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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

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Russisches Reich (Finanzen und Getreideausfuhrverbot)
Ausfuhr Rußlands in Millionen Pud (u 16,3^1^):
1890
1889
1888
1837
1884-36
Durchschnitt
Weizen.....I81.9 I 190,3 177,? ! 111,5 124,?
Roggen..... 76,9 ^^ 84,2 106,1 ^^ 47,5 65,8
Deutschlands Verbrauch von Roggen in Tonnen:
1889 90 1888/89 1887/8? 1886,87
Verbrauch .. 505^778 5310067 5 726 753 5524 912 Eingeführt .. 677 512 777963 347512 428827
Davon wurden aus Rußland eingeführt:
1890 1889 1888 1887 751166,6 920189,0 470,450.0 416832,7
Diese Angaben genügen, um die große Bedeutung des Noggenausfuhrverbots in Rußland darzulegen.
(5s sind aber in der Aufstellung nicht die Vorräte aufgenommen, welche Rußland aus dem einen Jahr in das andre hinübergenommen hat, und die in einigen Jahren die Ausfuhr bedeutend beeinflußt haben.
Die weitere Gestaltung der Verhältnisse läßt sich nicht beurteilen, weil sie von der Aufrechthaltung, l>ez. der Aufhebung des in Deutschland bestehenden Eingangszolles und von der Frage beeinflußt wird, ob Rußland lange Zeit das Ausfuhrverbot aufrecht erhalten wird. Das Verbot wird den Wert der russischen Ausfuhr herabdrücken; mit demselben würde auch der Kurs der russischen Valuta noch weiter fallen. Das russische Budget verzeichnet nicht allein die durch die Konvertierung, sondern auch die durch die Umrechnung des Gold- in Kreditrubel gewonnene Ersparnis, und diese zählt nach Millionen Rubel. Im Budget des Jahres 1888 wurde diese Umrechnung zu 1,80, für 1889 zu 1,?o, für 1891 zu 1,60Kredit- gleich einem Goldrubel vollzogen. Im 1889er Budget wurde die Ersparnis durch die Umrechnung zu 1,?o Rubel auf 7,393,074 Rubel angegeben. Anderseits sind aber nicht allein die Preise von Roggen, sondern auch die von Weizen und andern landwirtschaftlichen Erzeugnissen bedeutend gestiegen. Jedenfalls hat das Roggenausfuhrverbot die Frage oer Volksernährung so bedeutend, aber nicht in dem erwarteten Umfange verschoben, daß die baldige Aufhebung des Verbots sehr wünschenswert erscheint, ungeachtet die russische Ausfuhr auch in diesem Falle erheblich hinter den Vorjahren zurückbleiben würde.
Die Gestaltung des Auslandshandels Rußlands beeinflußt jedenfalls auch die Konvertierungsfrage, welche mit Hilfe der Pariser Börse eine sehr große Ausdehnung gewonnen hat und bedeutend zu dem Wegfall der Unterbilanz im Staatshaushalt Rußlands und vielleicht zu der Begründung eines Kriegsschatzes beigetragen hat. Rußland l?at innerhalb 2V2 Jahren in Millionen Frank emittiert:
4 proz. Goldanleihe I - 500 II - 360 III ^^ 300 IV- 42
4proz. KonsolZ I .. - 700 II .. - 1241 III .. - 320
Zusammen: 3464
Dieselben erfordern für Zinsen und Amortisation im Durchschnitt4,i7Proz. - I44MM. Fr., wozu noch 2/3 Proz. Provision für Kouponseinlösung kommt.
Es sind getilgt durch Rückzahlung, bez. Konversion:
Alte Anleihen
j Jährl. erforderlich Nominalbetrag zfür Annuität und
> Zinsen Mill. Pfd. Sterl. Pf). Sterl.
1877er 5Proz. Anleihe .. . Konsols I. II, III. IV u. VII
- 4^ Proz.....
1362er Anleihe ....
15 ü 6 Proz.
69 5. 5,10 15 2. 4,63«
15 5 5
900000
3519000
695000
750 000
Die gesamte für diese Annuitäten und Zinsen jährlich aufzuwendende Summe stellt sich auf 5,«6 Mill. Pfd. Sterl. - 148 Mill. Fr.
