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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Alexiusbrüder; Alfa; Alfanz; Al-Fârâbi; Alfaro; Alfeld; Alfénide; Alfieri

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Alexinsbrüder - Alfieri

zur Zeit des Papstes Innocenz I. (402-417), verließ nach der Trauung die geliebte Braut und zog in freiwilliger Armut durch die Welt. Als er unerkannt unter der Treppe des väterlichen Palastes starb, läuteten der Sage nach von selbst alle Glocken Roms. Sein Leichnam bewirkte alsbald die wunderbarsten Heilungen. Über seinem Grabe auf dem Aventinischen Berge zu Rom, das 1216 aufgefunden ward, steht jetzt eine Kirche seines Namens. Der 17. Juli ist sein Gedächtnistag. Die Legende vom heiligen A. wurde vielfach in den Litteraturen des Mittelalters behandelt, so in acht mittelhochdeutschen Dichtungen (hg. von Maßmann, Quedlinb. 1843), darunter eine von Konrad von Würzburg (s. d.). - Vgl. Paris und Pannier, Le vie de Saint Alexis (Par. 1872); Blau, Zur Alexislegende, im 33. Bande der "Germania" (1888), und die Einleitung zu "La légende Syriaque de Saint Alexis, par A. Amiaud" (Par. 1889).

Alexiusbrüder, s. Lollbarden.

Alfa oder Halfa, soviel wie Esparto (s. d.).

Alfanz, früher Alafanz oder Alefanz (falsch oft von lat. fallacia, Betrug, oder ital. all' avanzo, zu allererst, abgeleitet, stammt von mittelhochdeutsch Fanz, d. i. der Schalk, woher auch fenzeln, d. i. spotten), heißt zunächst Betrüger, Gaukler, dann auch der Betrug selbst, später namentlich in Alfanzerei, soviel wie Dummheit, Narretei, thörichter Aufputz.

Al-Fârâbi, s. Fârâbi.

Alfaro, alte Distriktshauptstadt im östl. Zipfel der span. Provinz Logroño, rechts vom Alhama, unweit seiner Mündung in den Ebro, an der Linie Tudela-Bilbao der Span. Nordbahn, hat (1887) 5938 E., Seifensiedereien und Gerbereien.

Alfeld. 1) Kreis im preuß. Reg.-Bez. Hildesheim, hat 281,40 qkm und (1890) 22 204 (11 101 männl., 11 043 weibl.) E., 1 Stadt, 45 Landgemeinden und 2 Gutsbezirke. - 2) Kreisstadt im Kreis A., an der Leine, in 93 m Höhe, am Fuße der Alfelder Berge (457 m) oder Sieben Berge (Sieben Brüder) und an der Linie Hannover-Cassel der Preuß. Staatsbahnen, Sitz des Landratsamtes, eines Amtsgerichts (Landgericht Hildesheim), Zoll- und Steueramtes erster Klasse, hat (1890) 4128 E., darunter 200 Katholiken, Postamt zweiter Klasse, Telegraph, doppeltürmige, got. Kirche, kath. Kapelle, evang. Schullehrerseminar mit Seminarschule, Präparandenanstalt, Bürger- und Seminarfreischule, Wasser- und Gasleitung; Fabrikation von Leisten, Papier, Tüten, landwirtschaftlichen Maschinen und Geräten, Drell und Barchent, Eisengießerei, Mühlen und Handel mit Flachs, Obst, Leinwand, fremden Tieren, Kanarienvögeln.

Alfénide (spr.-nihd) oder Christofle-Metall, galvanisch versilbertes Neusilber, das etwa 2 Proz. Silber enthält. Man verfertigt daraus Leuchter, Thee-und Kaffeeservice, Milchkannen, Löffel, Gabeln u. s. w. Das A. wird selbst bei längerm Gebrauch nicht auffallend abgenutzt, da das Neusilber ebenfalls eine silberähnliche Farbe besitzt. Dem A. sind ähnlich die unter dem Namen Chinasilber, Perusilber und Alpaka aufgetauchten Legierungen. Über das sog. Tiers-argent s. Drittel-Silber.

