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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Airak; Airavati; Aird; Airdrie; Aire-sur-l; Aire-sur la-Lys; Airōlo; Airy

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Airak – Airy

L.), welche auf trocknem Sandboden gemein und als den Flugsand bindende Pflanze bemerkenswert ist, wird gewöhnlich als eigene Gattung, Weingaertneria canescens Bernh., abgetrennt.

Airak, kirgis. Getränk, s. Kumys.

Airavati, Sanskritname des Flusses Rawi im Pandschab, s. Hydaspes.

Aird (spr. ehrd), Thomas, schott. Dichter, geb. 28. Aug. 1802 zu Bowden in Roxburghshire, studierte zu Edinburgh, leitete dann das dortige «Weekly Journal», 1835‒63 den konservativen «Dumfries Herald» und starb 25. April 1876 zu Castle Bank, Dumfries, wo er fast das ganze Mannesalter gelebt hatte. A. erwarb sich einen Namen durch «Religious characteristics» (Edinb. 1827), metaphysische Aufsätze, denen «The old bachelor in the old Scottish village» (ebd. 1845; neue Aufl. 1856) folgte, Skizzen, die wegen der gemütvollen Darstellung des schott. Volkslebens großen Beifall fanden. Von seinen Gedichten ward namentlich «The devil’s dream» populär. Auch schrieb er für «Blackwood’s Magazine» und gab die Gedichte seines unter dem Pseudonym Delta bekannten Freundes David Macbeth Moir (1798‒1851) mit Biographie heraus («Poems of D. M. Moir», 2 Bde., Edinb. 1852; 2. Aufl. 1861). A.s «Poetical works» erschienen 1848 (5. Aufl. 1878, mit Biographie von Wallace).

Airdrie (spr. ährdri), Stadt in der schott. Grafschaft Lanark, 16 km östlich von Glasgow, verdankt wie Coatbridge (s. d.) ihre Blüte der Lage inmitten eines ausgedehnten, an Eisenerzen reichen Kohlengebietes. Mitte des 18. Jahrh. noch ein unbedeutender Ort von wenigen Häusern, hat A. (1891) 19135, als Parlamentsbezirk 15133 E. und gehört zu den belebtesten und wohlhabendsten Orten des Binnenlandes. Außer den Kohlen- und Eisenwerken um die Stadt bestehen Baumwollwebereien und Papierfabriken. A. ist eine der Falkirk Burghs (s. d.).

Aire-sur-l’Adour (spr. ähr ßür laduhr), Hauptstadt des Kantons Aire (203,64 qkm, 12 Gemeinden, 10174 E.) im Arrondissement St. Sever des franz. Depart. Landes, in der Gascogne, und Bischofssitz in 76 m Höhe am Abhänge eines Bergs links am Adour und an der Linie Morcenx-Tarbes der Franz. Südbahn, hat (1891) 2488, als Gemeinde 4551 E. In der Nähe die Überreste von zwei röm. Lagern. Die alte Stadt hieß früher Vicus Julii oder Civitas Aturum, später Adura, und war Residenz des westgot. Königs Alarich Ⅱ. Nach seinem Tode fiel A. in die Hände der Franken; in den Kriegen der folgenden Jahrhunderte hatte die Stadt viel zu leiden, und am Ende des 12. Jahrh. war sie beinahe entvölkert. 1569, während des Religionskrieges, wurden die Kirchen von den Soldaten Montgommerys zerstört und die Häuser geplündert. Am 2. März 1814 lieferten die Engländer unter Lord Hill bei A. den Franzosen unter Soult ein Treffen.

