Schnellsuche:

Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Alexandrinische Philosophie; Alexandrinischer Codex; Alexandrinischer Dialekt; Alexandrinischer Krieg

377

Alexandrinische Philosophie - Alexandrinischer Krieg

durch Marmorplatten und Metallornamente zum erstenmal in großem Stile zur Anwendung. Der Sammeleifer der Ptolemäer, der die Bibliothek zusammenbrachte, erstreckte sich auch auf ältere griech. Kunstwerke. Die Prachtliebe der Fürsten, die glänzenden Veranstaltungen an den Festen der Götter, wobei in verschwenderischer Fülle Kunstwerke aller Art, Marmorskulpturen, Statuen aus Gold und Elfenbein, daneben auch automatisch bewegte Figuren und lebende Bilder zur Verwendung kamen, stellten an die Künstler hohe, wenn auch nicht immer würdige, Anforderungen. Die Hebung der mediz., speciell der anatom. Studien, die reiche Anschauung, welche die Stadt mit ihrem Gemisch verschiedenartiger Völkertypen bot, mußten den Künstlern neue Anregung geben. Wie diese wirkte, zeigt ein schöner Bronzekopf (abgebildet bei von Sybel, "Weltgeschichte der Kunst", Marburg 1888), vermutlich einer Ägypterin und der eines Negers mit kräftiger Charakteristik. (Vgl. Rayet, Monuments de l'art antique II, Par. 1883.) Zu dem Realismus gesellt sich die Karikatur in den absonderlichen Gestalten der Gryllen und Pygmäen, die wie die Neger unter den Straßentypen Alexandrias eine Rolle spielten. Die idealere Richtung ist durch die Statue des Nils (im Vatikan) glänzend vertreten, der das Idealbildnis des Homer und die Porträtbüsten der Ptolemäerfürsten würdig zur Seite stehen. Auch die Genrebildnerei scheint in Alexandria ihre erste Ausbildung erhalten zu haben. In kleinen Reliefbildern werden Scenen des Landlebens und die kleinern Vorfälle des täglichen Lebens geschildert. Sorgfältig ist alles Detail ausgeführt und, was die ältere griech. Kunst verschmähte, auch die Landschaft selbst mit ihren waldigen Höhen und Felsabhängen, zwischen denen die Figuren nur mehr als Staffage stehen, dargestellt. Auf diese Gattung A. K. gehen gewisse pompejanische Wandgemälde und Reliefbilder röm. Zeit zurück.

