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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Alexander-Newskij-Orden; Alexanderorden; Alexanderpapageien; Alexanderromane; Alexandersage

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Alexander-Newskij-Orden - Alexandersage

Ritterfeste des heil. Alexander (30. Aug. alten Stils) eine große Wallfahrt angestellt. - Vgl. Opisanie Aleksandro-Nevskoj Lavry (Petersb. 1842).

Alexander-Newskij-Orden, der dritte russ. Orden, gestiftet von Peter I. 1722 zu Ehren des Großfürsten Alexander Newskij (s. d.), von Katharina I. 8. April 1725 zuerst an den Fürsten Menschikow verliehen, ist für Militär- und Civilverdienste bestimmt und hat nur eine Klasse, wird aber auch mit Brillanten und mit Schwertern verliehen. Das Ordenszeichen, ein achtspitziges, rotes Kreuz mit dem Bilde Alexander Newskijs in einem Mittelschilde und Adlern in den Winkeln, wird an einem breiten hochroten Bande von der linken Schulter auf die rechte Seite, der Stern, mit den verschlungenen Buchstaben S.A. und der Devise: Pro laboribus et patria ("Für Arbeit und Vaterland"), auf der linken Brust getragen. Ordensfest 11. Sept. (30. Aug.).

Alexanderorden, bulgar. Orden, 25. Dez. 1881 vom Fürsten Alexander I. gestiftet, 14. (2.) Aug. 1888 durch Fürst Ferdinand erweitert, für Civilverdienste oder Auszeichnung im Militärdienst im Frieden oder Kriege bei Abteilungen, die dem Feinde nicht gegenüberstanden. Er hat fünf Klassen und wird am roten Bande getragen. Der Stern der ersten vier Klassen ist von Gold, der der fünften von Silber, der der zweiten und dritten Klasse von einer goldenen Krone mit flatterndem Bande überragt.

Alexanderpapageien, s. Alexandersittiche.

Alexanderromane, s. Alexandersage.