Aire-sur la-Lys (spr. ähr ßür la lihß), Hauptstadt des Kantons Aire (115,51 qkm, 14 Gemeinden, 17070 E.) im Arrondissement St. Omer des franz. Depart. Pas-de-Calais, 16 km südöstlich von St. Omer, an der Lys, der Vereinigung des Lyskanals und des Kanals Neuf-Fossé und an der Linie Armentières-St. Omer der Franz. Nordbahn, hat (1891) 4157, als Gemeinde 8409 E., 8 Kirchen, von denen St. Pierre (103 m lang, 20 m breit, 23 m hoch) für die prächtigste des nördl. Frankreichs gilt; ferner ein 1714‒24 erbautes Rathaus mit Bibliothek (10000 Bände), bedeutende Fabrikation von Wolle, Öl, Fayencekacheln, Bierbrauerei und Handel mit Getreide, Branntwein, Öl, Kohlen und Eisen. Der Platz ist Festung zweiten Ranges und wird von dem Fort St. François verteidigt. In der Mitte des 9. Jahrh. war A. ein Kloster, welches später von den Normannen zerstört wurde. Grafen von Flandern gründeten aber daselbst ein Schloß und 1059 die Kollegialkirche St. Pierre. 1498 übergab Ludwig ⅩⅡ. die Stadt an den Erzherzog Philipp den Schönen, wodurch sie an das Haus Österreich kam. Karl Ⅴ. bestätigte 1516 ihre Privilegien. Die Franzosen eroberten die Stadt 1641 nach zweimonatlicher Belagerung, verloren sie an die Spanier, nahmen sie jedoch 1676 wieder. Nachdem 8. Nov. 1710 Marlborough und Prinz Eugen sich ihrer bemächtigt hatten, ging sie im Frieden zu Utrecht (1713) endgültig an Frankreich über.

Airōlo, deutsch Eriels, Pfarrdorf im Bezirk Livinen des schweiz. Kantons Tessin, am südl. Fuße des St. Gotthard, in 1179 m Höhe, am Ticino, dessen zwei Quellbäche sich in der Nähe vereinigen, an der Gotthardstraße und der Gotthardbahn, der erste Ort, wo italienisch gesprochen wird, hat (1888) 1749 meist kath. E., Post, Telegraph und wurde, nachdem es 17. Sept. 1877 zu zwei Dritteln abgebrannt war, in Stein wieder aufgebaut. Das obere Thal des Ticino bis A. heißt Val Bedretto (s. d.), das untere von A. an Livinerthal (s. Ticino). Bei A. mündet von N. her der Haupttunnel (14,9 km) der Gotthardbahn (A.-Göschenen) und von NO. her das durch seine seltsam gestalteten Felsen merkwürdige Thal Canaria. Hier beginnt der Engpaß von Stalvedro, wo die Gotthardstraße durch vier dicht aufeinanderfolgende, bis 75 m lange Galerien führt. Gegen NW. von A. öffnet sich das enge, wilde Thal Val Tremola, das der am St. Gotthard entspringende Quellbach des Ticino in zahlreichen Fällen durchrauscht. Die in den Felsen eingehauenen, jetzt erloschenen Worte «Suworow victor» erinnerten an das Gefecht vom 13. Sept. 1799 zwischen Russen und Franzosen, durch welches Suworow den Übergang über den St. Gotthard erzwang. Über die Werke von A., die die Gotthardstraße und die Gotthardbahn verteidigen, s. Sankt Gotthard (Gebirgsstock).

Airy (spr. ehri), Sir George Biddell, engl. Astronom, geb. 27. Juli 1801 zu Alnwick in Northumberland, studierte Mathematik und Physik am Trinity-College zu Cambridge, wurde 1828 Professor und Direktor der Sternwarte zu Cambridge und 1836 in Greenwich. Beobachtungen und Berechnungen auf das Pünktlichste organisierend, ließ A. zunächst das seit 1750 angehäufte massenhafte Material an noch unverarbeiteten Beobachtungen berechnen. Die Einrichtung der Greenwicher Sternwarte wurde von A. wesentlich verbessert. Er rief auch die neue und umfassende engl. Gradmessung ins Leben und erfand 1839 eine Vorrichtung zur Korrektur des Kompasses auf eisernen Schiffen. Zur Beobachtung totaler Sonnenfinsternisse unternahm er wissenschaftliche Reisen, 1842 nach Turin, 1851 nach Göteborg, 1860 nach Pobes in Spanien. 1868 wurde er zum Mitgliede der zur Untersuchung über die Normalmaße und Gewichte eingesetzten königl. Kommission ernannt, 1872 in den Ritterstand erhoben. Von 1871 bis 1873 bekleidete er die Würde des Präsidenten der Königlichen Gesellschaft. Er legte 1881 die Direktion der Greenwicher Sternwarte nieder und starb 4. Jan. 1892 in London.