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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Agathologie; Agathon; Agathophyllum; Agathosma; Agatsch; Agave; Agavefaser

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Agathologie - Agavefaser

aber, da er mit den Führern der Aristokratie in Streit geriet, wiederholt aus Syrakus vertrieben. Als er 317 doch die Strategie erlangt hatte, zog er die demokratische Partei an sich, schuf sich aus Söldnern und Proletariern ein ihm ergebenes Heer und richtete nun ein furchtbares Blutbad unter seinen Gegnern an, von denen über 4000 gemordet, über 6000 verjagt wurden. So gelangte er in den Besitz der Tyrannis und eroberte nun den größten Teil Siciliens, geriet aber darüber (312) in Krieg mit den Karthagern. 311 am Himerafluß geschlagen und dann in Syrakus belagert, faßte er den kühnen Entschluß, mit einem Teile des Heers nach Afrika überzugehen, um die Karthager von der Belagerung abzuziehen. Die Durchbrechung der feindlichen Flotte und die Landung in Afrika gelangen 310 glücklich und 4 Jahre hindurch führte er hier, bis 307, den Krieg so erfolgreich, daß die Karthager zuletzt fast auf ihre Stadt beschränkt waren. Eine Unternehmung der Agrigentiner gegen Syrakus veranlaßte A., nach Sicilien hinüberzufahren. Dort fand er zwar diese schon besiegt; aber ein Gegner, der aus Syrakus verbannte Dinokrates, trat ihm mit großer Heeresmacht gegenüber, und nun kam auch noch schlimme Botschaft aus Afrika. Dahin zurückgekehrt, konnte er (306) den Rest seines Heers nicht aus verzweifelter Lage retten und verließ heimlich seine Truppen, die sich den Karthagern ergaben. In Sicilien dagegen wußte er seine Herrschaft wieder vollständig zu begründen, auch schloß er 305 unter erträglichen Bedingungen mit den Karthagern Frieden. Schon 306 hatte er den Königstitel angenommen. Jetzt wandte er sich wieder zu Unternehmungen außerhalb Siciliens, zog einigemal gegen die Bruttier, nahm 298 Corcyra ein, überfiel 295 Croton und rüstete noch einmal gegen Karthago. A. hatte die Absicht, den Thron auf seinen letzten Sohn A. zu vererben. Allein sein Enkel Archagathus empörte sich, tötete den Erben und ließ A. mittels eines Zahnstochers vergiften. Von Schmerzen gepeinigt, ließ sich A. noch lebend auf einen Scheiterhaufen bringen und verbrennen (289). Seine Geschichte schrieben, außer seinem Bruder Antander, die Zeitgenossen Timäus und Kallias. - Vgl. Rud. Schubert, Geschichte des A. (Bresl. 1887).

Agathologie (grch.), Lehre vom "höchsten Gut".

Agathon, athen. Tragödiendichter, geb. um 446 v. Chr., ging um 408 zum macedon. König Archelaus nach Pella, wo er um 401 gestorben zu sein scheint. A. war nach Äschylus, Sophokles und Euripides der berühmteste griech. Tragiker. Von seinen Tragödien sind nur wenige Titel und Bruchstücke erhalten. Wie er in Athen durch seine feinen Sitten bekannt war, so zeigte er auch in seinen Dramen eine den Sophisten nachgeahmte überfeinerte Redekunst und entfernte sich von der alten Strenge noch mehr als Euripides. Namentlich löste er die Chorlieder vollends aus dem Zusammenhange des Stücks und war der erste dramat. Dichter, der eine Tragödie ("Anthos") nach frei von ihm erfundener Fabel dichtete. Von einem Gastmahle des A. am Tage nach seinem ersten dramat. Siege 416 hat Plato die Einkleidung seines Dialogs "Symposion" entnommen. Wieland hat A. zum Helden eines philos. Romans gemacht.

Agathophyllum, s. Ravensaria.

