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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

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Robiou - Roller
auf der Innenseite mit Maschinen geschabt, bis die Wurzelnder längern Haare frei liegen, dann gekämmt und gereinigt. Die dem Blutbad entgangenen N. verlassen im August die zum Zwecke der Paarung aufgesuchten Inseln des Beringmeeres und gehen in den Stillen Ozean, wo sie zwischen den Aleuten und Hawai-Inseln den Winter zubringen. Im Laufe der Jahre erwarb die Alaska Commercial Company auch von Nutzland das Privilegium des Robbenschlags auf der Bering-, Kupfer- und Robbeninsel (bei Sachalin). 1890 lief dieser Kontrakt sowie derjenige mit den Vereinigten Staaten ab, eine Konkurrenzgesellschaft erbot sich, für jede Robbe 7 Doll. zu erlegen, und so wurden sämtliche Privilegien dieser neuen Gesellschaft übertragen.
Der gemeine Seehund ist den jungen Fischen sehr gefährlich und gilt allgemein als das der Seefischerei schädlichste Tier. Auf Grund von Verhandlungen der 1890 in Danzig abgehaltenen Fischzüchterkonferenz hat der Deutsche Fischereiverein es unternommen, den systematischen Fang der Seehunde an
zu regeln. Dänemark ist hierin 1889 vorangegangen; in einem Jahre sind dort 1300 Seehunde gefangen worden. Man hat mit einem schon etwas ältern Fanggerät, welches bisher nur ganz vereinzelt angewandt wurde, neuerdings sehr beachtenswerte Erfolge erzielt. Die Seehundsreuse unterscheidet sich von einer gewöhnlichen Fischreuse nur durch ihre Größe. Sie ist 9,75 in lang und am vordern Reifen etwa 2,5 in hoch, sie wird ausgespannt gehalten durch sechs nach hinten allmählich kleiner werdende Reifen aus etwa zwei Daumen dicken, rohen Eichenstämmen.
Vorn sind zwei Leitgarne von etwa 125 m Länge.
Vor dem Eingang in die Reuse, also vor dem ersten Reifen, ist ein Deckgarn ausgespannt, welches im Wasser durch Flotten oben gehalten wird und verhindern soll, daß der Seehund, wenn er Luft holen will, aus der Neuse entweicht. Um das Rückwärtsentweichen zu verhindern, sind zwei Einkehlen vorhanden. Man stellt diese Reusen auf, wo die Seehunde ihren ständigen Ruheplatz auf einer kleinen Insel, einem Sande oder einer Stelle im Watt haben. Während der Fangzeit muß die größte Ruhe in der Nähe des Lagerplatzes herrschen, und man darf nicht versuchen, die Seehunde von ihrem Ruheplatz in die Reuse hineinzutreiben. Eine ganz ähnliche Reuse hat man früher bei Mönchgut auf Rügen angewandt, sie findet aber jetzt keine Verwendung mehr.
Robiou (spr.-m), Felix, franz. Altertumsforscher und Historiker, geb. 1818 zu Rennes, studierte erst Philologie, dann Naturwissenschaften, trat 1840 in die Normalschule ein, erwarb 1852 die Doktorwürde und war bis 1864 Lehrer an verschiedenen Lyceen, zuletzt m Pontivy (Morbihan). 1870 wurde er zum Professor in Straßburg und nach dein Kriege zum tzilfsdirektor und Professor der griechischen Altertümer an der Neoi6 ä68 Iiaut68 ötucles ernannt.
Nachdem er 1874-75 Professor an der Fakultät in Nancy gewesen, wurde er in gleicher Eigenschaft in seine Vaterstadt Rennes versetzt. Seit 1882 ist er Mitglied der Akademie der Inschriften. Unter seinen zahlreichen Schriften sind hervorzuheben: »Hi Ztoiro äß» (Fim1oi8 ä'Oiikiit« (1866); > O0MU068 äe I'^^ptk ^^ 1'6V0(1U6 Ä68 ?^i'Niniä68« (1869); »^L0-I10M16 V0ii^u6, aämiQi8ti'Ätic>n et l EMwtion äe
1'^Z')^)t6 80U8 163 I^«iä68« (1876); »1^68 1118titu tioiiL (16 Ik 6röo6 KNÜ(M6« (2. Aufl. 1890); »1,68 iu8titutioii8 cl6 i'^ueieunL Kome« (mit Delaunay, 1884-87, 3 Bde.).
