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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Alpentruppen; Alpenveilchen; Alpenvereine

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Alpentruppen - Alpenvereine

durch deren Thal sie ansteigt, um von Scheifling aus über den Sattel von Neumarkt (888 m) das Glanthal und sich gabelnd einerseits Villach an der Drau, andererseits Klagenfurt zu erreichen. Von Villach aus führt die Pontebbabahn über Tarvis, wo die Linie durch das Savethal nach Laibach abzweigt, dann über Pontafel und das ital. Pontebba und durch das Fellathal nach Udine, wo sie sich an die Linie Venedig-Triest anschließt. Die vierte Verkehrslinie ist die Semmeringbahn von Wien nach Graz, Laibach und Triest. Durch die Zweigbahn von Bruck an der Mur nach St. Michael stehen die beiden Bahnsysteme in unmittelbarer Verbindung. - Als Längslinie ist zu verzeichnen im N. der Hohen Tauernkette die Eisenbahn, die bei Wörgl von der Linie Rosenheim-Innsbruck abzweigt, über Kitzbühel und Hochfilzen (969 m) ins Unter-Pinzgau und Pongau führt und mit der Salzburger Linie vereinigt Radstadt erreicht, dann das Ennsthal hinabführt und bei Selzthal in die Bahn durch das Gesäuse einmündet. Von N. her schließen sich als Zufahrtslinien die Straße von Salzburg über Reichenhall und den Steinpaß nach Saalfelden an der Saalach und die Eisenbahn Attnang-Gmunden-Ischl-Aussee-Selzthal an; von S. her die Poststraße über den Thurnpaß (1275 m) vom Ober-Pinzgau nach Kitzbühel. Im S. der Hohen Tauern zweigt die Pusterthalbahn bei der Franzensfeste von der Brennerlinie ab, überschreitet das Toblacher Feld (1204 m) und zieht sich der Drau und dem Wörther See nach über Lienz, Spital, Villach und Klagenfurt nach Marburg an der Drau, wo sie die Semmeringbahn erreicht. Bei Toblach mündet in sie von S. her aus dem Ampezzothal die prächtige Strada d'Allemagna. Neben diesen Hauptverkehrswegen der Ostalpen bestehen in dem überall zugänglichen, von tiefen Flußthälern durchfurchten Gebiete noch eine Menge von Straßen von kaum geringerer Bedeutung, und namentlich von der Semmeringbahn aus steigen mehrere Zweigbahnen durch die westlich sich öffnenden Seitenthäler hinauf, während nach O. die Linien Graz-Steinamanger, Pragerhof-Kanizsa und Steinbrücken-Agram das Verkehrsnetz der Ostalpen mit dem ungar. Bahnsystem verknüpfen. Zahlreicher sind die Fahrstraßen und Eisenbahnen in den nördl. und südl. Alpenvorländern, so in der schweiz. und bayr. Hochebene, im niederösterr. Hügellande und der Poebene, wo fast jedes größere Flußthal eine Poststraße oder einen Schienenweg besitzt, die bis zum Alpenrande führen.

Folgendes ist eine Übersicht aller fahrbaren Pässe über die Hauptwasserscheide der Alpen in ihrer Reihenfolge von West nach Ost: Col di Tenda (1890 m), Col de Larche (1995 m), Mont-Genèvre (1854 m), Mont-Cenis (2084 m, der Tunnel der Mout-Cenis-Bahn geht in 1295 m Höhe unter dem Col de Frejus [2528 m] durch), Kleiner St. Bernhard (2157 m), Simplon (2010 m), St. Gotthard (2114 m, Eisenbahntunnel in 1154 m Höhe), Lukmanier (1917 m), Bernhardin (2063 m), Splügen (2117 m), Maloja (1811 m), Berninapaß (2330 m), Ofenpaß (2155 m), Reschenscheideck (1495 m), Brenner (1302 m, überschient), Radstädter Tauern (1738 m), Rottenmanner Tauern (1265 m), Schoberpaß (849 m, überschient), Prebichl (1227 m, Eisenbahntunnel), Seeberg (1254 m), Niederalpel (1220 m), Hühnerreith (1144 m), Semmering (980 m, Eisenbahntunnel in 897 m Höhe).

