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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Achenbach; Achene; Achensee; Achenseebahn; Achenwall; Achern; Acheron

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Achenbach (Oswald) - Acheron

und übernahm 13. Mai 1873 dieses Portefeuille selbst. Vom 8. Dez. 1873 bis 19. Sept. 1874 war A. auch interimistisch mit dem Portefeuille für landwirtschaftliche Angelegenheiten betraut und im Herbst 1874 wurde er preuß. Bevollmächtigter zum Bundesrate. Im Abgeordnetenhause trat er 1876 energisch für das Bismarcksche Reichseisenbahnprojekt ein. Doch kam er in Fragen der Leitung des Eisenbahnwesens in Differenzen mit Bismarck, erhielt 30. März 1878 seine Entlassung und wurde zum Oberpräsidenten der neuerrichteten Provinz Westpreußen, 1879 zum Oberpräsidenten von Brandenburg ernannt. 1882 wurde ihm der Auftrag, den Prinzen Wilhelm, jetzigen Deutschen Kaiser, in die Civilverwaltung einzuführen; 1888 verlieh ihm Kaiser Friedrich den Adel. A. ist auf staatlichen und parlamentarischen wie auf privaten Gebieten (als königl. Kommissar für die freiwillige Krankenpflege) eine hervorragende Erscheinung. Als Gegner jeder bureaukratischen Einschränkung huldigt er vor allem dem Grundsatz, den Kräften des Landes eine möglichst freie Entwicklung zu gönnen. Von seinen Schriften sind zu nennen: "Die Bergpolizeivorschriften des rhein. Hauptbergdistrikts" (Köln 1859), "Die Rechtsgültigkeit der Distriktsverleihungen in Preußen" (ebd. 1859), "Die Haubergsgenossenschaften des Siegerlandes" (Bonn 1863), "Bemerkungen über die Entwürfe eines Hypothekengesetzes und einer Hypothekenordnung für Preußen" (ebd. 1865), "Das franz. Bergrecht und die Fortbildung desselben durch das preuß. allgemeine Berggesetz" (ebd. 1869), "Geschichte der cleve-märk. Berggesetzgebung und Bergverwaltung bis 1815" (Berl. 1869), "Das gemeine deutsche Bergrecht in Verbindung mit dem preuß. Bergrecht u. s. w.", Bd. 1 (Bonn 1871), "Geschichte der Stadt Siegen" (Siegen 1882-86, Heft 1-8); auch wurde A. Mitbegründer der "Zeitschrift für Bergrecht" (Bonn 1860 fg.), an deren Leitung er bis 1873 teilnahm, und verfaßte den "Bericht über die Thätigkeit der vom Militärinspecteur geleiteten deutschen freiwilligen Krankenpflege während des Krieges von 1870 bis 1871" (Berl. 1871).

Achenbach, Oswald, Landschaftsmaler, Bruder von Andr. A., geb. 2. Febr. 1827 zu Düsseldorf, bildete sich 1839-41 auf der dortigen Akademie, dann bei seinem Bruder sowie auf Reisen in Italien aus. 1863-72 war A. Professor an der Düsseldorfer Akademie. Seine Gemälde schildern mit Vorliebe den Golf von Neapel, Rom und den Westen Campaniens und Siciliens. Namentlich vermag A. den ganzen Reiz des ital. Lebens und Himmels in der Abenddämmerung wiederzugeben und durch reiche, geistvolle Staffage zu beleben. Breit behandelte Architekturen liebt er den Landschaften beizufügen. An Produktivität steht er seinem Bruder kaum nach. Hervorzuheben sind: Nächtliches Leichenbegängnis in Palestrina (1859; Kunsthalle in Düsseldorf), Castel Gandolfo (1866; städtisches Museum in Kö1n), Villa Torlonia bei Frascati (1869; Nationalgalerie zu Berlin), Rocca di Papa (1875), St. Annenumzug in Casamicciola auf Ischia (1876), Marktplatz in Amalfi (1876; Nationalgalerie), Rocca d'Arci (1877; Städtisches Museum zu Leipzig), Palast der Königin Johanna bei Neapel (1878; Museum zu Breslau), Am Golf von Neapel (1880; Dresdener Galerie), Golf von Neapel bei Mondschein (1885) und Am Posilippo (1886; Städtisches Museum zu Leipzig), Triumphbogen des Konstantin (1886), Cestiuspyramide zu Rom (1891).

