Schnellsuche:

Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Alaunstein; Alăva; Alayrac; Alb; Alba

314

Alaunstein – Alba

Schwefel, bei vorgeschrittener Zersetzung auch von Vitriol und Alaun. Lager von A. finden sich in Skandinavien, bei Lautenthal im Harz, in Thüringen bei Saalfeld und Gräfenthal, bei Reichenbach im Vogtlande, am Niederrhein, in England bei Whitby, in Schottland bei Hurlett und Campsie.

Alaunstein, s. Alunit.

Alăva, die südlichste und größte, aber volksärmste der drei bask. Provinzen im NO. von Spanien, grenzt im N. an die beiden andern bask. Provinzen Biscaya und Guipuzcoa, im O. an Navarra, im S. und W. an Altcastilien und hat 3044,92 qkm und 1877: 93538, 1887: 92915 (46902 männl., 46013 weibl.) E., d. i. 30 auf 1 qkm, und drei Gerichtsbezirke. Hauptstadt ist Vitoria. Die Provinz bildet eine zum obern Ebro herantretende südl. Terrasse des Cantabrischen Küstengebirges, das hier unter den Sondernamen Sierra Alta, Montes de Altube und Sierra de Aranzazu die Nordgrenzen der Provinz umsäumt, und wird durch zwei südlichere Ketten in drei Thalschaften geteilt. Der Ebro bildet die Südgrenze; er nimmt links den Zadorra auf, dessen schönes Thal wie eine einzige städtische Straße erscheint. Zwei Hauptstraßen und zwei Eisenbahnen machen A. zu einem wichtigen Verbindungsland zwischen Castilien und Frankreich. Das Klima des in seinem mittlern, ebenen Teile, der Llanada-de-Vitoria, durchschnittlich 500 m hohen Plateaus wird durch die Gebirge des Landes zu einem mildgemäßigten. Schnee fällt selten in den untern Thälern, im August reift der Weizen, im Oktober der Mais, außerdem gedeiht der Weinstock. Die fruchtbarste Gegend ist das längs dem Ebro hinziehende, unter dem Namen der Rioja-alavesa bekannte Hügelgelände, mit bedeutendem Obst- und Weinbau. Die mittlere Hochebene erzeugt sehr viel Getreide, Hanf und Gartenfrüchte. Auch besitzt das Land Eichenwälder, Eisen, Kupfer, Antimon, Marmor, Kalk, Gips, Steinkohlen, viele Mineralquellen, unter denen als Bäder die kalte von Villa-Real und die warmen von Uribarri und Berriatua Ruf haben.

Alayrac, Nicolas d’, s. Dalayrac, Nicolas.

Alb, soviel wie Alpdrücken, s. Alp.

Alb, zwei rechtsseitige Zuflüsse des Oberrheins in Baden; der eine, im Kreise Waldshut, entspringt am Herzogenhorn in der Nähe des Feldsees, durchfließt ein nach S. sich öffnendes Schwarzwaldthal und mündet nach 68 km Lauf bei Albbruck, oberhalb Hauenstein; der andere, im Kreise Karlsruhe, entspringt im nördl. Schwarzwalde auf württemb. Gebiet, erreicht bei Ettlingen die Oberrheinische Tiefebene und mündet unterhalb Knielingen.

Alb, Gebirge, s. Rauhe Alb.

Alba, Amtsgewand der kath. Geistlichen, s. Albe.

