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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Achsel - Achsschwenkung

Krystalle gezogen gedachte Linien, die in zwei gegenüberliegenden, gleichartigen Flächen, Kanten oder Ecken übereinstimmend endigen. Die A. stellen so ein Koordinatensystem (s. Koordinaten und Krystalle) dar. Alle Teile des Krystalls liegen regelmäßig oder symmetrisch um dieses Kreuz von idealen, einander durchschneidenden Linien verteilt.

In der Optik ist A. die Gerade, welche die Krümmungsmittelpunkte der sphärischen brechenden oder spiegelnden Flächen eines optischen Instruments miteinander verbindet (s. Linse, Fernrohr).

Im Maschinenbau nennt man A. mit Zapfen versehene Stäbe, die andere Konstruktionsteile, wie Räder, Riemscheiben, Rollen, Krangerüste u. s. w. tragen. Der Querschnitt der A. aus Stahl oder Eisen ist fast immer kreisförmig, aus Gußeisen wohl auch kreuz- oder sternförmig (Flügelachsen), aus Holz vier-, sechs- oder achteckig. Die A. sind entweder mit den durch sie getragenen Maschinenteilen, wie bei Wasserrädern, Haspeln, Balanciers, Eisenbahnwagenrädern u. s. w. fest verbunden und drehen sich oder schwingen mit denselben in feststehenden Zapfenlagern, oder die A. selbst ist fest gelagert und der von ihr getragene Maschinenteil rotiert, indem er mit seiner Nabe lose auf der A. sitzt, wie bei den Rädern der gewöhnlichen Fuhrwerke.

In der Baukunst nennt man A. bei symmetrischen Bauten die diese in ihrer Hauptrichtung schneidende Mittellinie, von der aus die beiden Hälften sich als Spiegelbilder gegenüberstehen. Im rechten Winkel steht zur A. die Querachse, als die parallel zur Hauptrichtung den allseitig symmetrischen Bau teilende Linie. Unter A. versteht man aber auch alle Linien, die einzelne Räume im Bau in der Mitte teilen, oder in deren Flucht die Fenster und Thüren sich gegenüberliegender Wände angeordnet sind. Die Entfernung zweier Fensterachsen voneinander (Achsweite, Fensterachse) giebt dem Bau oft auch künstlerisch seine Eigenart, er wird um so stattlicher, je weniger eng die Fenster aneinander stehen. Als Minimalmaß der Achsweite sollte bei städtischen Wohnhäusern 2,3 m gelten. Bei prächtigern Häusern steigt die Achsweite bis zu 3 und 4 m, an einzelnen Bauten noch beträchtlich weiter (königl. Schloß zu Berlin 5,57 m, Palais du Louvre in Paris 6,75 m, Palazzo Pitti in Florenz 7,80 m).

Achsel (Axilla) heißt in der Anatomie eigentlich nur die unter der Schulter gelegene Partie, welche die Achselhöhle bildet; doch wird auch die Schulter oft als A. bezeichnet. Dadurch, daß der große Brustmuskel und der breite Rückenmuskel vom Rumpfe zum obern Teile des Oberarmknochens hinübertreten und sich daselbst befestigen, wird eine Grube gebildet, welche vorn und hinten von den erwähnten Muskeln, außen vom Oberarme, innen vom obern Teile des Brustkastens begrenzt ist. Diese Grube, die Achselhöhle, ist von der äußern Haut überzogen, die sich hier durch ihren Reichtum an Haaren, an Schweiß- und Talgdrüsen auszeichnet. Das gemischte Sekret dieser Drüsen bildet den stark riechenden und sauer reagierenden Achselschweiß, dessen Gehalt an Ammoniak seine entfärbende Wirkung auf farbige Kleiderstoffe und, in Verbindung mit flüchtigen Fettsäuren, seinen Geruch bedingt. Die übermäßige Absonderung desselben ist ein höchst lästiges Übel, welches nicht nur zu Erkältungen, sondern auch zu hartnäckigen Entzündungen und zu Furunkelbildung Anlaß geben kann. Die beste Behandlung besteht in täglichen kühlen Waschungen der Achselhöhle mit Ichthyolseife, deren Schaum man eintrocknen läßt, und nachfolgender Einpuderung von Salicylstreupulver. Anstatt der üblichen wasserdichten Schweißblätter, welche den lästigen Achselschweiß nur noch vermehren, lege man zur Aufsaugung der Feuchtigkeit einen handtellergroßen Bausch von Salicylwatte in die Achselhöhle ein. Unter der Haut der Achselhöhle liegen zahlreiche Lymphdrüsen, die oft Anschwellungen, Entzündungen und Vereiterungen erleiden. Große Nervenstämme und die große Schlagader des Arms (Axillaris) treten durch die Achselhöhle vom Rumpfe zum Arme.

