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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Alexandria; Alexandria ad Issum; Alexandrien; Alexandrine; Alexandriner; Alexandrinische Bibliothek; Alexandrinische Kunst

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Alexandria (ad Issum) - Alexandrinische Kunst

je eins nach Sitia auf Kreta, Larnaka auf Cypern und Port-Saïd. Die Überlandlinie geht längs der Eisenbahn über Kairo nach Sues.

Alexandria ad Issum, s. Alexandrette.

Alexandria, Hauptstadt des County A. im nordamerik. Staate Virginien, rechts vom Potomac, 11 km unterhalb Washington, hat (1890) 14 339 E. und eine Akademie. Die Lage am Potomac, der hier für die größten Schiffe tief genug ist und einen bequemen Hafen bildet, sowie an dem Alexandriakanal, der auf einem Aquädukt (426 m lang, 11,5 m hoch) über den Potomac nach Georgetown in den Chesapeake-Ohio-Kanal führt, begünstigt einen lebhaften Schiffahrts- und Handelsverkehr, der die Produkte des Flußgebietes zur Ausfuhr bringt. Am 28. Aug. 1814 wurde A. von den Engländern unter Gordon auf ihrem Zuge gegen Washington geplündert und zerstört.

Alexandrien, s. Alexandria.

Alexandrine, Friederike Wilhelmine A. Marie Helene, Großherzogin von Mecklenburg-Schwerin, Tochter des Königs Friedrich Wilhelm III. von Preußen und der Königin Luise, geb. 23. Febr. 1803, vermählte sich 25. Mai 1822 zu Berlin mit dem Erbgroßherzoge, spätern Großherzog Paul Friedrich (s. d.) von Mecklenburg-Schwerin, wurde 7. März 1842 Witwe und starb 21. April 1892 in Schwerin. Sie war zweiter Chef des preuß. Leibgrenadierregiments König Friedrich Wilhelm III. (1. brandenburgisches) Nr. 8.

Alexandriner heißen im Französischen 12silbige, bei weiblichem Ausgang 13silbige Verse mit betonter 6. und 12. Silbe und mit einem Einschnitt (Cäsur) nach der 6. Silbe, wodurch der Vers in gleiche Hälften (Hémistiche) zerfällt. Den Namen hat diese Versart von ihrer (freilich nicht ältesten) Anwendung in einer altfranz. Bearbeitung (1180) der Alexandersage (s. d.). Ronsard nannte den A. den "heroischen" Vers, und seitdem ward er in Frankreich für Epos, Drama und alle höhern Dichtarten mit Vorliebe angewendet. Er empfiehlt sich den Franzosen durch die Fähigkeit, Gegensätze scharf zum Ausdruck zu bringen. Da der französische A. den regelmäßigen Wechsel von betonter und unbetonter Silbe nicht kennt, so ist er nicht so eintönig wie der deutsche. Dieser, eine Nachahmung des französischen, ist ebenso gebaut, nur hat er iambischen Fall, d. h. die ungeraden Silben sind unbetont, die geraden (2. 4. 6. 8. 10. 12.) sind betont. Der Reim ist in der Regel paarweise, männlich oder weiblich; Beispiel aus Goethes "Die Mitschuldigen":

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Wenn's was zu naschen giebt, sind alle flugs beim Schmause;

Doch macht ein Mädchen Ernst, so ist kein Mensch zu Hause.

So gehts mit unsern Herrn in dieser schlimmen Zeit;

Es gehen zwanzig drauf, bis daß ein halber freit.

