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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Adventivknospe – Aelst

Anmerkung: Fortsetzung des Artikels 'Adventisten'

jüd. Sabbat feiern, die Dreieinigkeit leugnen und sich strenger Mäßigkeit befleißigen. Sie traten zuerst 1844 in Washington auf und haben seit 1875 ein Predigerseminar. Man zählt ihrer 30000. Ihre Wanderlehrer treiben auch in Europa, besonders in der Schweiz, eine lebhafte Propaganda, die durch Verbreitung von Traktaten, Büchern und durch ihre Zeitschrift «Herold der Wahrheit» unterstützt wird. Andere A. sind die A. des ersten Tags, welche die Sonntagsfeier festhalten, die Seelenschläfer, die den Übergang der Seelen in einen schlafähnlichen Zustand nach dem Tode lehren, und die Brüder Christi (Christadelphianer), die Christus die Natur Adams zuschreiben. – Vgl. Dresbach, Prot. Sekten der Gegenwart (Barm. 1888).

Adventīvknospe, s. Knospe.

Adventīvsprosse, s Knospe.

Adventīvwurzeln, s. Wurzel.

Adventizĭen (lat.), das in der Verwaltung und dem Nießbrauch des Vaters stehende Vermögen des Hauskindes, im Preuß. Allg. Landrecht als nicht freies Vermögen bezeichnet. Den Gegensatz bezeichneten die Römer einerseits mit Profektizien, das, was vom Vater herkommt und ihm nach damaligem Recht verblieb (heute unpraktisch), andererseits mit adventitia irregularia und extraordinaria, das ist das freie, der väterlichen Gewalt nicht unterstehende Vermögen. Zu dem freien Vermögen gehört namentlich dasjenige, was von dritten Personen den Kindern mit dem Ausschluß des väterlichen Nießbrauchs zugewendet ist. Das Preuß. Allg. Landrecht rechnet noch hierher das, was das Kind durch eigene Thätigkeit erworben hat, und das Vermögen, an welchem der Vater Verwaltung und Nießbrauch aufgegeben hat. Der Deutsche Entwurf (§. 1540) hat der väterlichen Gewalt die elterliche substituiert.

Adverbĭum (lat.), Neben- oder Umstandswort, ein Redeteil, der zu einem Verbum, Particip, Adjektiv und selbst wieder zu andern Adverbien eine nähere Bestimmung hinzufügt (z. B. klug handeln, sehr gelehrt, dunkel blau, ziemlich gut schreiben). Das A. ist ein unveränderlicher (indeklinabler) Redeteil. Gewöhnlich teilt man die A. nach ihrer Bedeutung in A. des Ortes, der Zeit, der Art und Weise u.s.w. Die A. der indogerman. Sprachen, die von den Partikeln (s. d.) nicht scharf getrennt werden können, sind erstarrte, nicht mehr in ihrer ursprünglichen Form und Bedeutung empfundene Casus der Nomina oder Pronomina.

Adversarĭa (lat.), bei den alten Römern soviel wie Kladde, Brouillon, Konzeptbuch; seit der Humanistenzeit Bezeichnung von Sammlungen gelegentlich gemachter und zu späterer Benutzung aufgezeichneter Bemerkungen über Gegenstände der Textkritik, Grammatik u.s.w.

Adversität (lat.), Widerwärtigkeit, Mißgeschick.

Advertiser (engl., spr. äddwerteiser), Anzeiger, Titel engl. Zeitungen.

Advis, s. Avis.

Advocātus diabōli (lat.), s. Kanonisation.

Advocātus ecclesĭae (lat.), s. Kirchenvogt.

Ad vōcem (lat.), «zu dem Worte» (zu ergänzen: möchte ich bemerken), wird gebraucht, wenn man an ein zufällig im Gespräch gefallenes Wort eine besondere Auslassung anknüpfen will.

Advokat, s. Rechtsanwalt.

Adynămie (grch.), Kraftlosigkeit, Schwäche. Die ältere Medizin, die eine von den übrigen Naturkräften ganz verschiedene Lebenskraft annahm, gebrauchte das Wort A., um das Schwinden und den ↔ Mangel jener Lebenskraft auszudrücken. Man bezeichnete namentlich den Schwächezustand als adynamisch, welchen Fieberkrankheiten mit Blutzersetzung und bedeutende Säfteverluste nach sich ziehen.

