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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Ägion; Agiotage

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Ägion - Agiotage

Verlust, den die im Verkehr weniger geschätzte Sorte gegenüber der höher angesetzten erleidet. Zur Zeit der staatlichen Ausnutzung des Münzregals (s. d.) und der allgemeinen Verbreitung sonstiger Münzverschlechterungen entstand naturgemäß ein A. auf die groben vollwichtigen Münzen gegenüber dem im gewöhnlichen Verkehr üblichen Zahlungsmittel, das aus Scheidemünze oder stark abgenutzten größern Stücken bestand. Eine andere, noch für die Gegenwart wichtige Ursache des A. aber ist die wechselnde Bevorzugung des einen oder des andern Edelmetalls von seiten des Verkehrs in solchen Ländern, welche Gold- und Silbermünzen nach einem gesetzlichen Wertverhältnisse geprägt haben. Weicht das auf dem Weltmarkt geltende Wertverhältnis von dem gesetzlichen einigermaßen erheblich ab, so werden die Münzen aus dem begünstigten Metall ein A. erlangen. Denn es wird dann lohnend sein, diese Münzen zu sammeln, einzuschmelzen und auf dem Weltmarkt gegen das billigere Metall zu verkaufen und das letztere im Inlande prägen zu lassen. Jeder wird also seine Zahlungen in dem letztern Metall leisten - wozu er ja berechtigt ist -, das erstere dagegen zurückhalten und nur gegen eine besondere Vergütung hergeben. Namentlich werden auch die Banken bei der Einlösung ihrer Noten in dieser Art verfahren. So erzielten in Frankreich vor 1848 die 20-Frankenstücke gegen die als Hauptgeld dienenden 5-Frankenstücke in der Regel ein größeres oder geringeres A., meistens zwischen 7 und 15 Promille. In den fünfziger Jahren und Anfang der sechziger dagegen wurden die Silberstücke mit einem A. gegen Gold zur Ausfuhr nach Asien gesucht. Aber auch ohne daß das Wertverhältnis der Edelmetalle auf dem Weltmarkte sich merklich ändert, können z. B. die Goldmünzen in einem Lande, in dem auch noch Courantsilbergeld umläuft, ein A. über ihren Nennwert erhalten. In Kriegs- und Revolutionszeiten kann dies eine Folge der besondern Vorliebe sein, deren sich dann die leicht zu verbergenden und zu transportierenden Goldmünzen erfreuen. So erhielten in Paris im Jan. 1814 die 20-Frankenstücke ein A. von 6½ und am 18. Mai 1848 sogar ein solches von 12 Proz., obwohl der Wechselkurs auf London an dem letztgenannten Tage nur auf 26, also nur 3 Proz. über Pari stand. Ferner konnte ein Goldagio, z. B. in Deutschland, dadurch entstehen, daß zur Ausgleichung einer ungünstigen Zahlungsbilanz (s. d.) Gold zur Ausfuhr namentlich nach England oder Amerika gesucht wird, wenigstens wenn die Reichsbank von ihrem Rechte, ihre Noten in Thalern einzulösen, Gebrauch machte oder abgenutzte Goldmünzen ausgäbe. Von besonderer Wichtigkeit ist das A. auf vollwertiges Metallgeld, das in den Ländern zu entstehen pflegt, in welchen uneinlösliches Papiergeld mit Zwangskurs in großer Menge in Umlauf gesetzt ist. So machte in den Vereinigten Staaten der Golddollar 1864 bis 185 Prozent A. (also 100 Golddollars = 285 Dollars in Papier); trotzdem ist es der Union gelungen, noch vor dem 1. Jan. 1879 die Gleichwertigkeit von Gold und Papier herzustellen und von diesem Tage an die Barzahlung wiederaufzunehmen. In Frankreich entstand während der Geltung des Zwangskurses der Banknoten (vom 11. Aug. 1870-78) nur zeitweise ein mäßiges Goldagio, das im Höchstbetrag (Nov. 1871) nur 3 Proz. erreichte und