Alpentruppen (Alpini), eine besondere Gattung der ital. Infanterie, zur beständigen Bewachung der Alpenthäler und zur Verteidigung der Alpengrenze bestimmt. Es giebt 7 aktive Regimenter mit 22 Bataillonen und 75 Compagnien, 22 Compagnien der Mobilmiliz und 22 Bataillone mit 75 Compagnien Territorialmiliz, die sich aus den Militärpflichtigen der Alpendistrikte ergänzen. Im Frieden sind die 7 aktiven Regimenter beständig unter Waffen und in Bezug auf Verwaltung selbständig; sie stehen im Winter in den ihnen zur Verteidigung zugewiesenen Thälern und sind während des Sommers im Hochgebirge. Stärke der Compagnien im Frieden: 4 Offiziere, 120 Mann; im Kriege: 5 Offiziere, 1 Arzt, 293 Mann. Bewaffnung: umgeändertes Vetterligewehr, Mehrlader nach System Vitali, Säbelbajonett. Uniform: blauer Rock, aschgraue Hose, kurzer dunkelblauer Radmantel, schwarzer Filzhut mit Rabenfeder, Schnürschuhe mit Leinwandgamaschen. Ein Teil der A., die meist an der franz. Grenze stehen, ist zur Besetzung der Alpensperrforts bestimmt. Vgl. auch die franz. Organisation der Gebirgsjäger (Chasseuers dits de montagne, s. d.).

Alpenveilchen, s. Alpenpflanzen und Cyclamen.

Alpenvereine, Alpenklubs, Vereine, die die Durchforschung der Alpenwelt zum Ziele haben. Der erste derselben war der engl. Alpine Club, ein Verein von Bergsteigern, der 1857 zusammentrat und seinen Sitz zu London hat. Seine Mitglieder haben sich durch eine Reihe der kühnsten Bergfahrten bemerklich gemacht, deren Ergebnisse in mehrern glänzend ausgestatteten Werken niedergelegt sind. Unter diesen sind, außer verschiedenen Monographien einzelner Mitglieder, wie z. B. von Tyndall, Whymper und Freshfield hervorzuheben: das Prachtwerk "Peaks, passes and glaciers" (2 Serien, 4 Bde., Lond. 1860-62), der treffliche "Alpine Guide" (2. Aufl., 3 Bde., 1872-74) von J. Ball und das "Alpine Journal" (seit März 1863). Der Verein zählt 475 Mitglieder, die hauptsächlich die Westalpen bereisen, und von denen auch mehrfach Expeditionen in außereurop. Gebirge, namentlich in den Kaukasus und Himalaja unternommen wurden. Dem Alpine Club folgte der Österreichische Alpenverein, der sich im Nov. 1862 bildete und sich die Verbreitung und Erweiterung der Kenntnis der Alpen, besonders der österreichischen, zum Zweck stellte und sich auch bestrebte, das Interesse an der Alpenwelt zu fördern und ihre Bereisung zu erleichtern. Die Resultate seiner Arbeiten sind in den "Mitteilungen" (2 Bde., Wien 1863-64) und deren Fortsetzung, dem "Jahrbuch des Österreichischen Alpenvereins" (9 Bde., ebd. 1865-73), niedergelegt. Der Schweizer Alpenklub, der seit April 1863 besteht, stellt sich als seine nächste Aufgabe die Lieferung einer lebendigen Erläuterung zu Dufours topogr. Atlas der Schweiz. Es werden hiernach die Forschungen und Untersuchungen unter einem dreifachen Gesichtspunkte, einem topologisch beschreibenden, einem artistischen und einem naturwissenschaftlichen, ausgeführt. Der Verein zerfällt, wie die meisten A., in Sektionen mit wechselndem Vorort, gegenwärtig 40 Sektionen mit ungefähr 3000 Mitgliedern. Über seine Arbeiten, deren größte die Vermessung des Rhônegletschers ist, berichtet das "Jahrbuch des Schweizer Alpenklubs" (Bern 1864 fg.), welches mit trefflichen Karten ausgestattet ist. Organ der roman. Sektionen ist das "L'Echo des Alpes" (Genf 1870fg.). Der Italienische Alpenverein (Club alpino Italiano), dessen Gründung zuerst im Aug. 1863