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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Abel; Abel de Pujol; Abelgranate; Abelĭa; Abelin; Abelīte; Abelīten

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Abel (Karl Friedr.) - Abeliten

(Stuttg. 1840); Heigel, Ludwig Ⅰ. (Lpz. 1872; 2.Ausg. 1888); Sepp, Ludwig Augustus (Schaffh. 1869).

Abel, Karl Friedr., Virtuos auf der Gambe, Klavierspieler und Komponist, geb. 1725 zu Cöthen, Schüler von Joh. Sebastian Bach, war 1748‒58 Mitglied der königl. Kapelle, ging 1759 nach London, wurde Direktor der Kapelle der Königin und machte zahlreiche Konzertreisen. Er starb 22. Jan. 1787. A. war der größte, aber auch der letzte Virtuos auf der Gambe (Viola da gamba), die nach seinem Tode außer Gebrauch kam. Außer für diesem Instrument komponierte er für Flöte, Klavier und Orchester.

Abel, Niels Henrik, norweg. Mathematiker, geb. 5. Aug. 1802 im Kirchspiel Findö im Stift Christiansand, begründete schon auf der Universität zu Christiania, die er 1821 bezog, durch einige mathem. Abhandlungen seinen Ruf. Mit Unterstützung der Regierung hielt er sich hierauf 1825‒27 erst in Paris, dann in Berlin auf, wo er mit Crelle in nähere Verbindung trat und Mitarbeiter für dessen «Journal für reine und angewandte Mathematik» wurde. A.s Arbeiten gehörten vorzüglich den Gebieten der Algebra und der Funktionentheorie an. Er zuerst bewies, daß im allgemeinen Gleichungen von höherm als dem vierten Grade nicht mit Hilfe von Wurzeln auflösbar sind, und gab zugleich eine bestimmte Klasse auflösbarer Gleichungen aller Grade (Abelsche Gleichungen). Die Theorie der elliptischen Funktionen bildete er gleichzeitig mit Jakobi aus. Er entdeckte eine gemeinsame Eigenschaft der Integrale aller algebraischen Gleichungen, das sog. Abelsche Theorem, und schuf so die Grundlage für eine Untersuchung der Abelschen Funktionen, die von Riemann und Weierstraß fortgeführt ist. Nur kurze Zeit wirkte er als Docent an der Universität und Ingenieurschule zu Kristiania, da er schon 6. April 1829 starb. Seine Arbeiten sind gesammelt in «Œuvres complètes» (2 Bde., Kristiania 1839; 2. Aufl. 1881).

Abel, Otto, Geschichtschreiber, geb. 22. Jan. 1824 zu Kloster-Reichenbach in Württemberg, studierte seit 1842 in Tübingen, Jena, Heidelberg, Bonn und Berlin, namentlich unter Dahlmann und Ranke histor. Wissenschaften. 1848 trat A. in Tübingen mit Begeisterung für die Idee eines preuß. Kaisertums ein, wurde aber durch das Verhalten Friedrich Wilhelms Ⅳ. bald enttäuscht. Nachdem er in Berlin für die «Monumenta Germaniae historica» eine Anzahl schwäb. Geschichtsquellen aus der Staufenzeit zum Druck vorbereitet hatte, habilitierte er sich 1851 in Bonn als Privatdocent der Geschichte, starb indes bereits 28. Okt. 1854 zu Leonberg in Württemberg an einem Lungenleiden. A., der gewandte Darstellung mit gründlicher Gelehrsamkeit vereinigte, hatte sich besonders die Bearbeitung der Geschichte des Kaisers Friedrich Ⅱ. zur Aufgabe gestellt, wovon jedoch nur die einleitende Monographie «König Philipp der Hohenstaufe» (Berl. 1852) und das nach seinem Tode von Wegele herausgegebene Fragment «Kaiser Otto Ⅳ. und König Friedrich Ⅱ.» (ebd. 1856) erschienen sind. Ferner schrieb er: «Makedonien vor König Philipp» (Lpz. 1847), «Das neue Deutsche Reich und sein Kaiser» (Berl. 1848), «Theodat, König der Ostgoten» (Stuttg. 1855), «Die deutschen Personennamen» (Berl. 1853) und «Die Legende vom heil. Johann von Nepomuk» (ebd. 1855), worin er nachweist, daß der Kultus Nepomuks (s. d.) in Böhmen künstlich für den des Huß untergeschoben worden ist.

