Schnellsuche:

Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

300

Aktor – Akustische Telegraphen

Aktor (lat.), s. Actor.

Aktualität (frz.), Wirklichkeit, gegenwärtige Bedeutsamkeit (s. Aktuell); in philos. Sinne dasselbe wie Aktus (s. d.).

Aktuār (lat.), frühere Bezeichnung für Gerichtsschreiber (s. d.). Jetzt werden diejenigen Personen, die die Gerichtsschreiberprüfung abgelegt, aber noch keine etatsmäßige Stelle erlangt haben, A. genannt.

Aktuéll (frz.), eigentlich (nach der Bedeutung des Aristotelischen Kunstwortes energeia, lat. actus, s. Aktus) was in Wirklichkeit oder in der Verwirklichung so ist. Gegenwärtig bezeichnet der Ausdruck (in Anlehnung an den Gebrauch bei den Franzosen) das, was zur Zeit noch lebendiges Interesse oder zu den Tagesfragen Beziehung hat, im Unterschied von dem, was bloß noch «historisch» interessiert.

Aktus (lat.), jede öffentliche und feierliche, besonders gerichtliche Handlung, namentlich auch eine öffentliche Schulfeierlichkeit.

Aktus (philos.), in der Aristotelisch-scholastischen Philosophie, im Unterschied von der Potenz, die Verwirklichung oder der wirkliche Eintritt dessen, was zuvor bloß in der Möglichkeit gegeben war. Es wird dabei vorausgesetzt, daß jedes, was irgend eine Veränderung in Wirklichkeit (griech. energeia oder entelecheia) ausübt oder erfährt (etwas wirkt oder leidet), von Haus aus das Vermögen (dynamis) in sich hatte, dies zu wirken oder zu erleiden; daß z. B. der Keim die Pflanze «der Möglichkeit nach» schon ist, bevor er «in der Verwirklichung» dazu wird; eine Voraussetzung, die Aristoteles einführte, um dadurch den Begriff der Veränderung (s. d.) zu erklären.

Akumināten, spitze Feigwarzen, s. Feigwarzen.

Akupunktūr, abgeleitet von acus (Nadel) und punctura (Stich), das Heilverfahren, bei welchem man durch Einstechen metallener Nadeln in weiche Teile des Körpers lähmungsartige, krampfhafte, rheumatische Krankheiten u. s. w. zu heilen versucht. Die Erfindung der A. wird den Chinesen und Japanesen zugeschrieben, in Europa wurde die A. im 17. Jahrh. bekannt, aber gänzlich wieder vergessen, bis einige franz. Ärzte die Operation versuchten, anpriesen und Nachahmer fanden. Jetzt ist man zu einer gemäßigtern Anwendung des Mittels zurückgekehrt und hat dasselbe durch Verbindung mit der Elektricität und dem Galvanismus (Elektro – und Galvanopunktur) wesentlich in seiner Wirkung erhöht. Man sticht hierbei zwei Nadeln in passender Entfernung voneinander ein, verbindet je eine mit einem Pole eines stromerzeugenden Apparats und leitet somit den elektrischen Strom durch die zwischen beiden Nadeln gelegenen Teile. In dieser Weise hat man die A. zur Heilung von Puls- und Blutadergeschwülsten, von Hodengeschwülsten, Grauem Star u. s. w. benutzt. Die einfache A. wird in der Chirurgie vielfach angewandt, um beweglich geheilte Knochenbrüche (Pseudarthrosen) zur Bildung fester Knochenmasse anzuregen, um die bei Wassersuchten im Unterhautzellgewebe oder in gewissen Höhlen angesammelte Flüssigkeit zu entleeren, um heilsame Entzündungen anzuregen u. s. w. Auch zu diagnostischen Zwecken bedient man sich zuweilen der A., namentlich um zu entscheiden, ob in einer Geschwulst Eiter, Blut oder eine andere Flüssigkeit sitzt, ob an einer Stelle der Knochen entblößt oder wie tief er bereits zerstört ist (Akidopeirastik). Als eine wichtige Variation der einfachen A. kann eine in neuester Zeit vielfach empfohlene Art der Blutstillung betrachtet werden. Man sticht in einer gewissen Entfernung von der blutenden Arterie eine stärkere sog. Insektennadel senkrecht in die Weichteile ein, führt dieselbe unter dem Gefäße weg und sticht in derselben Entfernung auf der andern Seite wieder aus. Auf diese Weise wird das blutende Gefäß durch die Nadel gegen die umstochenen Weichteile angedrückt (Akupressur).

