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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Agalaktie; Agallocheholz; Agalmatolith; Agamedes; Agamemnon; Agamen; Agami; Aganippe; Agäon; Agapanthus

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Agalaktie - Agapanthus

Agalaktie (grch.), der Milchmangel bei Wöchnerinnen, beruht entweder auf unvollkommener Entwicklung der Brustdrüsen oder auf allgemeiner Schwächlichkeit, Fettleibigkeit, mangelhafter Ernährung, Blutarmut oder starken Gemütsbewegungen.

Agallocheholz (spr. -losch-), Adlerholz, Aloeholz, Paradiesholz, Namen drei verschiedener Holzarten, die sich sämtlich durch einen hohen Harzgehalt und einen starken, aber verschiedenen Geruch auszeichnen; in Ostindien benutzt man sie deshalb als Räuchermittel. In unserm Handel kommen sie fast gar nicht mehr vor. Die eine Sorte (das eigentliche echte Aloeholz) stammt von Exoecaria Agallocha L. einem Baume Indiens, und wird auch Gaxo oder Calambakholz genannt: dieses Holz ist dicht, sehr schwer und von rötlichbrauner Farbe. Eine zweite Sorte, von Aquilaria Agallochum Roxb. stammend, ist dunkelbraun, bitter schmeckend. Die dritte Sorte, von Aquilaria malaccensis Lam. stammend (Aquila brava der Portugiesen), ist schmutziggelb bis grünlich, auf der Halbinsel Malaka heimisch.

Agalmatolith, Bildstein, Pagodit, Chinesischer Speckstein, ein derbes Mineral, das zu den wasserhaltigen Silikaten gehört und im wesentlichen aus Kieselsäure, Thonerde, Kali, etwas Kalk und Wasser besteht. Es ist von splitterigem, unebenem Bruch, mehr oder weniger durchscheinend, von vorherrschend grünlichen, auch wohl rötlichen, graulichen und gelblichen Farben, fühlt sich fettig an und klebt nicht an der Zunge. In China, wo es besonders häufig vorkommt, werden wegen seiner geringen Härte (2-3) und großen Zähigkeit Pagoden, verschiedenartige Gefäße und andere Kunstsachen daraus gefertigt, die früher massenhaft nach Europa gebracht wurden. Andere sog. A. bestehen, abweichend von den vorigen, aus Magnesiumsilikat, obschon sie ihnen im Äußern ähnlich sind.

Agamedes, Bruder des Trophonios (s. d.).

Agamemnon, eine der hervorragendsten Gestalten im nationalen Epos der alten Griechen, war der Sohn des Atreus, Königs in Mykenä, und der Aerope. Homer erzählt nichts aus seiner Jugend, dafür haben die Tragiker sich viel mit seinem Vater und Oheim beschäftigt. A. soll mit seinem Bruder Menelaos, vom Vater ausgesandt, den Oheim Thyestes aufzusuchen, diesen aus Delphi nach Mykenä gebracht haben. Dort tötete des Thyestes Sohn Aigisthos den Atreus,und Thyest herrschte nun mit seinem Sohne in Mykenä, bis A. und Menelaos, die sich zu Sparta mit den Töchtern des Königs Tyndareos vermählt hatten, ihn vertrieben. A., der Gemahl der Klytaimnestra, ward hierauf König von Mykenä, während Menelaos, der Gemahl der Helena, von seinem Schwiegervater die Herrschaft in Sparta erhielt. A. erweiterte sein väterliches Reich und wurde der mächtigste Herrscher Griechenlands. Seine Gemahlin gebar ihm den Sohn Orestes und mehrere Töchter, darunter Iphigeneia und Elektra. Im Kampfe gegen Troja wurde A. Oberfeldherr der Griechen. In Aulis versammelte sich die Flotte, deren Abfahrt jedoch lange Zeit verhindert wurde durch Artemis, welche A. erzürnt hatte und die zuletzt nur durch die Opferung der Iphigeneia (s. d.) versöhnt werden konnte. Im 10. Jahre des Kampfes gegen Troja entbrannte zwischen A. und Achilleus (s. d.) der berühmte Streit wegen der schönen Gefangenen Briseis, welcher den Ausgangspunkt der Ilias bildet. Wenn auch an Heldenmut dem Achilleus nicht gleich, so erscheint doch A. in der Iliade als einer der edelsten und tapfersten Helden und als wahrhaft königl. Herrscher. Nach dem Fall Trojas kehrte A. mit Kassandra, einer Tochter des Priamos, die er als Beute erhalten, glücklich in seine Heimat zurück, wurde hier aber nach Homer von Aigisthos (s. d.) bei einem Mahle, nach den Tragikern von Klytaimnestra im Bade ermordet. Von Tantalos (s. d.) an, dem Ahnherrn des Geschlechts, bis auf A. und dessen Kinder verfolgte diese Familie nach der Auffassung und Darstellung der Tragiker ein feindliches Geschick und stürzte sie ins Verderben. Ihre Schicksale, namentlich der tragische Untergang A.s, war ein Lieblingsthema der antiken Tragödie. Das Grab A.s zeigte man in Mykenä und in Amyklä. In Sparta genoß A. göttliche Verehrung. In Kunstwerken findet sich die Gestalt A.s zwar häufig, aber nur selten als Hauptperson.

