Schnellsuche:

Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

306

Alander – Alapajewsk

Alander, Fisch, s. Stint.

Ålandshaf (spr. ohl-), s. Ålandsinseln.

Ålandsinseln (spr. ohl-), eine Gruppe von vielen hundert Granitinseln und Klippen (80 bewohnt) am Eingange des Bottnischen Meerbusens und an der Südwestecke Finlands, zu dessen Gouvernement Åbo-Björneborg sie gehören. Der westl. Seestrich, zwischen der Insel Eckerö und der schwed. Küste bei Grisslehamn, heißt Ålandshaf, ist 40‒45 km breit, inselfrei und friert nur in sehr strengen Wintern zu. Der nördl. Teil des Ålandsmeers ist bekannt unter dem Namen Südquark. Im NW. des Ålandsmeers findet sich eine Mulde von mehr als 100 m, stellenweise über 200 m Tiefe. Die Abstürze sind mitunter jäher als sonst in der Ostsee. Der Strich östlich von der Hauptinsel Åland (s. d.), gegen NO. bis Nystad und gegen SO. bis zur Landspitze Hangö-udd an der Küste Finlands, ist 80‒150 km breit und mit einem Labyrinth von Inseln, kleinen Eilanden oder Holmen, Klippen oder Schären bestreut, deren unzählige Buchten und engen Sunde nur einer Schärenflotte Bewegung gestatten. Fast in jedem Winter bildet sich eine feste Eisverbindung mit dem Festlande. Durch den Kanal von Skiftet werden die südwestl. Schären Finlands von den Å. getrennt. Die erstern werden durch Meerengen in vier Gruppen geschieden: in der ersten ist die Hauptinsel Kimito, in der zweiten Pargas und Nagu, in der dritten Rimito, Korpo, in der vierten Kovimaa und Gustafsöar. Westlich vom Stiftet lagern die Å. und die Gruppen Brändö, Kumlinge, Föglö und Kökar; zwischen beiden letztern befindet sich die Meerenge von Lapwesi, zwischen Kumlinge und Åland die Meerenge von Delet. Westlich von Åland liegt Eckerö, im S. Bardö. Obgleich der felsige Boden der Å. nur mit einer dünnen Erdschicht bedeckt ist, trägt er doch Fichten, Tannen und Birken und gewährt Gerste und Roggen zur Genüge, sowie durch gute Weiden Unterhalt für einen tüchtigen Viehstand. Die Einwohner sind schwed. Ursprungs, gute Seeleute und betreiben Landwirtschaft, Seevögeljagd, Fischerei, Robbenfang.

Die Inseln kamen zusammen mit Finland durch den Frieden von Frederikshamn (1809) an Rußland und sind zur Sperrung und Beherrschung des Bottnischen und des Finnischen Meerbusens von Wichtigkeit. Die verbündeten Engländer und Franzosen bemächtigten sich daher im Ostseefeldzuge von 1854 durch Einnahme der seit 1835 erbauten Festung Bomarsund (16. Aug.) der Inseln, verließen dieselben aber wieder Anfang September, nachdem sie sämtliche russ. Werke zerstört hatten.

Alānen, ein in der Völkerwanderung häufig neben german. Völkerschaften genanntes, dem scyth. Stamme angehörendes Volk ausgezeichneter Reiter und Bogenschützen. Die ursprünglichen Wohnsitze der A. waren am Kaukasus, von wo sie sich teils nach Norden bis zum Don ausbreiteten, teils Raubzüge nach Armenien und Kleinasien unternahmen, gegen die schon Vologesus, König der Parther, bei Vespasian Hilfe suchte. Arrianus (s. d.) führte unter Hadrian als Statthalter von Kappadocien Krieg mit ihnen; von seiner Schrift über diesen Krieg ist ein Bruchstück erhalten. Von Aurelian wurden die A. zum Kriege gegen Persien angeworben und verwüsteten nach seinem Tode Kleinasien, wurden aber 276 n. Chr. vom Kaiser Tacitus in ihre Sitze zurückgetrieben. Um 375 zerstörten sie in Verbindung mit den Hunnen das Reich Hermanrichs, des Königs der Ostgoten, verdrängten letztere aus den Ländern zwischen Don und Donau und schlossen sich der großen Bewegung der Völker gegen Westen an. Mit den Sueven und Vandalen brachen sie 406 in Gallien verheerend ein. Ein Teil von ihnen blieb südlich von der Loire, erschien 451 unter den Bundesgenossen des Aetius gegen Attila und ward später aufgerieben; ein anderer zog 409 mit nach Spanien, ward durch den westgot. König Wallia 418 im Bunde mit den Römern besiegt und nach Lusitanien gedrängt, wo nachher ihr Name verschwindet. In Oberitalien brach noch 464 ein Schwarm A. ein, der durch Ricimer besiegt ward. In der spätern byzant. Zeit werden auch im Kaukasus noch A. erwähnt.

