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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Albāno

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Albano

Gebirge finden sich große beckenförmige Hochebenen eingesenkt, die zum Teil beträchtliche Binnenseen einschließen (die von Skutari, Ochrida, Kastoria, Jannina u. a. m.), durch ihre Fruchtbarkeit eine dichtere Bevölkerung ernähren und Mittelpunkte des Verkehrs bilden. Der Lauf der Flüsse des Landes (Bojana, Drin, Devol, Vojussa, Kalamas u. a. m.) wechselt meist zwischen offenen Längthälern und engen Felsdurchbrüchen, so daß die Verkehrswege ihnen vielfach nicht zu folgen vermögen. Dem Wechsel im Streichen der Gebirge entspricht die Richtung der Küste. Von NW. her macht sie am Drin eine Biegung nach S., bis sie sich am Kap Glossa (Akrokeraunischen Vorgebirge), wo sie sich (an der Straße von Otranto) der ital. Küste bis auf 70 km genähert hat, wieder nach O. wendet. So gliedert sich das Land naturgemäß in zwei Teile: das nördl. Oberalbanien mit nordsüdl. Küste und das südl. Unteralbanien mit nordwest-südöstl. Küste. In ersterm lagert sich dem Gebirge ein von den Flüssen aufgebauter ebener, lagunen- und fieberreicher Küstensaum vor, während die Berge Unteralbaniens meist schroff ins Meer abstürzen; nur bei Philiatäs und bei Preveza finden sich hier Küstenebenen. Das Klima ist, außer an der Lagunenküste Oberalbaniens, vortrefflich, die Hitze der mit Süditalien gleichen Breite durch Gebirgs- und Seeluft gemäßigt. Der Boden der Thäler und Ebenen würde bei einiger Pflege reichen Ertrag abwerfen; die Berge sind meist kahl und unfruchtbar. Mais und andere Getreidearten gedeihen überall; Tabak wächst in Fülle; Olivenpflanzungen an den Küsten liefern bedeutende Ausfuhr. Die Höhen an der Küste waren früher dichter bewaldet und lieferten vortreffliche Schiffbauhölzer. Die verschiedensten europ. Marinen, Ägypten, die Pforte selbst bezogen von hier aus einen Teil ihres Bedarfs. Jetzt sind sie durch Abholzung in öde Wüstenei verwandelt, nur im Innern giebt es noch Wälder, zum Teil Urwald. Der Volksgeist neigt mehr zum umherschweifenden Hirtenleben als zum seßhaften Ackerbau. Rinder-, Vieh- und Schafzucht sind im Betriebe; die Ausfuhr an Vieh ist nicht erheblich, viel Schafe gehen nach Konstantinopel. Sonst werden ausgeführt Schildkröten, gedörrte Fische, Sumach, Galläpfel, Wachs; statt der früher bedeutenden Korallenfischereien kam Seesalzbereitung besonders bei Avlona auf. Dort wird auch Asphalt, Schwefel und Gips gewonnen. Der Verarbeitung des Produktenreichtums sind die Einwohner ziemlich abhold. Sie sind zum größten Teil Albanesen (s. d.), nur im NO. mit Serben und Türken untermischt und im S., im Epirus, zum Teil gräcisiert. Vereinzelt sind die zahlreichen Ansiedelungen der Südrumänen im Grammos, Pindos, bei Avlona. Die Lage des Landes ist für den Verkehr von hoher Bedeutung. Durch seine große Annäherung an Italien ist es zur Vermittelung zwischen diesem und der Balkanhalbinsel berufen und hat diese Rolle im Altertum auch gespielt; damals zog von der Hafenstadt Dyrrhachium (Durazzo) die große Heerstraße, die Via Egnatia, durch A. nach Saloniki. Später hat die Unsicherheit und der Verfall der Verkehrswege dem Lande diese Bedeutung gänzlich geraubt. A. ist das wildeste, uncivilisierteste und unbekannteste Land Europas. Die bedeutendsten Städte sind Prizren, Skutari, Durazzo, Avlona und Jannina. – Vgl. Leake, Travels in Northern Greece (4 Bde., Lond. 1836); Grisebach, Reise durch Rumelien (2 Bde., Gött. 1841); Viquesnel, Voyage dans la Turquie d’Europe (2 Bde., Par. 1857‒69); Hahn, Reise durch die Gebiete des Drin und Wardar (Wien 1870); Gopčevic, Oberalbanien (Lpz. 1881). S. auch Albanesen.

