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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Albigeois; Albinagĭi jus; Albīni; Albini-Lafetten; Albinismus; Albinōni; Albinos; Albīnos

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Albigeois – Albinos

Verdammung auf dem zu Toulouse abgehaltenen Konzil (1119) als «Toulousische Ketzer» bezeichnet wurden. Dieses Verdammungsurteil ward 1139 von Innocenz Ⅱ. bestätigt. Auf einem zu Lombers unweit Albi 1165 abgehaltenen Konzil sprachen sie sich über ihre Lehren offen aus. Dennoch wurden sie später arg verdächtigt und namentlich des Dualismus, der Verwerfung der Trinitätslehre, des Abendmahls und der Ehe, der Leugnung des Todes und der Auferstehung Christi u. dgl. beschuldigt. Zu Anfang des 13. Jahrh. hatte sich die Lehre der A. über ganz Südfrankreich ausgebreitet, besonders in großen Städten und bei den adligen Geschlechtern. So glaubte Papst Innocenz Ⅲ. sie nicht länger dulden zu können und nahm die Ermordung seines Legaten Peter von Castelnau zum Anlaß, gegen die A. einen Kreuzzug zu predigen, dessen Leitung er dem Abt Arnold von Citeaux und dem Grafen Simon von Montfort übertrug, und der zu den furchtbaren Albigenserkriegen führte. Südfrankreich wurde unbarmherzig verwüstet, namentlich das Land des den A. günstigen Grafen Raimund Ⅵ. von Toulouse (s. d.). Die Legaten Arnold und Milo nahmen 1209 Béziers, die Hauptstadt seines Neffen Roger, mit Sturm und ließen gegen 20000 E. ohne Unterschied des Glaubens niedermachen. «Tötet sie alle», soll Arnold nach wenig verbürgter Nachricht gerufen haben; «der Herr wird die Seinen schon schützen!» Die eroberten Lande schenkte die Kirche, zur Belohnung seiner Dienste, auf der Lateransynode 1215, dem Grafen von Montfort, der jedoch nie in den ruhigen Besitz dieser Schenkung kam. Bei der Belagerung von Toulouse (1218) ward er durch einen Steinwurf getötet, und Raimund Ⅵ. gelangte wieder in den Besitz des eroberten Landes. Allein der päpstl. Ablaß lockte aus allen Provinzen Frankreichs neues Kriegsvolk herbei, das den Krieg fortsetzte, und auch König Ludwig Ⅷ. von Frankreich griff zu den Waffen gegen die Ketzer. Nachdem Hunderttausende von beiden Seiten gefallen und die schönsten Gegenden in der Provence und in Oberlanguedoc verwüstet waren, kam es 1229 zum Frieden, in dem Raimund Ⅶ. die Lossprechung vom Kirchenbanne mit ungeheuren Geldsummen erkaufen, Narbonne mit mehrern Herrschaften an Ludwig Ⅸ. überlassen und seinen Eidam Alfons von Poitiers, einen Bruder Ludwigs, zum Erben seiner übrigen Lande einsetzen mußte. In Toulouse wurde gleichzeitig ein päpstl. Inquisitionstribunal errichtet, das die noch übriggebliebenen A. entweder gewaltsam bekehrte oder dem Flammentod übergab. 1244 wurden die Reste der A. in den Pyrenäen vernichtet. Doch hatte noch am Anfange des 14. Jahrh. die Inquisition in diesen Gegenden vollauf zu thun. Viele A. flüchteten auch nach Piemont und verschmolzen hier mit den Waldensern. – Vgl. Fauriel, Historie de la croisade contre les hérétiques Albigeois (Par. 1837); Chr. A. Hahn, Geschichte der Ketzer (3 Bde., Stuttg. 1846‒50); K. Schmidt, Histoire de la secte des Cathares ou Albigois (Straßb. 1849); Peyrat, Historie des Albigeois (2 Bde., Par. 1880‒82). Dichterisch ist der Verzweiflungskampf der A. von Nikolaus Lenau behandelt worden in dem Epos «Die A.».

