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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Weihnachtsfeuer; Weihrauch; Weingarten; Weinstock

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Weihnachtsfeuer - Weinstock

der 2. Artilleriebrigade und 1888 Feldmarschallleutnant. Im Februar 1891 mit der Inspizierung der neuorganisierten Festungsartillerie betraut, wurde er im Januar 1892 zum Festungsartillerie-Inspektor ernannt. W. ist seit Ende 1889 Chef des 2. Korpsartillerieregiments.

Weihnachtsfeuer, s. Sonnenfestfeuer.

Weihrauch, Karl, Mathematiker und Geophysiker, geb. 23. Nov. 1841 zu Mainz, studierte in Gießen Naturwissenschaften und Mathematik, wirkte ein Jahr lang als Hilfslehrer am Gymnasium in Mainz, ging aber 1862 nach Livland, wo er zunächst 3 Jahre an einer Privatanstalt thätig war, dann sein Lehramtsexamen in Dorpat bestand und 1865 Oberlehrer in Arensberg auf Ösel wurde; in dieser Stellung erwarb er in Dorpat das Diplom eines Magisters der Mathematik, ward darauf 1871 besoldeter Dozent, 1875 außerordentlicher und 1877 ordentlicher Professor an der Universität Dorpat, wo er nicht nur über mathematische Analysis, sondern auch über Meteorologie, Erdmagnetismus und verwandte Unterrichtsfächer Vorlesungen hielt. Er starb 19. Jan. 1891. Von seinen mathematischen Arbeiten sind besonders die in Schlömilchs "Zeitschrift für Mathematik und Physik" abgedruckten Untersuchungen über unbestimmte Analytik und seine von der Dorpater Naturforschenden Gesellschaft veröffentlichte Abhandlung über die Besselsche Reihe bemerkenswert; meteorologische und klimatologische Arbeiten von ihm enthalten die "Zeitschrift der österreichischen meteorologischen Gesellschaft" und die "Meteorologische Zeitschrift", eine wichtige Abhandlung über die Verteilung der Schwere im Erdinnern ist in Exners "Repertorium der Physik" veröffentlicht.

Weingarten, Hermann, protest. Kirchenhistoriker, Professor an der Universität Breslau, starb 25. April 1892 in der Heilanstalt Pöpelwitz.

Weinstock. Die Zahl jener, welche gegen die Verheerungen der Phylloxera die Kultur der amerikanischen Reben befürworten, ist gegenüber jenen, welche die Reblaus mit Insekten tötenden Mitteln bekämpfen zu können vermeinen, in Zunahme begriffen. Ein Vertreter der ersten Richtung, Goethe in Baden bei Wien, kommt auf Grund von Züchtungs-, Vegetations- und Veredelungsversuchen seit 1885 mit Bezug auf die Wiederbelebung der Rebenkultur zu nachstehenden Schlußfolgerungen: 1) Die Züchtung und Veredelung widerständiger Reben bleibt das einzige Mittel für eine dauerhafte und lohnende Wiederbelebung der Rebenkultur. 2) Nur durch Veredelung auf unverständige amerikanische Unterlagen und deren Hybriden können wir unsre edlen Qualitätsweine erhalten und sogar noch verbessern. 3) Holzveredelung und Grünveredelung sind jetzt so weit ausgebildet, daß große Mengen veredelter Reben überall da erzogen werden können, wo neben passenden Arbeitskräften ausgewählte Unterlagen und Edelreben in genügender Zahl zur Verfügung stehen. 4) Durch solche schon veredelte widerständige Reben lassen sich Neuanlagen widerständiger Weingärten am sichersten und schnellsten ausführen, wenn die dazu nötigen Mittel vorhanden sind. 5) Für weniger bemittelte Weinbauer und alle diejenigen Weingegenden, wo das Vergraben der Reben gebräuchlich ist, kann die Weingartenanlage mit ausgewühlten und passenden widerständigen Unterlagen empfohlen werden, welche erst im zweiten oder dritten Sommer nach der Pflanzung im Weingarten grünveredelt und im darauf folgenden Winter einmal vergrubt werden müssen, so daß im dritten oder vierten Jahr ein neuer widerständiger veredelter Weingarten entsteht, welcher reichlicher trägt und besseres Produkt liefert, als eine nicht veredelte Anlage von einheimischen Reben. Vgl. Goethe, Aus der biologischen Weinbau-Versuchsstation (Wien 1891).