Agathosma Wild., Pflanzengattung aus der Familie der Rutaceen (s. d.) mit gegen 100 sämtlich in Südafrika heimischen Arten, von denen manche in unsern Gewächshäusern kultiviert werden. Alle enthalten vorzugsweise in den Blättern ätherisches Öl, das bei A. cerefolium Don nach Kerbel, bei A. microphylla Mey. nach Anis, bei A. cyminoides Eckl. et Zeyh. nach Kümmel riecht. Die Blätter können wie die Buccoblätter gebraucht werden.

Agatsch, in der Türkei früher die Meile, die 5001 m, somit 0,675 oder ungefähr 2/3 geogr. Meile lang war; die A. war geteilt in 3 Berri; 22,22 A. gingen auf einen Äquatorgrad. Auch bediente man sich für A. des pers. Namens Farsang (s. d.).

Agave L., Pflanzengattung aus der Familie der Amaryllidaceen (s. d.) mit etwa 80 Arten im wärmern Amerika; Pflanzen mit dickfleischigen, starren, am Rande meist stachlig-gezähnten, Blättern, die eine dichte grundständige oder einen sehr kurzen Stamm krönende Rosette bilden, aus deren Mitte der bis 12 m hohe, kleinere und entfernt stehende Blätter tragende Blütenschaft sich erhebt. Letzterer endet mit einer großen, kandelaberartigen Rispe zahlreicher Blüten, die sich durch ein röhriges, am Schlunde mehr oder weniger erweitertes, bleibendes Perigon auszeichnen. Am bekanntesten ist A. americana L. (s. Tafel: Liliifloren, Fig. 2), deren blaugrüne Blätter 1-2 m lang, 20 cm und mehr breit und am Grunde bis 10 cm dick sind; ihr Blütenschaft wird über 10 m hoch, am Grunde oft 30 cm dick. Die gelbgrünen Blüten (Fig. 2, a) sind einschließlich der Staubgefäße 12-13 cm lang. In Mittel- und Südamerika heimisch, ist die Pflanze seit 1561 auch in Südeuropa eingeführt und zu Umzäunungen verwendet worden, jetzt dort, wie in Nordafrika, verwildert. In der Heimat blüht sie mit dem 5. bis 6. Jahre, in unsern Glashäusern oft erst mit 40-60 Jahren (die sog. hundertjährige Aloe im Volksmunde, doch nicht mit der Gattung Aloë [s. d.] zu verwechseln), worauf sie dann vollständig abstirbt. Die Vermehrung findet durch Samen und Wurzelschößlinge statt, die namentlich auch vor dem Absterben der Pflanze noch in bedeutender Anzahl entwickelt werden. Technisch wichtig wird die A. americana L. samt einer Anzahl anderer Arten (z. B. A. mexicana Lam.) in Mexiko, A. vivipara L. in Florida und Mexiko, A. filifera Salm. in Mexiko) durch die mittels Maceration aus den Blättern gewonnene Gespinstfaser (s. Agavefaser). Die Wurzel (Magueywurzel, nach dem merik. Namen der A.) steht in der Heimat als Heilmittel gegen Syphilis in Ansehen. Ferner benutzen die Mexikaner die A. americana, namentlich aber A. mexicana, zur Vereitung ihres Pulque (s. d.). Außer der A. americana L. und ihren buntblätterigen, goldgelb oder gelblichweiß bandierten und gestreiften Formen werden in den Gärten noch zahlreiche Arten und deren Abarten als Zierpflanzen gezogen. Von diesen zeichnet eine Reihe sich aus durch sehr starke Randdornen, eine andere durch herabhängende Bastfäden vom Rande der Blätter, eine dritte durch sehr schmale Blätter. Die Agaven müssen in Mittel- und Nordeuropa in frostfreien, trocknen Räumen (Orangerie- oder Kalthäusern und kühlen Zimmern) durchwintert werden.

Agavefaser, eine irrtümlicherweise sehr häufig auch als Aloefaser oder Aloehanf (s. d.) bezeichnete Faser, aus den fleischigen Blättern verschiedener Arten von Agave (s. d.) bereitet. Man gewinnt die A., indem man die Blätter, wie beim Flachs, einem kurzen Röstprozeß unterwirft, der alles Gewebe bis auf die Gefäßbündel zerstört; durch Riffeln mittels Eisenkämmen werden die Fasern dann getrennt.