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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

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Regulator (von Bergmann und von Weiß)
drehbar verbunden, so daß sie alle senkrechten Bewegungen der Hülse mitmacht, ohne an ihrer Drehung teilzunehmen, während sie eine etwanige Drehung des Ständers mitzumachen gezwungen ist. Eine Feder oder ein Gewicht ist nun fortwährend bestrebt, den Ständer so zu drehen, daß der Antriebsriemen gespannt ist. Wenn daher der Riemen sich auf den Scheiben befindet, so arbeitet der N. wie ein gewöhnlicher mit feststehendem Ständer; die Nabe mit dem horizontalen Arm geht mit der Regulator-Hülse auf und nieder und verstellt dabei mittels einer senkrecht geführten Stange das Drosselventil der Dampfmaschine. Diese Stange ist aber mit dem horizontalen Arm nicht ganz fest verbunden, sondern bis an einen Ansatz durch einen kreisförmig gebogenen Schlitz des Armes von untenher hindurchgesteckt, und wird von einer starken Feder mit dein Ansatz gegen den Arm gedrückt. Diese Feder hat also stets das Bestrebens die Stange aufwärts zu ziehen, d. h. das Drosselventil zu schließen, und wird daran nur durch den Ansatz der Stange gehindert, der für gewöhnlich nicht durch den Schlitz des Armes hindurchgehen kann. Fällt nun aber der Betriebsriemen des Regulators ab oder reißt er, so wird der Ständer der Wirkung der Spannungsfeder überlassen und dreht sich mitsamt dem Arm. Hierbei wird dessen Schlitz über dem Ansatz der Stange bis zu einer Erweiterung fortgeführt, welche weit genug ist, um den Ansatz nach oben hindurchtreten zu lassen.
Dadurch wird die Stangenfeder frei, zieht die Stange aufwärts und schließt das Drosselventil.
Sin N. für Arbeitsdampfmaschinen mit veränderlicher Expansion ist von F. I. Weiß in Basel angegeben. Unter Arbeitsdampfmaschinen sollen hier im Gegensatze zu Transmissionsdampfmaschincn (welche eine Transmission mit stark wechselndem Widerstand, z. V. eine Transmissionswelle einer Fabrik mit wechselnd in verschiedener Anzahl und Stärke eingerückten Maschinen, zu betreiben hat) solche Dampfmaschinen verstanden werden, welche direkt auf Arbeitsmaschinen wirken, deren Widerstände bei allen Geschwindigkeiten gleichbleiben sollen, während die Geschwindigkeit, entsprechend dem jedesmaligen Leistungsbedarf, geändert werden muß (z.B.
Pumpen, Gebläse, Kompressoren:c.). Während beiden bisherigen Regulatoren möglichst konstante Geschwindigkeit der von ihnen beherrschten Dampfmaschinen erstrebt wird (Geschwindigkeitsregulatoreu), wie das bei Transmissionsdampfmaschinen angezeigt ist, soll in der Weihschen Konstruktion ein Leistungsregulator geschaffen werden, mittels dessen selbstthätig oder von Hand die Geschwindigkeit von Arbeitsdampfmaschinen, also auch die Leistung der mit letztern verbundenen Arbeitsmaschinen innerhalb weiter Grenzen verändert und beliebig eingestellt werden kann, und zwar ausschließlich durch Einwirkung des Regulators auf die Expansionsvorrichtung der Dampfmaschine ohne Zuhilfenahme des Drosselventils. Wenn eine Arbeitsmaschine, welche in jeder Umdrehung eine ganz bestimmte, gleichbleibende Nutzarbeit braucht, mit einer Expansionsdampfmaschine gekuppelt ist, so erfordert diese, unter der Voraussetzung, daß die Kesseldampfspannung konstant und jede Drosselung ausgeschlossen ist, stets ein und denselben Füllungsgrad (Weiß nennt ihn den »nötigen Füllungsgrad ), ), unabhängig davon, ob die Maschine schnell oder langsam geht, weil die beiden dem Dampfdruck entgegenarbeitenden Faktoren, der Widerstand der Arbeitsmaschine und der Reibung sw'lderstand der Dampfmaschine, dieselben
bleiben. Eine Veränderung der Tourenzahl einer solchen Maschine durch Veränderung der Expansion ist ohne gleichzeitige Mitwirkung von Drosselung nicht möglich; erhält der Dampfcylinder eine größere Füllung, so geht die Maschine durch, erhält'er eine kleinere Füllung, so bleibt die Maschine stehen. Die Einrichtung des Weihschcn Regulators ist nun folgende ls. Abbildung): Ein statischer R. 6 (s. Bd. 13, S. 668) wirkt mittels seiner Muffe I?, des Regulatorhebels I' v 0, der Stange 0 V und des Steuerhebels L^ auf die Stellvorrichtung einer Expansionssteuerung ein. Der Regulatorhebel ^O(^, welcher die Bewegung der Muffe ^^ auf die Stange (^V überträgt, ist nun in zwei Hebel zerlegt, den Hebel 1^1) mit einer Verlängerung I)v, nach hinten und den Hebel v ('.
Diese beiden Hebel sind jeder für sich auf der gemeinschaftlichen Achse O drehbar. Mittels der durch die Schraube 8 gespannten starken Feder N wird der hintere Teil I)lX ^s^s Hebels I^V I)^ gegen den Hebel 1)^ gezogen; indem sich aber der Hebel VO gegen die Schraube 8 stützt, wird die
Annäherung
des Hebels I) (^ an Hebel OD^ begrenzt. Solange nun an der Stellung der Schraube 8 nichts geändert wird, wirkt die
Hebelverbindung ? I)D, u.
D 0 wie ein starrer Hebel 1''I)^ und überträgt in der üblichen Weise die Bewegung der Schwungkugeln, bez. der Muffe I' auf die Stange OV und damit auf das Steuerungsorgan. Die von dem N. beeinflußte Dampfmaschine mag beispielsweise einen Luftkompressor von konstantem mittlern Luftdruck treiben, dem ein ganz bestimmter Füllungsgrad (der nötige) des Dampfcylinders entspricht. Solange nun nichts geändert wird, hält der R. in gewöhnlicher Weise eine bestimmte Tourenzahl fest, so daß der Kompressor eine bestimmte Menge Preßluft von der gewünschten Spannung liefert. Wenn aber der Bedarf an Preßluft abnimmt, so soll der Maschinist mittels des vorliegenden Regulators den Gang der Maschine dem verminderten Leistungsbedarf entsprechend verlangsamen. Zu diesem Behuf hat er die Schraube8 niederzudrehen. Hierbei bleiben die Schwungkugeln des Regulators vermöge ihrer Trägheit im ersten Moment noch in ihrer Lage, und nur der Hebel D(^ wird etwas herabgedrückt. Durch Vermittelung der Stange ^D^D wird also auch der Steuerhebel V^. herabgedrückt und wirkt auf die Expansionssteuerung so ein, daß die Füllung des Dampfcylinders verkleinert wird. Die Dampfmaschine arbeitet also nicht mehr mit der nötigen Füllung, läuft allmählich langsamer und würde bei längerer Dauer dieses Zustandes stehen bleiben. Dem wird aber durch den R. wie folgt vorgebeugt: Sobald nämlich die Maschine ihren Gang verlangsamt, sinken die Schwungkugeln des Regulators herab, drücken die Muffe ^^ nieder, so daß mittels der Heöelueröiltdullg ^/)o und der
c^nn
Weißscher Regulator.