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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Amazonen; Amazonenstein; Amazonenstrom

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Amazonen (Papageien) - Amazonenstrom

den Alexander besucht haben und durch ihn Mutter geworden sein. Als die Griechen die Südküste des Schwarzen Meers näher kennen lernten und dort keine A. fanden, verlegte man sie in das Land nördlich vom Schwarzen Meere. Mit dem Amazonenmythus hat sich die epische Poesie (z. B. die "Äthiopis" des Arctinus), wie die bildende Kunst der Griechen mit Vorliebe beschäftigt; Bildhauer wie Phidias, Polyklet (vgl. beistehende Figur der Amazone des Polyklet nach dem 1868 in Rom gefundenen, jetzt im Berliner Museum befindlichen Originale) u. a., Maler wie Mikon, haben die A. (Amazonenschlachten, die Abenteuer des Theseus mit den A. u. ä.) dargestellt. Es giebt noch antike Nachbildungen von Statuen großer Meister, ganze Reihen Reliefs wie von Bassä (s. d.), Halikarnassos (s. d.) und Magnesia, besonders viele Vasenbilder u. s. w. Die A. erscheinen da in ideal schönen Formen, keineswegs bloß mit einer Brust. Selbst im Mittelalter verschwinden die A. nicht vollständig aus den Sagen. Mit dem Wiederaufleben der klassischen Studien tauchte die Sage wieder auf; man glaubte auch, daß ein solches Volk wirklich existiere und suchte es nun namentlich in Afrika und Amerika, wie denn auch der Amazonenstrom seinen Namen davon erhalten hat. Auch neuere Künstler haben A. dargestellt: Amazonenschlacht von Rubens (s. die Tafel beim Artikel Rubens), von Feuerbach (Nürnberg, städtische Galerie); Amazone zu Pferde einen Tiger bekämpfend, Bronzegruppe von Kiß, am Berliner Museum. - Vgl. O. Jahn in den "Berichten" der Königl. Sächsischen Gesellschaft der Wissenschaften (Lpz. 1850); Steiner, Über den Amazonenmythus in der antiken Plastik (ebd. 1857); Mordtmann, Die A. (Hannov. 1862); Stricker, Die A. in Sage und Geschichte (Berl. 1873); Klügmann, Die A. in der attischen Litteratur und Kunst (Stuttg. 1875); Michaelis im "Jahrbuch des Kaiserl. Deutschen Archäologischen Instituts" (Berl. 1886); Krause, Die Amazonensage (ebd. 1893).

Amazonen (Chrysotis Swains., Androglossa Vig.), Unterfamilie der Papageien. (S. Tafel: Papageien III, Fig. 5, Chrysotis amazonica L.) Gestalt kräftig, gedrungen, mit großem, stark gebogenem Schnabel, breiten, langen Flügeln und mittellangem, gerundetem Schwanz. Gefieder grün, mit roten und blauen, gelben oder weißen Abzeichen. Heimat Südamerika, besonders Brasilien, wo sie in den Urwäldern am Amazonenstrom, von welchem sie den Namen tragen, in großen Schwärmen leben. Alle A. sind sprachbegabt. Als kluge Vögel gewinnen sie für die Worte bedeutendes Verständnis und lernen Personen, Dinge und Zeit unterscheiden. Von etwa vierzig bekannten Arten gelangen einige dreißig lebend in den Handel; manche sind gemein, einzelne äußerst selten. Überaus beliebt als Stubenvögel, werden sie teils im Käfig, teils auf dem Papageienständer, angekettet an einem Fuße, gehalten. Bei richtiger Pflege erhalten sie sich 20 - 30 Jahre und viel länger vortrefflich. Ihre Preise wechseln zwischen 20 - 30 M. für rohe, frisch eingeführte A. und 75 - 300 M. und weit darüber für gut abgerichtete Sprecher. Begabteste und wertvollste Arten: der Amazonenpapagei mit rotem Flügelbug (Chrysotis aestiva Lath.), als eigentliche, gemeine oder blaustirnige A. am häufigsten im Handel, zugleich eine der gelehrigsten; der große gelbköpfige Amazonenpapagei (Chrysotis Levaillanti Gr.), doppelter Gelbkopf der Händler, an Sprachbegabung der hervorragendste, soll den Graupapagei (s. d.) fast übertreffen, weshalb er auch am höchsten im Preise steht; der gelbschulterige Amazonenpapagei (Chrysotis ochroptera Gmel.), kleiner Gelbkopf oder Sonnenpapagei, gleichfalls sehr geschätzt, weil zuweilen reich begabt; der bepuderte Amazonenpapagei (Chrysotis farinosa Bodd.) oder die Mülleramazone; der gelbnackige Amazonenpapagei (Chrysotis auripalliata Less.), Gold- oder Gelbnacken; der gelbscheitelige Amazonenpapagei (Chrysotis ochrocephala Gmel.) oder die Surinamamazone. - Vgl. namentlich Ruß, Die Papageien, ihre Naturgeschichte, Pflege, Züchtung und Abrichtung (Hannov. 1881); ders., Die sprechenden Papageien (Magdeb. 1887).