Albāno (A. Laziale), Stadt im Kreis Rom der ital. Provinz Rom, 20 km südöstlich von Rom, an der Via Appia und der Zweigbahn A.-Nettuno (38 km), ist Sitz eines Bistums, das unmittelbar unter dem röm. Stuhle steht und von einem Kardinalbischof verwaltet wird, und hat (1881) 6981, als Gemeinde 7095 E. Der Ort, obgleich ärmlich und nicht sehr reinlich, enthält zahlreiche Villen und Landhäuser vornehmer Römer und ist von ausgedehnten Weinpflanzungen umgeben, die einen vorzüglichen roten und weißen, schon im Altertum berühmten Wein liefern. Die Frauen des Ortes stehen im Rufe großer Schönheit und haben eine höchst malerische Tracht, die sie nur noch an hohen Festtagen tragen. A. verdankt seinen Ursprung den Villen des Pompejus und wurde von den röm. Kaisern, namentlich Domitian, zu einer einzigen großartigen Villa ausgebaut. So entstand allmählich eine neue Stadt, das municipium Albanum, von der noch zahlreiche Reste vorhanden sind, z. B. die einer Wasserleitung, eines Amphitheaters und der kolossalen Bauten Domitians, während von dem uralten Albalonga (s. d.) sich nichts mehr erhalten hat, so daß seine Lage sich nicht mehr sicher bestimmen läßt. In der nächsten Umgebung liegen: das sog. Grabmal des Ascanius (angeblichen Gründers von Albalonga) vor dem Thore an der Appischen Straße, ohne Grund für das Grabmal des Pompejus gehalten; auf der andern Seite der Stadt (nach Ariccia zu) das sog. Grabmal der Horatier und Curiatier, eine Nachahmung eines etrusk. Grabes, vermutlich aus der frühern Kaiserzeit. Ein großartiges Baudenkmal der Neuzeit ist der 1846‒53 unter Pius Ⅸ. durch Bertolini errichtete Viadukt (304 m lang, 59 m hoch) auf der Straße nach Ariccia, aus Peperin erbaut, mit drei Bogenstellungen übereinander. Er überschreitet das tiefe, zwischen A. und dem Städtchen Ariccia gelegene Thal. Eine besondere Zierde der reizenden Umgebungen von A. bilden die prächtigen, von Papst Urban Ⅷ. (1623‒44) angelegten Alleen riesiger Bäume (Galleria genannt). A. liegt am Westabhange des schönbewaldeten Albanergebirges (Monti-Albani), eines vulkanischen Ringgebirges mit mehrern Kratern, deren zwei durch den Albaner- und Nemisee erfüllt werden. Der höchste Punkt des Gebirges ist der Monte-Cavo (Mons Albanus der Alten, 956 m) mit Aussicht auf das Gebirge, auf Rom und seine Campagna, die Etrusker- und Sabinerberge und die Küste von Terracina bis Civitavecchia. Er erhebt sich auf dem Westrande eines trocknen, mit Süßwasserschichten erfüllten Kraters, genannt das Lager des Hannibal, und war in vorröm. Zeit der Heilige Berg der Latiner, auf dem die Bundesfeste (Feriae latinae) gehalten wurden und der hochberühmte Tempel des Jupiter Latiaris stand. Der Tempel wurde erst 1783 durch Kardinal von York zerstört und die Trümmer zum Bau des Passionistenklosters auf dem Gipfel des Berges verwendet. Unweit des Kraters führt eine noch trefflich erhaltene antike, mit großen Lavapolygonen gepflasterte Straße auf die Höhe des Berges, wohl die Via triumphalis, auf der röm. Feldherren, denen der Triumph in Rom nicht bewilligt ward, feierlich zum Tempel hinaufzogen. – Der höchst malerische Albanersee (gewöhnlich Lago di Castello genannt),