Alba. 1) Hauptstadt (Alba Pompeja) des Kreises A. (134883 E.) in der ital. Provinz Cuneo und Bischofssitz, in 170 m Höhe am Tanaro, nahe der Mündung der Curasca, in fruchtbarer Ebene (Albezano), an der Eisenbahnlinie Alessandria-Cavallermaggiore des Mittelmeernetzes, ist kreisförmig gebaut, von schönen Akazienpromenaden umgeben, hat (1881) 6947, als Gemeinde 12259 E.; in Garnison das 55. Infanterieregiment, eine nach der Angabe Bramantes 1486 aufgeführte Kathedrale, eine Franziskanerkirche mit Freskogemälden nach Perugino, einen schönen bischöflichen und einen an Kunstschätzen des Altertums reichen Palast des Grafen Veglio di Castelletto, Handel mit Wein, Trüffeln, Vieh und ausgezeichnetem Käse (Robiole). Den Beinamen Pompeja erhielt die Stadt zu Ehren des Pompejus Strabo, des Vaters von Pompejus Magnus, der ihr die Rechte einer Stadt verlieh. – 2) Dorf (Alba Fucentia) in der ital. Provinz Aquila, im Nordwesten des Fuciner Sees, hat 200 E., ist von starken kyklopischen Mauern umschlossen und umfaßt die Apenninenhöhen Colle-di-Alba (bewohnt, mit reizender Aussicht auf den See), Colle-di-Pettorino und Colle-di San Pietro. A. war eine Stadt der Marser, erhielt 303 v. Chr. eine röm. Kolonie und war später Staatsgefängnis, im Mittelalter Festung. Auf dem des Colle-di-Pietro sind in der alten Basilika San Pietro die Reste eines alten Tempels mit Zellenmauern in Quaderbau und polygonen Substruktionen sowie Reste von Säulen in den Wänden der Kirche vermauert. – Vgl. Promis, La antichità di Alba Fucense (Rom 1836).

Alba, Ferd. Alvarez von Toledo, Herzog von, span. Staatsmann und General, geb. 1508, aus einem der vornehmsten Geschlechter Castiliens. Nachdem sein Vater gegen die Mauren gefallen war, wurde A. von seinem Großvater, Friedrich von Toledo, erzogen. Seine eiserne Strenge in Verbindung mit der glühenden Leidenschaft für das angestammte Königtum und die kath. Religion machte ihn bald zum gefürchtetsten und berühmtesten General Europas. Schon im 16. Jahre kämpfte er gegen die Franzosen und dann in den Kriegen Kaiser Karls Ⅴ. in Frankreich, Italien, Afrika, Ungarn und Deutschland. In der Schlacht von Mühlberg (1547) entschied er mit der Reiterei den Sieg. Mit Erfolg kämpfte er auch 1557 gegen die Truppen Papst Pauls Ⅳ., den A.s Sieg in den Abruzzen zum Aufgeben der franz. Freundschaft und zum Wiedereinlenken in die span. Politik zwang. Eine unauslöschliche, blutige Erinnerung hinterließ A. durch seine Statthalterschaft in den Niederlanden (1567‒73). Seine Tyrannei fachte hier die mit dem Kompromiß von Breda 1566 begonnene Revolution, die schon im entschiedenen Erlöschen begriffen war, erst wieder an. Mit einem kleinen, aber auserlesenen Heere segelte A. nach der genuesischen Küste und zog von hier aus durch Savoyen, Burgund und Lothringen nach den Niederlanden, um sich dort auf Befehl Philipps Ⅱ. der angesehensten Männer zu versichern, sie am Leben zu strafen, ihre Güter zu konfiscieren, die kath. Religion mit Strenge zu erhalten. Der Tod Oraniens, Egmonds, Hoorns u. a. war beschlossene Sache. Doch gelang es A., von den drei Häuptern nur Egmond und Hoorn verräterischerweise 9. Sept. 1567 verhaften zu lassen. Der von A. eingesetzte «Rat der Unruhen», vom Volke «Blutrat» genannt, sollte über die Erhaltung der span. Staatsform wachen und rechtfertigte unter dem Präsidium des cynisch-rohen Vargas jenen Beinamen in furchtbarer Weise. An 1800 Menschen wurden in drei Monaten auf das Schafott geliefert. Die ins Ausland geflüchteten Oranier, Wilhelm und Ludwig, begannen im Frühjahr 1568 von Deutschland aus den Krieg. Der Erfolg Ludwigs bei Heiligen-Lee (Mai 1568) bewog A. zur Hinrichtung Egmonds, Hoorns und anderer Großen (4. Juni) und ward von ihm wieder aufgewogen durch zwei Siege über Ludwig und die sehr geschickten Operationen gegen Wilhelm, den er ohne Schlacht zum Lande hinausmanövrierte. Darauf begann A. die Blutarbeit von neuem, zugleich legte er dem Lande unerschwingliche Lasten auf. Im März 1569 mußten die Stände zu Brüssel drei Dekrete bewilligen, wonach 1 Proz. von allem beweg-^[folgende Seite]