Adyton (grch., d. i. das Unzugängliche) hieß in griech. Tempeln (s. d.) der Raum, der nur von Priestern oder bestimmten Personen, zum Teil auch von diesen nur zu bestimmten Zeiten betreten werden durfte.

Aëdōn, nach der Odyssee die Tochter des Pandareos, Gemahlin des Zethos und Mutter des Itylos oder Itys. Neidisch auf die vielen blühenden Kinder der Niobe (s. d.), wollte sie deren ältesten Sohn ermorden, tötete aber aus Irrtum ihren eigenen. Auf ihr Bitten von Zeus in eine Nachtigall (grch. aēdōn) verwandelt, beklagte sie des Sohnes Tod in ihrem Gesange. Später erlitt die Sage eine Umgestaltung. A. und ihr Gemahl, ein Künstler Polytechnos, stellten ihre Liebe über die des Zeus und der Hera. Darüber erzürnt, erregte Hera unter ihnen einen Wettstreit. Polytechnos verlor und rächte sich, indem er die Schwester seiner Gattin, Chelidonis (d. i. Schwalbe), schändete. Nun verschworen sich die Schwestern zur Rache und A. tötete ihren eigenen Sohn Itys und setzte ihn dem Polytechnos als Speise vor. Als dieser die zu ihrem Vater geflüchteten Schwestern verfolgte, wurde er gebunden und, mit Honig bestrichen, den Fliegen preisgegeben, und als A. sich nun seiner erbarmte, sollte sie getötet werden. Da griff Zeus ein und verwandelte Pandareos in einen Seeadler, Polytechnos in einen Pelikan, A. in eine Nachtigall, ihre Schwester in eine Schwalbe.

A.E.I.O.U., Abkürzung für Austria est imperare orbi universo (s. d.)

Aëllo, eine der Harpyien (s. d.).

Aelst (spr. ahlst, vläm. Aalst; frz. Alost), Hauptstadt des Kantons und Arrondissements A. der belg. Provinz Ostflandern, 27 km südöstlich von Gent, an der Dender, auf der Schiffe bis zur Stadt gelangen, und an den Linien Brüssel-Ostende, A.-Burst (10,4 km), A.-Lokeren (26 km) und A.-Londerzeel (23 km) der Belg. Staatsbahnen, hat (1890) 25544 E., Post, Telegraph, ein got. Rathaus mit schönem, 1879 durch Brand beschädigten Belfried, die großartige spätgot., unvollendete Martinskirche mit einem Gemälde von Rubens (der heil. Rochus, Schutzheiliger der Pestkranken, 1631 angeblich in sechs Tagen gemalt) und ein bedeutendes Jesuitenkollegium. Außerdem bestehen eine Kunst- und eine Seidenwebschule, eine Musterwerkstätte für wollene und baumwollene Damast- und feine Batistweberei, berühmte Bleichen und Gerbereien und Öl-, Linnen-, Spitzen-, Zwirn-, Baumwollfabriken, sowie bedeutender Handel mit Hopfen und Getreide. – A. war Hauptort einer 1046 gegründeten Grafschaft, die 1174 an die Grafschaft Flandern fiel. In A. ward 1453 Dirk Maertens geboren, der die Buchdruckerei in Belgien einführte und dessen ehernes Standbild (von Geefs) 1856 enthüllt wurde. A. wurde 1667 von Turenne erobert, der die Festungswerke schleifen ließ. Am 14. Dez. 1813 wurden bei A. die Franzosen von den Preußen zurückgeworfen.

Aelst (spr. ahlst), Evert van, niederländ. Maler, geb. 1602 zu Delft, gest. 1658, malte vornehmlich Stillleben, die er mit Naturwahrheit und großer Sorgfalt durchführte. – Ihn übertraf in dieser Kunstgattung sein Neffe und Schüler Willem van A., geb. zu Delft um 1620. Dieser lebte mehrere Jahre in Frankreich, dann in Italien, wo

Anmerkung: Fortgesetzt auf Seite 163.