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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Akademische Legion; Akalēphen

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Akademische Legion – Akalephen

Verwaltung, endlich das Recht der akademischen Gerichtsbarkeit, die ehemals die bürgerliche und strafrechtliche Rechtspflege der Studenten, Professoren und sonstigen Zugehörigen der Universität umfaßte. Die neue deutsche Justizgesetzgebung (1879) hat sie auf die Handhabung der Disciplin unter den Studenten beschränkt. Die gesetzlich zulässigen Disziplinarstrafen sind: Verweis, Geldstrafe, Karzerhaft, Nichtanrechnung des laufenden Studienjahres auf die vorgeschriebene Studienzeit, Androhung der Entfernung von der Universität, Entfernung von dieser, Ausschluß vom Universitätsstudium überhaupt (Relegation). – Vgl. Stein, Die akademische Gerichtsbarkeit in Deutschland (1891).

In der Ästhetik nennt man A. diejenige Richtung in der Plastik und Malerei, die das Hauptgewicht mehr auf die Beobachtung der überlieferten, feststehenden Kunstregeln legt, als auf eine selbständige Weiterbildung derselben durch den Künstler. Hiernach nimmt der Ausdruck A. auch oft die Nebenbedeutung des Steifen und Geistlosen an.

Akademische Legion, ein aus Studenten und Universitätsgenossen gebildetes bewaffnetes Korps. Namentlich wurden dergleichen Korps zur Unterstützung und Erweiterung der Bürgerwehren in den Bewegungen von 1848 in mehrern deutschen Universitätsstädten errichtet. Größere Bedeutung erlangte unter diesen die A. L. zu Wien, die im März 1848 aus Genossen der Universität und des Polytechnischen Instituts zusammentrat und der sich später die Wiener Künstler anschlossen.

Akalēphen (grch., «Nesseln», Acraspeda, Scyphomedusae, Acalephae), die großen Medusenformen, die sich durch höhere Organisation und eigentümliche Entwicklung von den Medusen der Hydroidpolypen (s. d.) unterscheiden. Es sind Seetiere von pilzhutförmiger oder flach scheiben- bis glockenförmiger Gestalt, deren Schirmrand in acht Paare von lappenartigen Bildungen geteilt ist, an deren jedem ein gestieltes Sinnesorgan, sog. Randkörper, Gehörorgane und Augen von sehr einfachem Bau, in einer mittlern Einbuchtung liegt. Der Schirm besteht aus einem Gallertgewebe mit elastischen Fasern und Muskeln, welch letztere die rhythmischen Zusammenziehungen des Schirmes bei der Fortbewegung der Tiere bewirken. Auf der Innenseite der Glocke befindet sich der Mund, dessen Rand in vier lange, gefranste Arme verlängert ist. Die Mundöffnung führt in einen Magenraum mit vier Magentaschen, von denen die Radiärkanäle in den Schirm verlaufen. Die meist bunten Geschlechtsorgane liegen in besondern, nach unten in die Schirmhöhle mündenden Genitalhöhlen. Aus den Eiern entwickeln sich meist bewimperte freischwimmende Larven, die sich festsetzen und zu einem achtarmigen Polypen, dem sog. Scyphistoma, umbilden. Dasselbe zerfällt durch Querteilung in eine Anzahl übereinander liegender, einem Satz aufeinander gestellter Teller vergleichbarer Scheiben, die vom freien Ende an zu kleinen Scheibenquallen sich ausbilden und dann ablösen, um schwimmend sich zu geschlechtsreifen Quallen (s. d.) zu entwickeln. Der segmentierte Polyp wird als Strobila, die junge Qualle als Ephyra bezeichnet. Einige Formen, wie die Leuchtquallen (Pelagia), haben eine direkte Entwicklung. Die A. sind in allen Meeren vertreten und erscheinen zu gewissen Zeiten in oft ungeheuren Mengen. Ihre Farbenpracht, Durchsichtigkeit, elegante Gestalt und anmutige Bewegung lassen sie neben den Schwimmpolypen als die schönsten pelagischen Tiere erscheinen. (Vgl. Abbildung, Fig. 1: Kornblumenqualle, Chrysaora cyanea Lam. [dazu Tafel: Quallen, Fig. 2, Chrysaora mediterranea Pér et Les.] und Fig. 2: Wurzelmundqualle, Rhizostoma Cuvieri Pér. [dazu Tafel: Quallen, Fig. 4, Rhizostoma pulmo L.]) Bei den Rhizostomiden oder Wurzelquallen sind die Mundarme miteinander verwachsen, so daß an Stelle der Mundöffnung eine große Zahl von Saugöffnungen in die Magenhöhle führt. Viele A. gehören zu den prachtvollsten Leuchttieren des Meers, wie die stark nesselnde Pelagia noctiluca Pér. des Mittelmeers. Eine eigentümliche Erscheinung ist die Vergesellschaftung gewisser Fische mit diesen Quallen; man trifft in den Quallenschwärmen regelmäßig zahlreiche Individuen, unter deren Schirm sich solche «Quallenfischchen» unbeschadet der gefährlichen Nesselorgane

^[Fig. 1. Kornblumenqualle.]

^[Fig. 2. Wurzelmundqualle.]