe und entgegen jener Annahme ganz wohl ein ziemlich bedeutender sein könne.

Photochromie, Photographie der natürlichen Farben (vgl. Photographie, Bd. 13, S. 20). Schon bald nach Entdeckung der chemischen Wirkung des Lichtes war man bemüht, die Farben auf photographischem Wege wiederzugeben. Seebeck hatte bereits 1810 nachgewiesen, daß sich auf einer aus Silber-

Anmerkung: Fortgesetzt auf Seite 729.