Achselklappen, s. Schulterklappen.

Achselknospe, s. Knospe.

Achselmannstein, Badeanstalt, s. Reichenhall.

Achselschnüre werden im deutschen Heere von Generalen in goldenem, von Flügel- und persönlichen Adjutanten in silbernem Geflecht getragen. Die Leibgendarmerie hat weißleinene, mit Silberfäden und schwarzer Seide durchflochtene A.

Achselschweiß, s. Achsel.

Achselstücke, Feldachselstücke, Abzeichen für Offiziere, die zur Husarenuniform ausschließlich getragen, bei den andern Truppen (außer den Ulanen) bei gewissen Gelegenheiten durch die Epauletten ersetzt werden, bestehen für Generale des deutschen Heers aus einem breiten Geflecht von goldener und silberner Schnur; für Stabsoffiziere aus einem solchen von silberner Schnur, durchwirkt mit seidenen Fäden in den Landesfarben; für Hauptleute (Rittmeister) und Subalternoffiziere aus flach nebeneinander gelegten silbernen, gleichfalls mit Seidenfäden durchwirkten Schnüren. - Die Beamten der Militärverwaltung führen als A. goldene oder silberne Tressen, in den höhern Chargen gleichfalls geflochtene A., ähnlich denen der Generale und Stabsoffiziere. Auf den A. befinden sich, durch Sterne, bei den Beamten durch Rosetten ausgedrückt, die Gradabzeichen für Offiziere, außerdem die Nummern oder Namenszüge des Truppenteils, für Sanitätsoffiziere der Äskulapsstab, für Beamte das Wappenschild. A. sind auch in der russ. Armee und zwar in breiterer Form eingeführt.

Achsencylinder, Achsenfaser, s. Nerven.

Achsenfarbe, s. Dichroismus.

Achsenwinkel, der Winkel der beiden Richtungen oder optischen Achsen, in denen sich bei einem doppeltbrechenden zweiachsigen Krystall nur ein Strahl fortpflanzt.

Achsenwinkelapparat, eine Vorrichtung zur Bestimmung des Achsenwinkels (s. d.). Die Krystallplatte wird senkrecht zur Mittellinie (Halbierungslinie) des Achsenwinkels geschliffen und das Achsenbild fällt durch eine dioptrische Vorrichtung auf das Fadenkreuz eines Okulars. Läßt man den einen Pol, und dann durch Drehung der Platte den andern Pol mit dem Fadenkreuz zusammenfallen, so ist der Drehungswinkel der scheinbare Achsenwinkel, aus dem sich mit Hilfe des Brechungsexponenten der Platte der wahre Achsenwinkel ergiebt.

Achsialturbine, eine Turbine, bei der das Wasser in der Richtung der Turbinenachse auf die Schaufeln einwirkt. Bei vertikaler Turbinenachse tritt also das Wasser oben ein und unten aus, oder auch umgekehrt. Zu den A. gehören die Henschel-Jonval-Turbine und die Fontaine-Girard-Turbine.

Achskilometer, s. Eisenbahnstatistik.

Achsschwenkung, zur Zeit der Lineartaktik die Frontveränderung eines in Linie aufgestellten