Alfieri, altes Patriciergeschlecht aus Asti; ihm entstammen außer dem Dichter Vittorio A. (s. d.) zwei bedeutende Staatsmänner des 19. Jahrh. - Cesare A., Marchese von Sostegno, geb. 13. Aug. 1799 in Turin, wurde zu Paris unter seinem Vater, dem Gesandten Carlo Emanuele A., in den diplomat. Dienst eingeführt und trat unter Karl Albert an die Spitze der Liberalen, neben Cavour, Azeglio uud Balbo. Als Präsident der Reformkommission leistete er Treffliches für das Unterrichtswesen; 1848 wurde er leitender Minister, dann, nach wenigen Tagen von Gioberti verdrängt, Vicepräsident und 1856-60 Präsident des Senats. Er starb 16. April 1869 zu Florenz. - Vgl. Driano, Il marcheso Cesare A di Sostegno (Genua 1869); Berti, Cesare A. (Rom 1877). - Carlo Alberto A., Sohn des vorigen, geb. 1827 zu Turin, trat als Publizist, dann 1857-70 als Mitglied der Kammer und seitdem des Senats für einen monarchischen Liberalismus, der auf Fühlung mit den antinational gesinnten Klerikalen nicht verzichten will, mit mehr Eifer als Erfolg ein. In der ital. Politik hing er Rattazzi an und befürwortete die Trennung von Kirche und Staat (vgl. A.s Übersetzung einer Schrift von Laboulaye: "La separazione della chiesa e dello stato", Tur. 1873). Er ward der Hauptgründer der "Associazione italiana di educazione liberale" und der Schule für Socialwissenschaften (Scuola di scienze sociali) zu Florenz, die zu Ehren seines Vaters den Namen "Istitute Cesare A." erhielt; Verehrer und Freund von Tocqueville, Thiers, Rémusat, J. Simon, Laboulaye, erklärte er sich als Gegner des Dreibundes. Er schrieb u. a. "L'Italia liberale" (Flor. 1872), "Conservatione, libertà, democrazia" (ebd. 1880), "Il senato nella democrazia" (in "Atti della filotecnica di Torino" 1883, Januar), "Note sulle cose d'Italia" (Flor. 1883), "Sulle cattedre dantesche in Italia" (Rom 1887), "L'Italia fà senno" (ebd. 1891).

Alfieri, Vittorio, Graf, ital. Dramatiker, geb. 17. Jan. 1749 zu Asti, Sohn von Graf Antonio A., verlor früh den Vater und erhielt seit 1758 auf einer Adelsakademie zu Turin eine mangelhafte Bildung. 1766 durchreiste er rast- und ziellos ganz Europa. Nach Turin zurückgekehrt, wandte er sich eifrig litterar. Beschäftigung zu. Der Erfolg dramat. Versuche bestärkte ihn im Glauben an seine dichterische Bestimmung. Mit eiserner Willenskraft holte er die versäumte Schulbildung nach und ging nach Toscana, um eine reine Sprache zu erwerben. Die hohe und feurige Liebe zur Gräfin von Albany (s. d.) befestigte die eingeschlagene Richtung. Um völlig unabhängig zu sein, überließ er sein Vermögen gegen eine Rente seiner Schwester. Abwechselnd wohnte er in Florenz und Rom, nachmals mit der Gräfin im Elsaß und in Paris, wo ihn unablässig die Durchfeilung seiner Werke beschäftigte. Beim Ausbruche der Französischen Revolution war er in England und kehrte nach Paris zurück, das er Aug. 1792 nicht ohne Gefahr verließ, worauf er mit der Freundin Florenz zum Wohnsitz wählte. Hier starb er 8. Okt. 1803. Ein Grabmal von Canova (s. Tafel: Italienische Kunst V, Fig. 7) deckt in der Kirche Sta. Croce seine Asche; ein Standbild (von Bini) wurde ihm 1862 in Asti errichtet.

A. hat 21 Tragödien, 6 Komödien und eine sog. Tramelogödie (s. d.) veröffentlicht. Das Bedeutendste leistete er in der Tragödie: hier sind "Virginia", "Agamemnon", "Timoleon", "Orest", "Antigone", "Maria Stuart", "Die Verschwörung der Pazzi" hervorzuheben; als gelungenste gilt "Abel", von ihm als Tramelogödie bezeichnet, weil die übermenschlichen und symbolischen Personen singen, die andern sprechen. Die Tragödien A.s sind Erzeugnisse eines hohen männlichen Geistes, der, allem Schmuck entsagend, mit den einfachsten Mitteln wirken will. Sie sind daher kalt und starr, in der Anlage einfach bis