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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

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São Paulo - Sauer
und Weltweisheit, von Zivil- und Kriminalrecht und bürgerlicher Moral enthalten die altindischen Gesetzbücher. Neue Arbeiten auf diesem Gebiet sind die englische Übersetzung von Manus Gesetzbuch von Bühler(Oxforo1886), die Textausgabe des nämlichen Werkes und die Textausgabe und Übersetzung von Näradas Gesetzbuch von Jolly (Lond., Kalkutta und Oxford 1885-89). Inhaltlich verwandt mit den Gesetzbüchern istdas Mahäbhärata, das große V o lksepos der Inder, von dem der gelehrte und patriotische Pratap Chand Noy in Kalkutta mit großen pekuniären Opfern eine englische Übersetzung veranstaltet, die bereits über 60 Lieferungen zählt. Der amerikanische Sanskritist Hopkins hat seine Untersuchungen über die dem indischen Epos zu Grunde liegenden Kulturzustände fortgesetzt. Von den legendenartigen Epen der spätern Zeit, den Puränas, sind in Indien teilweise neue Textausgaben erschienen.
Rein weltlichen Charakters ist das indische Drama, dessen Kenntnis in Indien besonders durch eine Reihe wertvoller Textausgaben in der »I5omd9^ 8.
86li68«, in Deutschland durch weitere geschmackvolle Übersetzungen indischer Dramen von Fritze gefördert worden ist. Die in der indischen Litteratur so reich entwickelte Spruchpoesie ist vorzüglich vertreten in der von Peterson in Gemeinschaft mit einem indischen Pundit herausgegebenen Anthologie Subshäshitävali (Bombay 1886). Für die gesamte Geschichte der indischen Poesie höchst wichtig ist die Abhandlung von Bühler über »Die indischen Inschriften und das Älter der indischen Kunstpoesie« (Wien 1890), in der mit überzeugenden Gründen der Nachweis geführt wird, daß die poetische Technik in Indien schon in den ersten Jahrhunderten v.Chr. zu hoher Vollendung gediehen war, und daß speziell die Dichtungen des berühmten Kalidasa nicht später als in das 5. Jahrh, gesetzt werden können.
Von den indischen Fachwissenschaften erfreut sich die Grammatik besonderer Beachtung seitens der europäischen Sanskritisten; so ist die berühmte Grammatik von Panini mit Übersetzung und Erläuterungen herausgegeben worden von Böhtlingk (Leipz. 1886,2 Bde.), während über das Zeitalter und die Sprache des Panini neue Untersuchungen von Liebich und Franke angestellt worden sind. Auf das Gebiet der Astronomie bezieht sich die Ausgabe der Pancasiddhäntikä von Thibaut (Benares 1889), mit interessanten Erläuterungen über das Verhältnis der indischen Astronomie' zu der griechischen. Auch auf dem Gebiet der Medizin, der Musiktheorie und andrer indischen Wissenschaften sind verschiedene neue, in Indien erschienene Textausgaben zu verzeichnen.
Selbst die Ero tik ist von den gelehrten Pedanten im alten Indien in ein System gebracht worden, dessen keineswegs platonische Regeln kürzlich eine französische Übertragung erfahren haben (»1^6 Xain^uouti'k«, Par. 1891). Als ein besonderer Zweig der Sanskritlitteratur sind auch die Inschriften anzusehen, deren Anzahl durch neue Funde noch immer im Wachsen begriffen ist und für die neuerdings auch ein selbständiges Organ, die hauptsächlich von deutschen Gelehrten geschriebene »Noi Frapinii Inäil^« (Kalkutta 1889 ff.), geschaffen wurde. Diese oft sehr umfangreichen und meist mit Jahreszahlen versehenen Denkmäler sind für die indische Geschichte um so wertvoller, als die Zahl der eigentlichen Geschichtswsrke, meist panegyrische Verherrlichungen eines Fürsten oder einer ganzen Dynastie, äußerst gering ist. Das monumentale Werk »OorM8 Insc^i Monuni Inäioarum« ist bis zum 3. Bande gediehen (Kalkutta
1888), der, von Fleet mustergültig bearbeitet, die Inschriften der ältern Könige aus der Guptadynastie und ihrer Nachfolger enthält. Der als »(^overumkiit Npi^r^iiist« in Südindien thätige Sanskritist E.