Alexandersage. Das wunderbare, die Phantasie anregende Element in den Zügen Alexanders d. Gr. führte früh zu romanhafter Ausschmückung seiner Thaten. Reisen zu märchenhaften Völkern, ins Meer, durch die Luft, ja bis zu den Pforten des Paradieses wurden ihm angedichtet. Die gelesenste Niederschrift dieser Geschichten war die um 200 n. Chr. in Ägypten zuerst zusammengefaßte griech., dann in lat., syr., armenischen Bearbeitungen verbreitete des sog. Pseudo-Kallisthenes, "Alexanders Thaten" (griechisch mit Arrian hg. von Müller, Par. 1846; von Meusel, Lpz. 1871); vgl. Zacher, Pseudo-Kallisthenes. Forschungen zur Kritik und Geschichte der ältesten Aufzeichnung der A. (Halle 1867). Eine lat. Übersetzung verfaßte im Anfang des 4. Jahrh. Julius Valerius (hg. von Zacher, Halle 1867); einzelne Partien, der Brief Alexanders d. Gr. an Aristoteles, sein Zug zum Paradiese, wurden besonders übersetzt (Ausgabe dieser Teile und des Valerius von Kübler, Lpz. 1888). Um 950 übertrug ein Priester Leo in Neapel eine jüngere Fassung des Pseudo-Kallisthenes als "Historia (oder liber) Alexandri de pr(o)eliis" (Ausgaben verschiedener Recensionen von Kinzel, Berl. 1884; Landgraf, Erlangen 1885; einer jüngern interpolierten von Zingerle, Die Quellen zur A. des Rud. von Ems, Bresl. 1885). Leos Arbeit wurde die beliebteste Quelle des Abendlandes für seine ritterlichen Alexanderromane; daneben kamen Josephus, Methodius u. a. nur wenig in Betracht. So gestaltete danach im 13. Jahrh. Quilichin von Spoleto eine lat. Bearbeitung in Versen (vgl. Reuling in den "Beiträgen zur Geschichte der deutschen Sprache und Litteratur", Bd. 10), im 12. Aubry (Alberich) von Besançon ein franz. Epos (das erhaltene Bruchstück bei Heyse, Roman. Inedita, Berl. 1856), das der Pfaffe Lamprecht (s. d.) seinem Alexanderlied zu Grunde legte. Andere poet. Bearbeitungen der A. in deutscher Sprache, außer den verlorenen von Berthold von Herbolzheim und Biterolf (Anfang des 13. Jahrh.), rühren her von Rudolf (s. d.) von Ems und Ulrich von Eschenbach (zwischen 1270 und 1287; hg. von Toischer, Prag 1888; Abhandlung dazu in den ^[fehlt: "] Berichten der Wiener Akademie" 1881). Ein umfangreiches Gedicht über die A. verfaßte 1352 ein Österreicher Seifried (ungedruckt). Eine selbständige Episode behandelt das mittelhochdeutsche Gedicht von "Alexander und (dem Zwerg) Antiloie", ebenso der Schwank von "Alexander und Aristoteles" (vgl. im allgemeinen Hertz, Aristoteles in den Alexanderdichtungen des Mittelalters in den "Abhandlungen" der Münchener Akademie, 1890). Auch ein niederdeutscher Prosaroman ist erhalten. In franz. Sprache (vgl. P. Meyer, Alexandre le Grand dans la litt. franç. du moyen âge, 2 Bde., Par. 1886) giebt es außer Aubrys Dichtung eine Bearbeitung der A.von Lambert li Cors und Alexandre de Bernay um 1188 (hg. von Michelant, Stuttg. 1846; von de la Villethassetz und Talbot, Par. 1861). Im Angelsächsischen wurde der Brief Alexanders an Aristoteles bearbeitet; im Englischen giebt es außer verschiedenen Bruchstücken ein umfangreiches alliterierendes Gedicht (hg. von Skeat 1886) nach der "Historia de proeliis" und wohl etwas früher ein gereimtes Epos "Life of Kyng Alisaunder" (hg. in Webers Metrical romances", Bd. 1, Edinb. 1810), das auf einem franz. Auszuge aus Valerius beruht. Dagegen fußt wesentlich auf Curtius Walthers von (Lille oder) Châtillon lat. "Alexandrëis" (um 1200; hg. von Müldener, Lpz. 1863), viel benutzt (isländisch vom Bischof Brandr Jônsson, gest. 1264), die Quelle Ulrichs von Eschenbach und des Spaniers I. L. de Segura (dessen "Poëma de Alexandro" im 13. Jahrh. den Alexandriner gebraucht). Valerius, Walther und Vincenz von Beauvais legte der Vlaeme Jakob van Maerlant (s. d.) zu Grunde. Die einzige größere kelt. Bearbeitung, aus dem 11. Jahrh., fußt auf Orosius (vgl. Kuno Meyer, Eine irische Version der A., Lpz. 1884).

Den Südslawen, die die A. von Byzanz bekamen und von denen sie auf die Russen überging, muß sie um die Mitte des 13. Jahrh. bekannt gewesen sein. Von den beiden südslaw. Bearbeitungen ist eine erhalten als Einschiebsel in eine bulgar. Übersetzung des byzant. Historikers Johannes Malalas, im ganzen eine Übersetzung des Pseudo-Kallisthenes. Die zweite, größtenteils in serb. Handschriften, geht auf ein griech. Original zurück, das durch ein griech. Buch des 16. Jahrh. (Διήγησις χαί ή ζωή του 'Αλεξάνδρον; hg. von Wesselowskij im "Sbornik" der Petersburger Akademie, 40. Bd., 1886) und ein aus dem 14. oder 15. Jahrh. stammendes Gedicht (hg. von Wagner in "Trois poèmes grecs", Berl. 1881) vertreten wird, von dem auch eine spätere Bearbeitung (zuerst gedruckt Vened. 1529 und oft wiederholt) vorhanden ist. Die westslaw. Alexanderromane haben ihre Quelle mit den westeurop. Bearbeitungen gemein; so ist die Hauptquelle der czech. Alexandreis Walther von Châtillon. Die genannten griech. Bearbeitungen gehen im ganzen auf Pseudo-Kallisthenes zurück.

Auch das romantische Epos des Orients erhob Alexander d. Gr. zum Lieblingshelden. Vgl. Spiegel, Die A. bei den Orientalen (Lpz. 1851); Bouriant im "Journal asiatique", 1887.Außer in Firdûsis "Schah-nameh", das meist aus den arab. Darstellungen der A. schöpft, ist er in Persien insbesondere in Nisamis "Iskender-nameh" besungen worden; vgl. Bacher, Nisamis Leben und Werke und