Agamen (Agamidae), eine Echsenfamilie aus der Unterordnung der Dickzüngler (s. d.), deren wohlentwickelte, fast regelmäßig fünfzehige Füße wie die der Leguane (s. d.) keine Haftapparate an der Unterseite tragen, im Gegensatz zu den Geckonen (s. d.). Die A. sind ausnahmslos Acrodonten (s. Echsen) und Bewohner der Alten Welt, die Leguane hingegen Pleurodonten und Bewohner Amerikas. Zu den Schildern und Schuppen, welche die Bekleidung der A. bilden, gesellen sich bisweilen zacken- und stachelartige Horngebilde; der Schwanz ist verschieden lang, aber weniger zerbrechlich als der unserer Eidechsen. Die A. finden sich nur in den wärmern Erdzonen; einige wenige Arten sind bis nach Südeuropa verbreitet; die meisten bewohnen Südasien und Australien. Teils sind sie echte Baumtiere (Baumagamen, Dendrobatae), teils ausschließlich Bodenbewohner, die vielfach in den ödesten Gebieten hausen (Erdagamen, Humivagae). Ihre Nahrung bilden Kerbtiere, selten pflanzliche Stoffe. Vertreter der über 750 Arten zählenden Familie sind der fliegende Drache, die Krageneidechse, der Hardun, der Dornschwanz, der Moloch u. s. w.

Agami, s. Trompetervögel.

Aganippe, Tochter des Flußgottes Permessos am Helikon in Böotien, Nymphe der Quelle A., die, gleich der Hippokrene, die aus ihr trinkenden Dichter zum Gesange begeisterte.

Agäon, s. Aigaion.

Agapanthus L'Herit. (Schmucklilie), Pflanzengattung aus der Familie der Liliaceen (s. d.) mit wenigen am Kap der Guten Hoffnung einheimischen Arten; große, ausdauernde Kräuter mit knolligem Wurzelstocke, grundständigen, breitlinealischen Blättern und ansehnlichen, blauen Blüten in großer, von zwei Scheidenblättern gestützter Dolde auf langem, nacktem Schafte. A. umbellatus L'Herit. (Crinum africanum L.), Liebesblume oder blaue Tuberose, ist eine beliebte Zierpflanze mit das ganze Jahr hindurch frischen Blättern, zwischen denen sich auf 75-80 cm hohen Schäften die 30-50 und mehr 3-4 cin lange Blüten tragenden Dolden erheben. Eine Varietät zeichnet sich durch weiße Blüten, eine andere durch bunte Blätter und eine neue durch gefüllte blaue Blüten aus. Die Pflanzen, die man am zweckmäßigsten durch Teilung im Herbste vermehrt, müssen in einem Kalthaus oder hellen frostfreien Keller in Töpfen oder Kästen und ziemlich trocken gehalten überwintern und werden im April oder Mai ins Freie gebracht, wohl auch direkt ausgepflanzt.