Ein neuer Feind des Weinstocks hat sich in Algerien und Frankreich bemerkbar gemacht. Im J. 1878 beschrieb Künckel ein Insekt aus der Familie der Schildläuse, welches der Gattung Dactylopius nahe steht und als Rhizoccus falcifer Künck. bezeichnet wurde, weil es auf dem fünften und letzten Gliede vier sichelförmige Borsten trägt. Künckel fand das Insekt in den Gewächshäusern des Pariser Museums auf den Wurzeln von Palmen, 1883 aber in größerer Zahl in Sceau in Blätterrollen von Phormium. Letztere Exemplare waren 6 mm lang und besaßen Augen, während die auf den Wurzeln lebenden Tiere blind sind. In Algerien fand man auf der Wurzel von Weinstöcken, die unter denselben Erscheinungen wie bei der Reblaus abstarben, sehr zahlreich ein weißes, einer kleinen Assel ähnliches Insekt, welches als Rhizoccus falcifer erkannt wurde. Die Eier sind elliptisch, 0,319 zu 0,154 mm, das eben ausgeschlüpfte Junge 0,0,385 mm lang und 0,0,132 mm dick. Die Weibchen sind etwa 2 mm lang und 0,85 mm stark. Man hat nur Weibchen gefunden, doch muß der schlanken, mit Augen versehenen Form des Weibchens ein ebensolches Männchen mit Augen entsprechen. Der Rhizoccus würde somit als Zwitter unter der Erde und mit getrennten Geschlechtern über der Erde leben. Die mikroskopische Untersuchung der Würzelchen zeigte Anschwellungen, die von dem Stich des Insekts herrührten und durch übermäßiges Zuströmen des Saftes gebildet waren. Einzelne Rebsorten scheinen gegen Rhizoccus widerstandsfähiger zu sein als andre, denn man fand das Insekt auf Stöcken, die keine Anzeichen von Schwäche oder Absterben zeigten. Das Auftreten des Insekts in Gewächshäusern Europas und in Algerien gibt zu mannigfaltigen Betrachtungen Anlaß. Da man demselben auf verschiedenen Pflanzen arten begegnet ist, so ist man noch im Zweifel, ob es sich in den Gewächshäusern den Palmen angepaßt hat, oder ob es, nach Nordafrika eingeführt, ihm zusagende klimatische Verhältnisse vorfand und dort die Wurzeln des Rebstocks bevorzugte. Vielleicht aber ist der Norden Afrikas und der Ostrand des Mittelmeers überhaupt seine Heimat. Jedenfalls ist es mit den Pflanzen jener Gegenden in die Gewächshäuser Europas eingeführt worden. Ist es nun nicht wahrscheinlich, daß eine Gefahr für unsre heimatlichen Reben unmittelbar bevorsteht, da der Rhizoccus facifer anscheinend besonders günstiger klimatischer Verhältnisse zu seiner Fortentwickelung bedarf, so ist es doch nicht ausgeschlossen, daß auch wir diesen unheimlichen Gast in unabsehbarer Zeit bei uns haben werden, da einige Exemplare im Norden Frankreichs gefunden sind und sich das Insekt allmählich dem Klima anpaßt. Durch die Auffindung des Rhizoccus ist eine Frage neu eröffnet, die man als abgeschlossen betrachtet hatte. Strabon erzählt von einem Schmarotzertier, das abwechselnd auf den Wurzeln und Schößlingen des Rebstockes lebe, und mehrere Forscher der Neuzeit haben seine Angaben auf die Reblaus bezogen. Dagegen fand Niedelsky 1869 auf Weinstöcken in der Krim ein Insekt, welches auch in Kleinasien und auf den Inseln des Archipels vorkommt. Dies Insekt, welches zur Gattung Dactylopius gehört, wurde nun für den von Strabon erwähnten Schmarotzer, der nicht wohl die Reblaus gewesen sein kann, gehalten. Nun ist aber erwiesen, daß Dactylopius vitis Nied. im Winter unter der Rinde des Stammes,