Jährlicher Bedarf (in Goldrubel):
Zinsen Amortisation
560000 4- 390000- 950000
Holland. Anl.v. 1798/18151)2)
Anglo-Holl. Anleihe v. 18641)
. 18661)
lolländ. Anleihe von 18501)- 18601)
IV. Stieglitz-Anl. - 1855') ark.KrementschugE.-Obl. l)
1082100 -»- 1162 000 - 2 244 000 1218 500 ^-^- 1055 000 - 2 273 000
375600-1- 699 000-1074000 1084 400 -i- 6N M<H - 1717 000 1976 700 4- 519000 - 2495700
524200 4- 27250- 551500
i) Laut Bericht der Reichskuntrolle für 1389. - ^)^) Zusammen mit dem Anteil, welcher für Holland von der russischen Staats-» tasse gezahlt wird.
Den Goldrubel zu 4 Fr. gerechnet, ist die Gesamtsumme zuzüglich ^'2 Proz. Provision 194,5 Mill. Fr., welche jetzt fortfallen und durch eine Gesamtausgabe von 144,6 Mill. Fr. ersetzt werden. Rußland hat von 1892 ab jährlich an Zinsen und Amortisation auf seine Metallschuld gegen 50 Mill. Fr. weniger zu zahlen als bis dahin.
Die neuen Anleihen könnten als Konvsrtierungsanleihen bezeichnet werden, wenn nicht Rußland aus dem Erlös derselben bedeutende Summen zur freien anderweitigen Verfügung erhalten hätte. Die erste Anleihe von 1889 betrug'500 Mill. Fr. zu einem Erlös von 83^2 Proz. oder 417,5 Mill. Fr. Mit denselben waren etwa 330 Mill. Fr. der 1877er Anleihe zu tilgen; es blieben also etwa 85 Mill. zur Verfügung der Regierung. Die 4proz. Konsols I. und II. Serie ergaben genau den für die Rückzahlung der 5proz. Konsols notwendigen Betrag. Die 4proz. Goldanleihe II. Emission von 360 Mill. Fr. ergab zu 90 Proz. 324 Mill. Fr., und diese lieferten5 Mill. Fr. Überschuß über den Bedarf zu Konvertierungszwecken. Die4proz. Goldanleihe III. Emission, 300 Mill. Fr. zu etwa 92 Proz., zur Rückzahlung von 15 Mill. Pfd. Sterl. 1862er Anleihe, erfordert einen Barzuschuß von 4,300,000 Pfd. Sterl.
- 108 Mill. Fr. Die 4 proz. Goldanleihe IV.
Emission von 41,764,000 Fr. Zur Rückzahlung der Eharkow-Krementschug-Obligationenerfordert einen Varzuschuß von etwa 3 Mill. Fr., und die 4proz. Konsols III. Serie von 320 Mill. Fr. mit 95 Proz., gegen 4 "2 proz. Konsols einen Barzuschuß von etwa 2V_. Mill. Pfd. Sterl. - 63 Mill. Fr. Mithin gegen 90 Mill. Fr., die anfangs als Restbetrag zur Verfügung des Tresors blieben, sind allmählich im ganzen 174 Mill. Fr. mehr verausgabt worden, also ergibt die gesamte Konversionskampagne für den russischen Tresor eine Barauszahlung von 174 weniger 90 - 84 Mill. Fr. Außerdem wurden direkt zur Rückzahlung gekündigt: die erste Hottändische Anleihe 1798/1815 und die 4V2proz. Anleihen von 1850 und 1860, zusammen etwa 6 Mill. Pfd., und die Schuja-Iwanowo-Obligationen, etwa ^2 Mill. Pfd., ergeben zusammen mit den oben erwähnten 84 Mill.
Fr. eine gesamte Varrückzahlung von ca. 10 Mill.
Pfd. Sterl. - 250 Mill. Fr. Die Frage der Verwendung der frei gebliebenen Summen ist gewiß gerechtfertigt. Rußland hat bedeutende Rüstüngsausgaben gemacht. Ob diese die aus den neuen Anleihen entspringenden außerordentlichen Einnahmen decken, muß dahingestellt bleiben. Jedenfalls gibt unsre Darstellung die Antwort auf die Frage der Deckung dieser Ausgaben. Ob sich Rußland aus den auf diesem Wege erzielten Einnahmen einen Kriegsschatz bilden will, muß ebenfalls als offene Frage behandelt werden. Die Konvertierungen waren jedenfalls