Abel de Pujol (spr. abbäll d’ püschóll), Alexandre Denis, franz. Historienmaler, geb. 30. Jan. 1785 zu Valenciennes, war Schüler Davids, dessen klassizistischen Grundsätzen er stets treu blieb. 1810 erhielt er für das Gemälde: Jakob segnet die Kinder Josephs, den Rompreis, 1814 für den Tod des Britannicus (Museum zu Dijon) die erste Medaille. Ferner sind hervorzuheben: Cäsar am Tag der Ermordung, Begräbnis der Maria, Taufe Chlodwigs (Kathedrale von Reims), Petrus erweckt Tote. Außer Staffeleibildern schuf er die Fresken in der Rochuskapelle von St. Sulpice, die grau in grau gemalten Hohlkehlen des Pariser Börsensaals, die Wand- und Deckenbilder des 1856 niedergerissenen Treppenhauses im Louvre, darstellend die Wiedergeburt der Künste, 22 Gemälde in der Dianengalerie zu Fontainebleau. Er wurde 1835 Mitglied der Akademie und starb 28. Sept. 1861 zu Paris.

Abelgranate, eine der ersten Konstruktionen von Brisanzgranaten (s. d.). Sie wurde von dem engl. Chemiker Abel in Vorschlag gebracht; ihre Füllung besteht aus nasser Schießbaumwolle.

Abelĭa R. Br., Pflanzengattung aus der Familie der Kaprifoliaceen (s. d.); schönblühende niedrige Sträucher mit glockig-trichterförmigen Blüten, die, wie z. B. die aus dem Himalajagebirge stammende A. triflora R. Br. und die chinesische A. biflora Turez., in Norddeutschland Zierpflanzen für Kalthäuser sind, in den mildern Gegenden Süddeutschlands auch unter luftiger Decke überwintern.

Abelin, Joh. Phil., Geschichtschreiber, bekannt unter den Autornamen Johann Ludwig Gottfried oder Gothofredus und Th. Arlanibäus, wurde zu Straßburg geboren und starb daselbst zwischen 1634 und 1637. Er begründete das «Theatrum Europaeum» (21 Bde., Frankf. 1633‒1738), ein zeitgeschichtliches Werk, das von Bd. 3 an von Schieder, Oräus u. a. bis ins 18. Jahrh. fortgesetzt wurde. Auch verfaßte A. den 17. und 18. Bd. des «Mercurius Gallo-Belgicus Succenturiatus» (die Zeit von 1628‒34 umfassend), eines ähnlichen Werkes, das von Gotthard Arthus begonnen worden war. Außerdem schrieb A. noch eine «Histor. Chronica» (Frankf. 1633), «Arma Suecica» (ebd. 1631; auch deutsch), «Inventarium Sueciae» (2 Bde., ebd. 1632), «Historia Antipodum» (ebd. 1655), eine Schilderung von Schweden (ebd. 1632), eine Geschichte Indiens, alle mit vortrefflichen Kupferstichen von M. Merian. Seine Erklärung der «Metamorphosen» des Ovid (Frankf. 1619) enthält eine große Anzahl Kupferstiche von Jan Dirck de Bry. – Vgl. Droysen, Arlanibäus. Godofredus. Abelinus (Berl. 1864).

Abelīte oder Nitrogelatine, diejenigen Dynamite (s. d.), die irgend eine Nitrocellulose (s. d.) als Basis haben. Es gehören dazu: Glyoxylin oder Schießwolldynamit, Trauzls Dynamite, Dualin, Sebastin, Gelatinedynamit oder Neudynamit, Lignose, Sprenggelatine oder Sprenggummi, Vigorit, Extradynamit, Forzit, Nitrolit, Meganit, Atlasdynamit u. a. m.

Abelīten, Abelianer, Abelonier, Name einer christl. Sekte, wahrscheinlich gnostisch-dualistischen Ursprungs, im nördl. Afrika, die nach dem angeblichen Vorbild Abels den ehelichen Umgang verwarf und im 5. Jahrh, erlosch. – A. nannten sich ebenfalls nach Abel auch die Mitglieder des Abelsordens, einer Gesellschaft, die 1745 in Greifswald entstand, um in Redlichkeit und Aufrichtigkeit