Hultzfch hat zwei Bände »ßo Mli'Inäikiil Qscliptions« (Madras 1891) herausgegeben, die eine Menge teils auf Stein, teils auf Kupferplatten erhaltener Inschriften mit englischer Übersetzung bieten.
Einen interessanten Versuch, die neuern Ergebnisse der Sanskritforschung zu einer gesamten Darstellung der indischen Kulturgeschichte zu verarbeiten, enthält das lesenswerte, allerdings zunächst für gebildete Hindu bestimmte Werk des gelehrten Nomesh Chunder Dutt: >^. Hi^tor^ ol (^ivili^tion in aneiknt Iiiäm« (Kalkutta 1889 ff., 3 Bde.). Auch die volkstümliche Darstellung der »Geschichte des alten Indien« von Lefmann ist zum Abschluß gelangt (Berl.
1880 ff., in Onckens »Allgemeiner Geschichte«).
Säo Paulo, s. Südbrasilische Kolonien.
Sarawat. Dieser bisher unabhängige Staat unter dem Radscha Brooke nahm 1888 das englische Protektorat an unter gleichen Bedingungen wie das Sultanat Brunei (s. d., Bd. 19). Der Radscha annektierte 1889 den Landstrich Limbang, der durch den Widerstand seiner Häuptlinge gegen den Sultan von Brunei mancherlei Unruhen an den Grenzen hervorgerufen hatte. Die Produktion des Gebiets ist in schnellem Steigen. Hauptprodukt ist Sago, wovon 1889 für 318,000 Doll. ausgeführt wurde, außerdem Pfeffer, der von vielen eingewanderten Chinesen gebaut wird, und Stuhlrohr (235,000 Doll.); neuerdings wurden versuchsweise Pflanzungen von Tabak, Kaffee und Thee angelegt. Von Mineralien werden gewonnen Zinnober, Antimon, Kohle, die in großen Lagern vorkommt, ebenso wie Gold, Silber u.a. Sine Truppe von 300 Dajak in der Hauptstadt Kutsching und andern Plätzen sichert mit 50 Polizisten die Ruhe und Ordnung des Landes, dessen Einkünfte 1889 bis zu 400,000 Doll. gestiegen waren.
Sättigungsdefizit, s. Luftfeuchtigkeit.
Saturn. Ahnlich wie beim Jupiter ist auch auf dem S. der Äquator durch eine helle Zone bezeichnet, die überhaupt die hellste Gegend auf der Planetenscheibe bildet, und diese Zone ist auf beiden Seiten durch dunkle Gürtel begrenzt, von denen der eine in der Regel durch den Ring des S. verdeckt wird. In dem hellen Äquatorgürtel treten zuweilen noch hellere Flecke auf, und Hall in Washington hat aus der Beobachtung eines solchen Fleckes von besonderer .Helligkeit vom 7. Dez. 1876 bis 2. Jan. 1877 eine Rotationszeit von 10 Stunden 14 Minuten 23,8 Sekunden für den S. abgeleitet. Auch Dunning hat 1880 solche helle Flecke bemerkt, und in den Monaten Mai bis Juli 1891 sind von Williams in Burgeß Hill mehrere helle Flecke in der Aquatorzone und auch ein kleinerer dunkler Fleck in dem südlichen dunkeln Gürtel beobachtet worden. Williams bestimmte genau die Zeitpunkte, wann die einzelnen Flecke durch den Mittelmeridian der Planetenscheibe gingen, und fand so aus den Beobachtungen des dunkeln Fleckes 7. Mai und 11. Juni (Zwischenzeit 82 Rotationen) eine Rotationsdauer des S.von 10 Stunden 14,? Minuten, während ähnliche Beobachtungen eines hellen Fleckes 12. Mai und 14. Juni (77 Rotationen) den Wert von 10 Stunden 14,4 Minuten gaben.
Sauer, August, Litterarhistoriker, geb. 12. Okt.
1855 zu Wiener-Neustadt, besuchte das Gymnasium und die Universität in Wien, wo er 1877 promoviert wurde, studierte 1877-78 in Berlin, habilitierte sich 1879 in Wien als Privatdozent für neuere Litteratur-