Alanīn, ist α-Amidopropionsäure,

CH₃·CH(NH₂)·COOH.

Der Name Alanine wird ferner gleichbedeutend mit Glykokoll (s. d.) als allgemeine Bezeichnung für die Amidofettsäuren gebraucht.

Alánt, s. Inula.

Alantĭka, Bergzug in Adamana in Nordwestafrika, westlich des Flusses Faro, ist von Barth auf 2500‒3000 m geschätzt.

Alantkampfer oder Helenin findet sich in der Wurzel des Alant (s. Inula) als krystallinische, die Wände der Intercellularräume der Wurzel bedeckende Ausscheidung und läßt sich durch Verdunstung des alkoholischen Extraktes gewinnen. Der A. krystallisiert in vierseitigen, farblosen Prismen von schwachem Geruch und Geschmack, ist in Wasser unlöslich, leicht löslich in Alkohol und Äther, schmilzt bei 110°, siedet bei 275‒280° C. nicht ohne Veränderung, nach längerm Schmelzen bildet er nach dem Erkalten eine harzige Masse. Die Zusammensetzung des A. ist noch zweifelhaft, C₆H₁₀O oder C₆H₈O. Seiner kräftigen antiseptischen Eigenschaften wegen wird der A. bei Malaria, Keuchhusten, Tuberkulose, chronischer Bronchitis und katarrhalischen Diarrhöen angewendet.

Alantōl, eine flüssige, nach Pfefferminz riechende Kampferart, C₁₀H₁₆O, durch Destillation der Alantwurzel (von Inula Helenium L.) mit Wasser gewonnen. Der Siedepunkt liegt bei 200°. Man verwendet es neuerdings bei Lungenaffektionen.

Alānus ab Insŭlis, eigentlich Alain, gelehrter Geistlicher, geb. um 1114 wahrscheinlich zu Lille, gest. 1202 in Citeaux. A. war gleichzeitig als Theolog, Philosoph, Physiker, Geschichtschreiber und Dichter ausgezeichnet und erhielt deshalb den Beinamen Doctor universalis. Unter seinen zahlreichen theol.-philos. Schriften sind die sog. Maximen («Regulae de sacra theologia») und die dem Papst Clemens Ⅲ. gewidmete Schrift «De arte catholicae fidei» die wichtigsten. Sein «Anticlaudianus» (Bas. 1536; Vened. 1582; Antw. 1621 u. ö.) ist eins der berühmtesten lat. Gedichte des Mittelalters. Sehr verbreitet war auch sein «Doctrinale altum seu liber parabolarum», ein Werk in Versen, das gegen Ende des 15. Jahrh. öfter zu Köln und Deventer gedruckt und auch ins Französische übersetzt wurde. Einige Schriften des A. stellte de Visch (Antw. 1653) zusammen; ferner Migne in seiner «Patrologie», Bd. 120.

Alaotra-See, See auf Madagaskar in der Provinz Antsihanaka, etwa unter 17½° südl. Br. und 48½° östl. L. von Greenwich. Er hat 42 km Länge und 6‒7 Km Breite, fließt nach Osten ab durch den Manangorofluß und ist der größte madagassische See. Die Antsihanaka wohnen an seinen Ufern.

Alapajewsk, Stadt im Kreis Werchoturije des russ. Gouvernements Perm, an der Neïwa, hat (1888)