Die Kunst in Alexandria war nur von kurzer Dauer; schon um die Mitte des 2. Jahrh. v. Chr., als die pergamenische und rhodische Kunst in Blüte war, erfolgte der Niedergang. Aber sie setzte sich in Italien fort, anfangs in den aus dem 2. Jahrh. stammenden oskischen Gebäuden von Pompeji (s. d.), wo sich die alexandrinische Wandinkrustation nachgeahmt findet, dann um die Mitte des 1. Jahrh. v. Chr. außer in den campanischen Städten auch zu Rom in Gebäuden, wie dem Pantheon des Agrippa, dem Theater des Pompejus und später in dem Goldenen Hause des Nero. (Vgl. Brunn, Die griech. Bukoliker und die bildende Kunst, in den "Sitzungsberichten" der Münchener Akademie, philos.-histor. Klasse, 1879; Lumbroso, Recherches sur l'economie politique de l'Égypte sous le Lagides, Tur. 1870; Helbig, Untersuchungen über die campanische Wandmalerei, Lpz. 1873; Schreiber, Die hellenistischen Reliefbilder, ebd. 1889 fg.) Einer spätern Zeit gehörten die Mumienporträte an, die, früher nur vereinzelt in den Sammlungen vertreten, in der neuesten Zeit durch die Funde im El-Fajum in großer Masse bekannt geworden sind. Sehr gute Exemplare (7) besaß die Grafsche Sammlung in Wien, die neuerdings nach Kopenhagen verkauft wurden. (S. Tafel: Alexandrinische Kunst.) Diese, meist auf Linden- oder Sykomorenholz gemalten Porträte waren am Kopfende der Mumien befestigt und bildeten so einen Ersatz für die in altägypt. Zeit gebräuchlichen Totenmasken. Die Technik der Bilder ist verschieden; die einen sind mit Wachsfarben enkaustisch, die andern mit Temperafarben, andere in einer Mischung beider angefertigt. (Vgl. Donner von Richter, Die enkaustische Malerei der Alten, Anhang zu Ebers, Eine Galerie antiker Porträte, Münch. 1888.) Die Gesichtstypen der Bilder und die zugleich mit den Porträten gefundenen Inschriften, die auf kleinen um den Hals der Mumien gebundenen Täfelchen, den sog. Mumienetiketten, aufgeschrieben waren, zeigen, daß die Bestatteten Griechen waren. Der Fundort liegt (südlich von Memphis) in dem arsinoitischen Gau, der schon in der Ptolemäerzeit hellenisiert war. Wenn aber die in Ägypten seßhaften Griechen auch bereits im 2. Jahrh. v. Chr. die ägypt. Sitte der Mumifizierung angenommen hatten und die Herstellung solcher Porträte also bis in diese Periode hinaufreicht, so ist damit noch nicht gesichert, daß auch die erhaltenen Bilder, die man in starker Überschätzung für Werke bedeutender alexandrinischer Künstler hat halten wollen, aus der Ptolemäerzeit stammen. Vielmehr weisen gewisse Merkmale für die meisten bestimmt auf Entstehung im 2. nachchristl. Jahrhundert hin, so die zugleich gefundenen Inschriften durch ihre Buchstabenformen und ferner der Umstand, daß die Männer in der Regel bärtig dargestellt sind. Die Sitte, einen Vollbart zu tragen, kam nämlich erst seit der Zeit Hadrians wieder auf, nachdem sie zurück bis zur Zeit Alexanders d. Gr. nicht üblich gewesen war. Die sog. Prinzenlocke aber, mit der die Prinzen dargestellt sind, ist für die frühere Datierung nicht beweisend, da sie nicht ausschließlich von den Lagidenprinzen getragen wurde. Auch stilistischer Charakter und Auffassung der Bilder sprechen für die spätere Entstehung. - Vgl. Heydemann, Über die gemalten Bildnisse aus dem Fajum (in den "Sitzungsberichten der Königl. Sächs. Gesellschaft der Wissenschaften", Lpz. 1888); Wilcken, Die hellenistischen Porträte aus El-Fayjum (im "Archäologischen Anzeiger" I, Berl. 1889); Flinders-Petri, Kahun, Gurob and Hawara (Lond. 1890); Schreiber, Die hellenistischen Reliefbilder (Lpz. 1889-94); Ebers, Antike Porträte. Die hellenistischen Bildnisse aus dem Fajum (ebd. 1893).

Alexandrinische Philosophie, s. Alexandrinisches Zeitalter.

Alexandrinischer Codex (in Bibelausgaben mit A bezeichnet), eine für die Kritik sehr wichtige Handschrift der griech. Bibel im Britischen Museum. Sie ist auf Pergament mit schöner Uncialschrift wahrscheinlich noch im 5. Jahrh. geschrieben und enthält, mit wenigen Lücken, die ganze Bibel nebst den Briefen des Clemens Romanus. Sie gehörte seit 1098 zu dem Bücherschatze des Patriarchen von Alexandria. Cyrillus Lukaris schenkte sie 1628 dem König Karl I. von England. Grabe legte sie seiner Ausgabe der Septuaginta (4 Bde., Oxf. 1707-20) zu Grunde. Einen Abdruck des Neuen Testaments lieferten Woide (Lond. 1786) und genauer Cowper (ebd. 1860), einen solchen des Alten Testaments Baber (4 Bde., ebd. 1810-28).

Alexandrinischer Dialekt, ein Dialekt des Altgriechischen, der sich seit den Zeiten der Ptolemäer (323 v. Chr.) in Alexandria allmählich ausbildete. Er unterschied sich vom attischen hauptsächlich durch die Beimischung macedon. und anderer nichtgriech. Formen und Redewendungen. Die Sprache der Septuaginta (s. d.), dann auch die des Neuen Testaments waren im wesentlichen aus diesem Dialekt hervorgegangen. (S. Griechische Sprache.)

Alexandrinischer Krieg, der Krieg, in den Julius Cäsar von Okt. 48 bis März 47 v. Chr. in