Albigeois (spr. -ischŏá), alte franz. Landschaft, die ungefähr dem heutigen Depart. Tarn entspricht, gehörte noch 506 den Westgoten, wurde nach der Schlacht bei Vouillé von Theuderich, dem Sohne Chlodwigs, erobert, 732 nach der Schlacht bei Poitiers durch die Sarazenen verwüstet, fiel 768, als Pippin sein Reich teilte, Karl zu, gehörte später zu dem Königreich Aquitanien und von 843 an zur Herrschaft Karls des Kahlen, später wurde sie mit der Grafschaft Toulouse vereinigt und endlich 1229 an Ludwig den Heiligen abgetreten. Sie wurde geschichtlich merkwürdig durch die Verfolgungen ihrer Bewohner, der Albigenser (s. d.).

Albinagĭi jus (frz. Droit d’aubaine), s. Heimfallsrecht.

Albīni, Franz Joseph, Reichsfreiherr von, deutscher Staatsmann, geb. 1748 zu St. Goar, wurde 1770 Hof- und Regierungsrat des Fürstbischofs von Würzburg, dann Assessor am Reichskammergericht. 1787 zum Geh. Reichsreferendar ernannt, suchte er als Anhänger Kaiser Josephs Ⅱ. und als Gegner Preußens Kurmainz dem Fürstenbunde abwendig zu machen. 1790 trat er als Hofkanzler und Minister in die Dienste des Kurfürsten von Mainz; von diesem 1792 zum Statthalter bestellt, flüchtete er bei dem Vordringen der Franzosen. An dem Revolutionskriege 1799 nahm er als Mainzer Generalfeldzeugmeister teil. Als der Kurfürst Friedrich Karl Joseph 1802 starb, leitete A. auch unter dessen Nachfolger K. Th. von Dalberg (s. d.) alle Staatsgeschäfte. Nachdem Dalberg dem Rheinbunde beigetreten war, wurde A. Statthalter von Regensburg. Nach der Abtretung von Regensburg an Bayern erhielt er 1810 in Frankfurt das Präsidium des großherzogl. Staatsrates und die Ministerien der Justiz, des Innern und der Polizei. Die Verbündeten übertrugen ihm, als sie im Okt. 1813 das Großherzogtum Frankfurt besetzten, den Vorsitz in dem Ministerialrate des von ihnen unter Verwaltung genommenen Landes. A. trat 1815 in österr. Dienste, starb aber schon 8. Jan. 1816 zu Dieburg.

Albini-Lafetten, s. Gelenklafetten.

Albinismus oder Albinoismus, der Zustand der Albinos (s. d.).

Albinōni, Tommasio, ital. Komponist 1674‒1743, schrieb für die Bühnen von Venedig gegen 40 Opern. In Deutschland waren seine Sonaten und Konzerte für Violine außerordentlich verbreitet. Er gehörte zu den ersten und bedeutendsten Vertretern der jungen Kunstgattung. S. Bach hat mehrere seiner Werke benutzt und bearbeitet.

Albīnos nennt man diejenigen Menschen und Tiere, in deren Körperbedeckung und Augen der dunkle Farbstoff (das Pigment) mangelt. Im regelmäßigen Zustande wird unter die Oberhaut, in die Haare, Federn, Schuppen u. s. w., in die Regenbogenhaut und in die Gefäßhaut (Chorioidea) des Auges ein Farbstoff abgesondert, welcher diesen Körperteilen das ihnen eigentümliche Kolorit verleiht. Wenn nun aber durch einn angeborenen Fehler (eine Hemmungsbildung, s. d.) die Ablagerung eines solchen Farbstoffs nicht stattfindet, so erscheinen die Haut bleich und ihre Anhangsgebilde weiß, unter Umständen (weiße Hauskatzen) ist auch Taubheit mit diesen Erscheinungen verbunden. Die Pupille der Augen erscheint rot, weil durch die dünnen farblosen Wandungen der Augen viel Licht in deren Inneres gelangt und die gefäßreiche und darum rot erscheinende Aderhaut diffus beleuchtet. Auch die dünne Regenbogenhaut zeigt einen rötlichen Schimmer. Da der schwarze Farbstoff auf der Chorioidea und auf der hintern Fläche der Regenbogenhaut das in das Innere des Auges eingefallene Licht resorbiert, so können die A., welchen