Achene, s. Achäne.

Achensee, in der österr. Bezirkshauptmannschaft Schwaz in Nordtirol, der größte und schönste See in Deutschtirol und unter den größern Alpenseen der höchstgelegene (920 m), zwischen dem Raben- und Seekarspitz im W. und den Hängen des Unnutz, Kögl-, Spiel- und Kotalpenjochs im O., die sich über 2000 m erheben und teilweise steil abfallen, eingebettet, ist 6,75 qkm groß, 9 km lang, bis über 1 km breit, 132 m tief und zeigt die herrlichste Bläue. Von Jenbach im Innthal (Station der Linie Kufstein-Ala der Südbahn) aus führt an seinem östl. Ufer eine oft in Felsen gesprengte und auf in den See eingerammten Pfählen ruhende Straße vorbei und weiter über den Achenpaß nach Kreuth, Tegernsee und nach München. Seit 1889 ist der See mit Jenbach auch durch eine Eisenbahn verbunden (s. Achenseebahn). Am Südostende des Sees liegt Buchau, auf einem in den See ragenden Vorsprung der der Sängerfamilie Rainer gehörige Seehof, am Nordende das Gasthaus der Scholastica, das sich in neuester Zeit zu einem kleinen Dörfchen mit Kirche ausgebreitet hat, und Maiers Hotel, am südwestl. Ufer Pertisau mit der dem Benediktinerstift Viecht gehörigen Wirtschaft Fürstenhaus. Der A. ist einer der beliebtesten Sommerfrischorte der Alpen und wird von einem Dampfschiff befahren. Sein nördl. Abfluß, die Achen, das Achenthal durchfließend über Achenkirch und Achenwald (Gemeinde Achenthal, 967 E.), wendet sich vor dem Achenpaß nach Westen und mündet als Walchen unweit Fall in die Isar. - Vgl. Ruf, Chronik von Achenthal (Innsbr. 1865); Der A. mit dem Seebad Pertisau (Wien 1868).

Achenseebahn in Tirol, schmalspurige (1 m) Lokalbahn (6,35 km) mit gemischtem (Adhäsions- und Zahnschienen-) Betrieb, zweigt von der Station Jenbach der Linie Innsbruck-Kufstein der Österr. Südbahn ab und führt über Eben und Maurach nach der Südspitze des Achensees. Sie ist 1. Aug. 1888 als Privatbahn genehmigt und 8. Juni 1889 eröffnet. Sitz der Direktion ist Salzburg.

Achenwall, Gottfr., Statistiker, geb. 20. Okt. 1719 zu Elbing, studierte 1738-43 in Jena, Halle und Leipzig, wurde 1748 Professor der Philosophie, später der Rechte in Göttingen, wo er 1. Mai 1772 starb. A. war der erste, der die Statistik, als "Staatskunde" aufgefaßt, in eine bestimmte Form brachte in seinem "Abriß der Staatswissenschaft der europ. Reiche und Republiken" (Gött. 1749; seit 1752 u. d. T. "Staatsverfassungen der heutigen vornehmsten europ. Reiche und Völker im Grundriß").

Achern. 1) Amtsbezirk im bad. Kreis Baden, hat (1890) 22 809 (11 062 männl., 11 747 weibl.) E., 18 Gemeinden. - 2) Hauptstadt des Amtsbezirks A., 57 km südwestlich von Karlsruhe, an der Acher und der Linie Karlsruhe-Basel der Bad. Staatsbahnen, Sitz des Bezirksamtes, eines Amtsgerichts (Landgericht Offenburg) und einer Bezirksbauinspektion, hat (1890) 3397 E., darunter 700 Evangelische, eine höhere Bürger- und eine Volksschule, ein Denkmal des Großherzogs Leopold; Fabrikation von Sensen, Seidenhüten, Cichorien, Cigarren, Flaschen, Kühlschiffen und Sesseln, ferner Branntweinbrennereien und Weinhandlungen. In der alten Kapelle St. Nikolaus soll das Herz des Marschalls Turenne beigesetzt sein, der in dem nahe gelegenen Dorfe Sasbach fiel.

Acheron (jetzt Phanariotikos), Fluß in der epirotischen Landschaft Thesprotia, durchströmt in