Der sog. Baunscheidtismus, empfohlen von dem Naturarzt Karl Baunscheidt in Endenich bei Bonn (gest. 1860 in München), ist nur eine Verbindung der A. mit der Anwendung einer hautreizenden Flüssigkeit. Mittels eines besondern Instruments, des sog. Lebensweckers, stößt man zahlreiche Nadeln in die Haut und reibt dann die Stichwunden mit einem reizenden Öle ein, welches eine mehr oder minder heftige Hautentzündung hervorruft. Das Ganze ist ein kräftiger Hautreiz (s. d.), und wirkt nur als solcher. – Vgl. Baunscheidt, Der Baunscheidtismus (14. Aufl., Bonn 1888).

Akureyri, Stadt auf Island, s. Akreyri.

Akústik (grch.), die Lehre vom Schall (s. d.). Im Bauwesen nennt man A. die gute Schallwirkung in einem architektonischen Raume, namentlich in Kirchen, Konzertsälen, Theatern. Sie gehört zu den bisher am wenigsten erforschten Gebieten der Bautheorie. Man nimmt an, daß die A. der Räume davon abhänge, daß der Schall vom Erzeugungsorte sich frei fortpflanzen könne, und daß er nicht durch zurückschlagende Schallwirkungen unterbrochen werde. Sind die den Schall zurückwerfenden Flächen weniger als 5 m von dessen Erzeugungsorte entfernt, so stören sie wenig, verstärken vielmehr den Schall; bei 10‒20 m werden die Töne unklar, bei 40 m hört man sie schon doppelt. Es ist daher nötig, die direkten Schallwellen durch solche zu verstärken, die nicht über 3 m vom Ausgangsort entfernt reflektieren, und den indirekten möglichst viel Widerstand entgegenzusetzen, so daß sie nicht mehr störend auftreten können. Dies geschieht im wesentlichen dadurch, daß man große Flächen in die Nähe des Redners oder Sängers bringt (Schalldeckel über, Pfeiler hinter Kanzeln, die hohle Bühne vor dem Sänger, der Boden des Orchesters u. dgl.), dagegen den Wänden durch Profilierung, Ornament u. dgl. die Möglichkeit nimmt, starke einheitliche Schallmassen zurückzuwerfen. – Vgl. Rhode, Theorie der Schallverbreitung für Baukünstler (Berl. 1888); Langhans, Über Theater oder Bemerkungen über Katakustik (ebd. 1810); Orth, Die A. großer Räume (ebd. 1872); Lachez, Acoustique et optique des salles de réunion (1879); Favaro, L’acustica applicata (1882); Eichhorn, Die A. großer Räume nach altgriech. Theorie (Berl. 1888); Sturmhöfel, A. des Baumeisters (ebd. 1894).

Akustĭkon, s. Geheimmittel.

Akustisch, die Akustik betreffend, ihren Lehren entsprechend.

Akustische Schläge, s. Schwebungen.

Akustische Telegraphen heißen die Telegraphen, bei denen am Absendungsorte des Telegramms ein Schall erregt wird, die Schallwellen sich nach dem Empfangsorte fortpflanzen und an diesem als telegr. Zeichen wahrgenommen werden. In der freien Luft lassen sich selbst bei Anwendung von Verstärkungsmitteln (Trompeten, Pfeifen, Glocken) die Schallwellen nur auf geringe Entfernungen fortpflanzen, in Schallröhren oder andern festen Körpern weiter und rascher. Wheatstone schlug 1827 für den Empfänger bei den die Fort- ^[folgende Seite]