schon 1875 völlig verschwunden war. Das nach 1879 erscheinende Goldagio von 2-6 Promille ist anderer Natur, da es durch den Goldbedarf für die Ausfuhr bei einem sehr großen Bestände an franz. Silbercourantgeld bedingt war. Sehr interessant ist das Verschwinden des Silberagio in Österreich-Ungarn, das mit der Wertverminderung des Silbers und der fast gänzlichen Einstellung der Ausprägung von Silbermünzen zusammenhängt. In den Wechselkursen auf das Ausland ist in Österreich wie in Rußland das Goldagio an die Stelle des Silberagio getreten, obwohl man in Ländern mit monometallischer Währung nur in einem uneigentlichen Sinne von Goldagio sprechen kann, da ein festes Wertverhältnis zwischen Gold und Silber gesetzlich nicht eingeführt ist. Überhaupt wird bei längerer Dauer des Zwangskurses das Metallgeld mehr und mehr verdrängt, und Gold und Silber, gleichviel ob geprägt oder ungeprägt, erscheinen als Waren wie alle andern, die in dem von seiner ursprünglichen Grundlage ganz abgelösten, zu einem selbständigen Gelde gewordenen Papier bezahlt werden. Es ist dann eigentlich richtiger, von einem Metallpreise, als von einem Metallagio zu sprechen. - Man bezeichnet auch als A. den Überschuß des Preises eines Edelmetalls über einen vertragsmäßig festgesetzten Satz. Zweckmäßiger spricht man jedoch in Bezug auf das Barrenmetall von Prämie und Verlust (im Franz. prime und perte). So wurde an der Pariser Börse früher der Goldpreis auf den Grundwert von 3434,44 Frs. für das Kilo Feingold bezogen und regelmäßig mit einigen Promille Prämie notiert. Es ist dieser Satz nämlich der alte Münzpreis des Goldes und dadurch entstanden, daß ursprünglich für die Prägung eines Kilo Feingold, das 3444,44 Frs. liefert, 10 Frs. als Prägungskosten zurückgehalten wurden. Später aber wurde die Prägevergütung herabgesetzt und sie beträgt gegenwärtig nur 7,44 Frs. für das Kilo fein, was einen Münzpreis von 3437 Frs. für das Kilo Feingold ergiebt. Trotzdem richtete sich die Börsennotiz noch lange Zeit nach dem alten Preise, so daß das Gold, auch wenn es genau auf dem Münzpreise stand, noch mit 1 Promille Prämie aufgeführt wurde. Erst seit 1877 ist 3437 Frs. als Grundwert angenommen worden. Das Silber wird noch immer nach dem alten Tarif von 1803 notiert, mit dem Grundwert von 218,89 Frs. für das Kilo fein, entsprechend einer Prägungsgebühr von 3 1/3 Proz., während in Wirklichkeit gegenwärtig nur die Hälfte dieser Taxe erhoben wird. - Auch der Überschuß des Kurses der Wechsel und Effekten über das Pari oder den Nennwert wird wohl A. genannt, jedoch ist auch in diesen Fällen die Bezeichnung Prämie mehr zu empfehlen, wie in den Ländern des lat. Münzsystems namentlich in Bezug auf die Frankenwechsel (im Gegensatz zur perte) üblich ist. (S. Währung und Papiergeld.)

Ägion, im Altertum bedeutendste Stadt Achaias, an der südl. Küste des Korinthischen Golfs im Peloponnes, jetzt Hauptstadt der Eparchie Ägialia des griech. Nomos Achaia und Elis, an der Linie Piräus-Patras-Pyrgos der Peloponnes. Eisenbahn, hat (1889) 6951 E., ein Gymnasium, und betreibt Bau von Korinthen und andern Südfrüchten; sie leidet oft durch Erdbeben. Im Mittelalter, und im Volksmunde noch heute, heißt sie Vostitza.

Agiotage (frz., spr. aschiotahsch) nennt man die Betreibung solcher kaufmännischen Geschäfte, die in der Absicht unternommen werden, aus den Preisschwankungen von zunächst nicht lieferbaren Waren oder Effekten innerhalb einer gewissen Frist Gewinne zu