Amazonenstein, schön berg- oder spangrüner, trikliner Kalifeldspat (Mikroklin), der sich namentlich am Amazonenstrome und an der Ostseite des Ilmensees bei Mijask findet, aber auch in ausgezeichneten Krystallen am Pikes Peak in Colorado. Die grüne, selten ganz gleichmäßige Farbe rührt wahrscheinlich von organischer Substanz her. Namentlich zu Katharinenburg im Ural werden reine Stücke zu Schmucksteinen und Ornamenten verschliffen.

Amazonenstrom, Rio das Amazonas, mit Einrechnung seines Nebenflusses Ucayali der drittlängste Strom der Erde, in seinem Oberlaufe bis Tabatinga auch Tunguragua und Marañon, dann bis zum Rio Negro Solimões genannt. (S. die Karten: Brasilien und Columbia u. s. w.) Er entspringt in Peru unter 10° 30' südl. Br., etwa 230 km im NO. von Lima, aus dem See von Lauricocha, auf dem zwischen der West- und Ostcordillere ausgebreiteten, 4300 m hohen Plateau am Nordabfall des Cerro de Pasco. Sein Oberlauf, gegen NNW. gerichtet, geht anfangs vielfach gewunden durch ein 220 km langes, schmales und tief eingeschnittenes Felsthal, in dem er eine ununterbrochene Reihe von Stromschnellen und Fällen bildet. Dann erweitert sich das Thal bis zu 30 km und senkt sich zu 1000 - 600 m Höhe. Erst bei Jaen de Bracamoras wird der Strom, bereits 700 km lang, für 2 m tief gehende Fahrzeuge schiffbar. Er beschreibt nun einen 250 km langen Bogen gegen NO. und O. und durchbricht die Ostcordillere in 13 Stromschnellen oder Pongos (Thoren), deren letzte und bedeutendste, der Pongo von Manseriche bei San Borja, den durch zahlreiche Gebirgswasser schon bis zu 500 m Breite angewachsenen Strom plötzlich zwischen senkrechten Felswänden 10 km weit auf 50 m zusammendrängt. Unterhalb dieses Durchbruchs, bei Rentema, fließt der Strom in 378 m Höhe und erreicht eine Breite von fast 1600 m. Er tritt hier, nach 950 km Lauf innerhalb der Anden, in die ungeheure, steinlose Waldebene des tropischen Südamerikas ein, in der er ohne weitere Hindernisse der Schiffahrt, erst bis Tabatinga (200 m hoch) noch auf peruanischem, dann bis zur Mündung auf brasil. Gebiete noch 3650 km zurückzulegen hat, um die auf seinem über 5000 km langen Laufe bis ins

^[Abb: Amazone des Polyklet]