Rohan, William de, amerikan. Freiheitskämpfer, geb. 1818 als Sohn des Kaufmanns und schwedischen Konsuls Dahlgren in Philadelphia, nahm aber infolge eines heftigen Streites mit seinem ältern Bruder, spätern Admiral der Flotte der Vereinigten Staaten, den Namen seiner Mutter an, die dem bekannten französischen Adelsgeschlechte der Rohans angehörte.
Er erlangte eine Anstellung als Kapitän in der türkischen Kriegsflotte, ging dann nach Montevideo zu Garibaldi, befehligte einen Teil der Flotte Uruguays während der Kämpfe dieses Landes, begab sich nach Beendigung derselben nach Chile und wurde Admiral der chilenischen Flotte. In den 50 er Jahren nach Europa zurückgekehrt, ward er bei Ausbruch des italienischen Befreiungskrieges von Garibaldi zum Ad? mirat der revolutionären Streitkräfte ernannt, rüstete aus seinem eignen Vermögen drei Dampfer aus, da eine Flotte nicht vorhanden war, und leistete mit diesen vortreffliche Dienste. Er siedelte darauf nach England über, wo er den Rang eines Kommodore der Marinereserve erhielt. An dem amerikanischen Bürgerkrieg nahm er keinen thätigen Anteil, weil er fürchtete, seinen inzwischen zum Admiral beförderten Bruder zum Vorgesetzten zu erhalten. Nach dem Tode desselben kehrte er 1870 nach den Vereinigten Staaten zurück und starb, nachdem er um die Vermittelung des Staatsdepartements zur Geltendmachung seiner Ansprüche an die italienische Regierung mehrere Male vergeblich ersucht hatte, 1891 arm und mittellos in einem Hospital zu Washington.
Rolin-Iacqnemyns, Gustave, ehemaliger belg.
Deputierter und Minister des Innern, nahm 1891 eine Stelle als Richter am internationalen Gerichtshof in Kairo an, trat aber fchon 1892 in die Dienste des Kaisers von Siam.
Rollenlagerung, s. Achsenbüchse.
Roller, Heinrich, Stenograph in Berlin, geb.
10. März 1839 daselbst, erlernte die Tischlerei, fand aber 1862 Gefallen an der Stenographie, die er bei Arends lernte, und beschloß 1863, sein Leben der Stenographie zu widmen. Bald gehörte er zu den thätigsten Anhängern des Arendsschen Systems und gründete 1868 ein stenographisches Institut für Unterricht und Praxis. Persönliche Reibungen führten 1872 zu seinem Ausscheiden aus dem Berliner Arendsschen Zentralverein und zur Gründung eines Arendsschen Stenographenbundes unter Rollers Vorsitz. Beide Körperschaften lagen nun in beständiger Fehde, bis R. 1875 mit einer besonders die Vokalisation vereinfachenden Umarbeitung des Arendsschen Systems hervortrat, die als Rollersches System seinen Abfall besiegelte und aus dem frühern Anhänger einen Feind der Arendsschen Stenographie machte. Das Rollersche, System, an dem seit seiner Entstehung wiederholt Äncerungen vorgenommen sind, hat Anhänger gefunden und ist auch auf das Englische, Schwedische/Spanische, Italienische, Tschechische, Russische und Volapük übertragen worden. Rollers Lehrgang liegt in 32. Auflage (Leipz.
1892) vor. Vertreten wird Rollers System von rund 3000 Mitgliedern in etwa 180 Vereinen, die meist dem Allgemeinen Verband Rollerscher Stenographen oder einem der fünf Unteruerbände angehören.
Vgl. Sack, Die deutsche Kurzschrift (Verl. 1886); Derselbe, Die Nollersche Stenographie (das. 1891); Klatecki, Chr. H. N. (in Wrubels »Instruktivem Diktierbuch«, Aarau 1888); L. H., R. und Gabelsberger (1887); Behrens, System R.(Dortm.1887); Engelbrech t, Die Rollersch e Stenographie (Magdeb.
1888).