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Der A. fand in Deutschland seit Anfang des 17. Jahrh. (durch Lobwasser, Melissus, Weckherlin und besonders Opitz) Eingang und bürgerte sich durch den Einfluß des franz. Dramas auch auf der Bühne ein. Klopstock hat ihn in der epischen Poesie durch antike Maße, Lessing in der dramatischen durch den fünffüßigen Iambus verdrängt. In der That sind diese kurzen, paradeschrittartigen Reimpaare dem Geiste der deutschen Sprache nicht angemessen, am allerwenigsten im Drama. Rückert, Freiligrath und Geibel griffen in einzelnen erzählenden Gedichten (ersterer in "Rostem und Suhrab") auf den A. zurück, indem sie teils durch Hinzufügung mehrerer Cäsuren, teils durch Anbringen von Anapästen und Spondeen Mannigfaltigkeit und Beweglichkeit des einförmigen Metrums erhöhten. Bekannt ist Freiligraths Gedicht "Der A." ("Spring an, mein Wüstenroß aus Alexandria!" u. s. w.). Gegen die Regel der franz. Dichtkunst, daß am Schluß jedes Verses eine Sinnpause eintrete, lehnten sich erst im 19. Jahrh. franz. Dichter (zuerst André Chénier) auf, indem sie sich Enjambement (s. d.) gestatteten. Man unterscheidet im französischen A. "le vers classique" und "le vers romantique"; ersterer bevorzugt das rhythmische, letzterer das logische Element der Worte. - Vgl. Becq de Fonquières, Traité général de versification française (1879); Lubarsch, Franz. Verslehre (1879). ders., über Deklamation und Rhythmus der franz. Verse (1888); Tobler, Vom franz. Versbau alter und neuer Zeit (2. Aufl., 1888); Viehoff, Der A., mit besonderer Rücksicht auf seinen Gebrauch im Deutschen (Schulprogramm, Trier, 1859); Träger, Geschichte des französischen A.s, I (Lpz. 1889).

Alexandrinische Bibliothek, die größte und berühmteste aller Bibliotheken des Altertums, vom ägypt. König Ptolemäus II. (s. Ptolemäer) gestiftet. Bereits unter Ptolemäus I. Soter hatte der Athener Demetrius Phalereus 50 000 Bände oder Rollen zusammengebracht, und in ihrer blühendsten Zeit soll die durch berühmte Gelehrte, wie Zenodotus, Kallimachus, Eratosthenes, Apollonius Rhodius, Aristophanes von Byzanz, Aristarch u. a. geleitete Anstalt 490 000, nach einem Zeugnisse des Altertums mit Einrechnung aller Doubletten sogar 700 000 Rollen gehabt haben. Der größere Teil dieser Bibliothek, der die röm., griech., ind. und ägypt. Litteratur umfaßte, war in einem an den königl. Palast anstoßenden Gebäude, in der Nähe des Museums, im Quartier Brucheion, aufgestellt. Sie verbrannte bei Gelegenheit der Kämpfe Cäsars 18 und 47 v. Chr. in Alexandria gegen die Ägypter, wurde aber nachher durch die pergamenische Bibliothek, die Marcus Antonius der Königin Kleopatra schenkte, wieder ersetzt. Eine zweite kleinere, durch Ptolemäus II. gegründete Bibliothek befand sich im Serapeum im Quartier Rhakotis. Sie enthielt speciell zu praktischen Unterrichtszwecken 42 800 Bände und erhielt sich bis auf die Zeiten Theodosius' d. Gr., unter dem ein Haufe fanatischer, über die fortdauernde Serapisfeier aufgebrachter Christen, vom Erzbischof Theophilus angeführt, das Serapeum 391 stürmte und verheerte. Schon bei diesem Sturme, und nicht erst bei der Eroberung Alexandrias durch die Araber unter Omar 641, wurde die Bibliothek zerstört. - Vgl. Petit-Radel, Recherches sur les bibliothèques anciennes et modernes (Par. 1819); Ritschl, Die A. B. (Bresl. 1838); Weniger, Das Alexandrinische Museum (Berl. 1875).

Alexandrinische Kunst nennt man die Kunst, welche sich unter der Herrschaft der Ptolemäer in Ägypten ausbildete und von hier aus über die antike Welt verbreitete. Die geringen Zeugnisse, wenige litterar. Notizen und eine sehr kleine Anzahl erhaltener Denkmäler geben von der Entwicklung der A. K. nur ein ungenaues und lückenhaftes Bild, aber sie lassen doch ihre Bedeutung hervortreten, wenn es auch zweifelhaft bleibt, wie weit sich die A. K. innerhalb der hellenistischen Kunst überhaupt (s. Griechische Kunst) eigenartig gestaltet hat. In Alexandria, als der bedeutendsten unter den neu emporgeblühten Großstädten, kam das System einer regelmäßigen Straßenanlage sowie das neue Verfahren des Ziegelbaues mit Verkleidung der Wände